Das Risiko suchen, exzessiv leben, Prävention ignorieren, Vorsorge meiden und bei Beschwerden zögerlich Rat beim Arzt suchen – Wesensmerkmale von Männern, wenn es um ihre Gesundheit geht. In Sachen Gesundheit aber in jedem Alter auf Kurs zu bleiben, das gilt auch und gerade für die Männer.
Männer bis 50 beschäftigen Themen wie Leistung, Fitness, Sexualität und Fruchtbarkeit, aber auch Hodenkrebs, Erektionsstörungen und erste Vorsorgetermine, die es nicht zu verpassen gilt. In späteren Jahren sind gefährliche gesundheitliche Klippen zu umfahren: Herz- und Blutgefässerkrankung, Prostatabeschwerden, Prostatakrebs und Alarmsignale des Körpers ernst zu nehmen.
Warnsignal: Verhärtung im Hoden
Hodenkrebs ist die häufigste bösartige Erkrankung unter Männern zwischen 15 und 40 Jahren; in der Schweiz erkranken jedes Jahr rund 450 Männer daran. Dank sehr effektiver Therapien ist der Hodenkrebs heute in fast allen Fällen heilbar. Dennoch kommt es darauf an, die Erkrankung in einem möglichst frühen Stadium zu erkennen. Empfehlenswert für die frühe Erkennung eines Hodentumors ist es, wenn jeder Mann zwischen 15 und 50 seine Hoden einmal in der Woche selbst nach einem bestimmten Schema untersucht. Die Selbstuntersuchung ist sehr einfach durchzuführen, im Hodensack gelegen, sind die Hoden nur von einer dünnen Haut umgeben und von aussen einfach abzutasten. Die Untersuchung sollte in einer warmen Umgebung, also unter der Bettdecke oder unter der Dusche vorgenommen werden. Bei der Untersuchung des Hodens sollte nach einer Vorwölbung oder Verhärtung der Oberfläche gefahndet werden, als solche kann sich ein Tumor bemerkbar machen. Auch wenn sich ein Hoden schwerer als der andere anfühlt oder sich insgesamt vergrössert, sollte ein Urologe zu Rate gezogen werden.
Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss für seine Gesundheit: die Warnsignale des Körpers kennen, ernst nehmen und im Falle eines Falles zügig ärztlichen Rat einholen.
Warnsignal: Blut im Urin
Eine Rotfärbung des Urins deutet auf das Vorhandensein von Blut hin, dies gilt als ein ernst zu nehmendes Ereignis, das in jedem Falle ärztlich untersucht werden sollte. Dabei ist nicht jede rötliche Verfärbung des Urins auf Blut zurückzuführen, einige Nahrungsmittel wie Rote Bete, Rhabarber, Brombeeren, Blaubeeren oder Karotten können den Urin vorübergehend rötlich verfärben, ebenso wie einige Medikamente. Häufigste Ursache von blutigem Urin ist eine Entzündung der Harnwege. Hier zeigen sich dann parallel zur rötlichen Verfärbung des Urins auch die typischen Symptome wie häufiger Harndrang, Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen, Schmerzen im Unterbauch und allgemeines Krankheitsgefühl. Auch Entzündungen der Nieren und der Prostata und ein Nierenstein, der sich seinen Weg durch den Harnleiter in die Blase bahnt, führen manchmal zu blutigem Urin.
Tritt eine Rotfärbung des Urins ohne Schmerzen, Fieber oder andere Krankheitssymptome auf, so kann eine bösartige Erkrankung der Harnblase, der oberen Harnwege (Nieren und Harnleiter) oder der Prostata vorliegen. In diesem Fall ist rasch eine Untersuchung bei einem Urologen erforderlich, denn Blut im Urin ist ein frühes Warnzeichen für Blasenkrebs.
