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Isabel Brunner leitet an der Hirslanden Klinik Aarau die Abteilung Endoskopie (bspw. Magen- und Darmspiegelungen) und hat in ihrem Alltag eigentlich nicht direkt mit Krebspatientinnen und -patienten zu tun. Seit bald zwei Jahren aber leitet sie als eine von über 100 Ehrenamtlichen der Stiftung Look Good Feel Better (LGFB) Kosmetik-Workshops für Frauen mit Krebsdiagnose. In diesen kostenlosen Workshops lernen Krebsbetroffene in entspannter Atmosphäre, wie sie mit den sichtbaren Folgen ihrer Krebstherapie besser umgehen können.

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Isabel Brunner, an wen richtet sich das Angebot der kostenlosen Kosmetik-Workshops?
Das Angebot richtet sich an Patientinnen mit einer Krebsdiagnose. Sie erhalten in einer kleinen Gruppe von drei bis vier Teilnehmerinnen Schmink- und Pflegetipps. Dabei geht es insbesondere auch darum, dass die Frauen einfach einmal an einem Ort sind, an dem sie ihre Krankheit für zwei Stunden vergessen können und an dem es nur um sie geht. Der Workshop ist für sie eine kleine Auszeit. Je nach Gruppe nimmt auch der Austausch untereinander viel Raum ein.

Kommen die Frauen mit einem spezifischen Anliegen?
Nein, in der Regel kommen sie ohne Anliegen. Wenn sie aber eines haben, ist es zumeist der Verlust der Haare, Augenbrauen und Wimpern. Das ist für die Frauen etwas sehr Einschneidendes. Die Augenbrauen zum Beispiel geben dem Gesicht den Rahmen. Viele Teilnehmerinnen sagen, sie hätten ohne Augenbrauen keinen Gesichtsausdruck mehr. Mit dem Workshop möchten sie sich einen Teil des Frauseins zurückerobern. Und es ist für mich immer wieder sehr eindrücklich zu sehen, mit welch gestärktem Selbstwertgefühl die Frauen nach dem Workshop nach Hause gehen.

Was geschieht in diesen Workshops?
Ziel ist immer, die Teilnehmerinnen zu befähigen: Die Teilnehmerinnen erhalten Tipps und Tricks rund um die Reinigung und Pflege der oft sehr empfindlichen Haut, das Auftragen der Grundierung, das natürliche Nachzeichnen der ausgefallenen Augenbrauen und Wimpern und das Abdecken von Hautflecken und Rötungen. Sie probieren selber aus, ich helfe ihnen dabei und unterstütze bei Schwierigkeiten. Dabei geht es aber nicht um das perfekte Make-up, sondern um ein natürliches und frisches Aussehen im Alltag und um ein Stück Normalität. Wer möchte, kann ein Vorher-Nachher-Foto machen.

Was geben ihnen diese Workshops persönlich?
Wir lernen alle voneinander. In meinem normalen Beruf arbeite ich in der Pflege. In den Workshops höre ich immer auch Dinge, die ich in meinen Berufsalltag mitnehmen kann. Und auch sonst geben mir die Workshops viel. Die Teilnehmerinnen sind sehr dankbar. Sie wissen, dass ich auf Freiwilligenbasis arbeite und dort bin, weil ich wirklich dort sein will. Das schätzen die Frauen sehr.

Und wie sind Sie zu dieser ehrenamtlichen Tätigkeit gekommen?
Ich habe über eine ehemalige Mitarbeiterin auf Social Media von den Kursen erfahren und war sofort begeistert vom Konzept. Neben meiner Haupttätigkeit als Pflegefachfrau arbeite ich seit längerem als freischaffende Makeup-Artistin. Die Kosmetik-Workshops der Stiftung LGFB geben mir die Möglichkeit, mein Wissen aus beiden Bereichen einfliessen zu lassen.

Gab es Begegnungen, die sich Ihnen besonders eingeprägt haben?
Ich kann mich an eine Frau erinnern, die sogar jünger war als ich. Das hat mich durchgeschüttelt. Denn man vergisst manchmal, wie viel Glück man hat, wenn man gesund ist. Diese Frau hatte eine sehr starke Persönlichkeit und hat mich noch lange nach dem Workshop beeindruckt.

Haben Sie für die Zukunft einen Wunsch?
Ich wünsche mir, möglichst vielen krebsbetroffenen Frauen während der Workshops einige Wohlfühlmomente zu schenken. Deshalb wünsche ich mir auch, dass die Kosmetik-Workshops innerhalb der Hirslanden Klinik Aarau bekannter werden, damit wir sie weiterführen können. Krebspatientinnen verlieren all das, was sie als Frau ausmacht. In unseren Workshops erlangen sie einen Teil davon zurück. Das macht für mich die ganzheitliche Betreuung von Patientinnen aus. 

Der nächste Kosmetik-Workshop mit Isabel Brunner findet am 8. November 2024 von 14.00-16.00 Uhr in der Hirslanden Klinik Aarau statt.