Hirslanden Fachartikel

Der Winter steht vor der Tür, die Vorfreude auf die Skisaison ist bei vielen gross. Damit Skifahrerinnen und Skifahrer verletzungsfrei durch den Winter kommen, haben wir für sie zusammengefasst, wie sie sich ideal auf den Spass im Schnee vorbereiten können. Wir haben dazu Lukas Lange befragt. Er ist Sportphysiotherapeut in der Klinik Hirslanden in Zürich, betreut im Winter während mehrerer Wochen Spitzenathleten von Swiss-Ski auf und neben der Piste und ist früher selbst FIS-Rennen gefahren.

Lukas, welche Tipps gibt es, um Ski-Verletzungen zu vermeiden?

Ich habe fünf Tipps für Skifahrerinnen und Skifahrer, damit sie möglichst unverletzt und sicher durch den Winter kommen:

Tipp Nummer 1 ist die ausreichende körperliche Vorbereitung, das ist sehr wichtig. Man kann nicht ohne Vorbereitung auf die Ski stehen und losfahren. Wintersport ist anstrengend. Deshalb empfehle ich, das ganze Jahr über regelmässig Sport zu treiben. Hobbysportlerinnen und -sportler sollten sowohl die Ausdauer als auch die Bein- und Rumpfmuskulatur trainieren. 

Vor dem ersten Schwung auf der Piste ist das Aufwärmen sehr wichtig. Durch ein richtiges Aufwärmprogramm kann das Verletzungs- und Sturzrisiko reduziert sowie Muskeln und Gelenke auf die Belastung vorbereiten werden. Zur Aufwärmung gehören dynamische Dehnungsübungen – vor dem ersten Start und nach jeder längeren Pause. Ich empfehle zudem ein leichtes Kardiotraining wie joggen sowie kleine Gleichgewichtsübungen. Die Übungen sollten dynamisch sein, da es draussen kalt ist. 

Ebenfalls wichtig ist es, dass die Ausrüstung in einem guten Zustand ist. Also die Skischuhe, Ski und Bindungen regelmässig warten. Eine korrekt eingestellte Bindung kann bei Stürzen schwere Verletzungen verhindern. 

Übermüdung führt meistens zu Unfällen. Deshalb sind Pausen wichtig. Oft überschätzen sich die Leute. Die meisten Unfälle passieren am Ende eines Skitages, wenn die Skifahrerinnen und Skifahrer müde sind. Wir sehen das bei Hirslanden oft.

Der letzte und sehr wichtige Punkt ist, einen Helm zu tragen. Er schützt vor Kopfverletzungen und gibt mehr Sicherheit beim Skifahren. 

Und falls es doch zu Verletzungen kommt: Welches sind die häufigsten oder typischen? 

Das sind die häufigsten vier Verletzungen beim Skifahren: 

  • Knieverletzungen, vor allem Kreuzbandrisse und Meniskusschäden durch Verdrehungen der Gelenke oder Stürze. Sind Bänder angerissen oder durchtrennt, löst dies einen plötzlichen Schmerz aus. Das Gelenk schwillt an und rötet sich. Auch wenn der Schmerz bald nachlässt, bleibt ein Gefühl der Instabilität. 
  • Schulterverletzungen und insbesondere Schulterluxationen, bei denen das Schultergelenk ausrenkt. Diese Verletzungen treten oft bei heftigen Stürzen nach vorne auf und können zu chronischen Instabilitäten der Schulter führen. Der Schmerz bei einer Schulterluxation ist typischerweise sehr intensiv und tritt sofort nach dem Unfall oder der Verletzung auf. Er kann so stark sein, dass die Betroffenen oft eine Schonhaltung einnehmen, um den Schmerz zu minimieren.
  • Kopfverletzungen wie Gehirnerschütterungen und Schädeltraumata. Davon sind vor allem Skifahrerinnen und Skifahrer betroffen, die keinen Helm tragen. Durch einen Schlag oder Aufprall kann das Gehirn gegen die Schädelwand stossen. Typische Symptome sind Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit mit Erbrechen, Bewusstlosigkeit (bis zu 15 Minuten) und kurze Erinnerungslücken. 
  • Brüche: Zu Knochenbrüchen und schweren Knorpelschäden kommt es beim Wintersport vor allem am Sprunggelenk, an den Beinen und den Armen. Stürze sind die hauptsächlichen Ursachen. Ein Bruch macht sich durch Schmerzen und eine eingeschränkte Beweglichkeit bemerkbar.

Weitere typische Verletzungen sind Prellungen der Weichteile durch einen stumpfen Aufprall, zumeist am Schienbein. Auch Zerrungen kommen häufig vor. Bei einer Zerrung nimmt der Schmerz stetig zu, besonders wenn der betroffene Muskel angespannt wird. Bei starken Zerrungen kann es zu Blutergüssen kommen.

Lukas Lange

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Klinik Hirslanden, Zürich
Physiotherapeut
Lukas Lange hat einen Master of Science in Sportphysiotherapie absolviert. Er arbeitet in der Klinik Hirslanden in Zürich und betreut im Winter während mehrerer Wochen Athleten der Trainingsgruppe ELITE EUROPACUP SPEED MÄNNER von Swiss-Ski auf und neben der Piste.