Warnsignal: Blut im Stuhl
Eine der wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen ist der Test auf nicht sichtbares Blut im Stuhl. Mit blossem Auge sichtbares Blut im oder auf dem Stuhl, ist ein Warnsignal des Körpers und sollte umgehend bei einem Darmspezialisten untersucht werden. Lästige aber letztlich harmlose Ursachen für Blut im Stuhl können Hämorrhoiden und Analfissuren sein. Aber auch Tumoren des Enddarms und des Darmausganges können zu Blut im Stuhl führen. Bei Männern sind diese Tumoren nach dem Lungenkarzinom die zweithäufigsten Tumoren, jede sechste Tumorerkrankung betrifft sie. Deshalb sollte man unbedingt die Vorsorgeuntersuchungen, insbesondere auch die Darmspiegelung wahrnehmen. Sollte bereits Blut im Stuhl bemerkt werden, auf keinen Fall zögern – und umgehend einen Termin beim Hausarzt oder Spezialisten vereinbaren.
Warnsignal: Ein Muttermal verändert seine Farbe oder Form
Das Melanom (= schwarzer Hautkrebs, bösartiger Tumor der pigmentbildenden Hautzellen) kann sich aus einem normalen Muttermal entwickeln oder auch allein aus der Haut heraus entstehen. Wenn sich ein Muttermal asymmetrisch geformt entwickelt, seine Begrenzungen unregelmässig sind, sich die Farbe innerhalb unterscheidet, sein Durchmesser mehr als 1 cm beträgt oder seine Oberfläche sich erhaben anfühlt, so sollte es mit einem Sicherheitsabstand entfernt werden. Entscheidend für die Früherkennung sind eine regelmässige Untersuchung der gesamten Haut durch einen Fachspezialisten und ein entsprechend dem individuellen Hauttyp ausreichender Sonnenschutz für die Vorbeugung.
Warnsignal: Blutiger Husten
Ein länger anhaltender Husten mit blutigem Sekret ist ein Alarmzeichen für einen Tumor der Atemwege, ein sogenanntes Bronchialkarzinom. Dieses ist mit Abstand der häufigste bösartige Tumor bei Männern. Hauptrisiken sind das Rauchen, das Einatmen bestimmter chemischer oder radioaktiver Substanzen im Rahmen der Berufstätigkeit und die Schadstoffbelastung in der Umwelt. Wenn ein Husten länger als zwei Wochen besteht oder mit blutigem Auswurf verbunden ist, so sollte ein Lungenspezialist zu Rate gezogen werden.
Warnsignal: Belastungsabhängige Schmerzen im Brustkorb
Schmerzen im Brustkorb oder ein Enge- und Druckgefühl in der Brust im Zusammenhang mit körperlicher Belastung kann auf eine Einengung oder den Verschluss eines oder mehrerer Herzkranzgefässe hindeuten und muss umgehend untersucht werden. Ursachen der Verengung der Herzkranzgefässe sind die Fettstoffwechselstörung, der Diabetes mellitus, der Bluthochdruck und das Rauchen. In den Blutgefässen bilden sich Verkalkungen, die den Blutfluss einengen oder unterbinden, dann droht ein Herzinfarkt. Bei drei von zehn Männern über 60 lassen sich bereits Verkalkungen in den Blutgefässen nachweisen, die Erkrankung der Herzkranzgefässe ist die häufigste Todesursache bei Männern in diesem Alter.
Bei akuten Beschwerden gilt: Umgehend einen Arzt oder die Notaufnahme einer Klinik aufsuchen, denn ein Herzinfarkt muss ausgeschlossen werden. Hierzu dienen Bluttest, ein EKG und ein Herzultraschall. Unter Umständen sind weitere, auch invasive Untersuchungen erforderlich. Eine Reduktion von Risiken (Rauchstopp, Gewichtsabnahme und Stressreduktion), eine bessere medikamentöse Einstellung eines Bluthochdrucks, eines Diabetes oder der Blutfette sowie eine Blutverdünnung wirken sich günstig auf den Verlauf aus.
Warnsignal: Plötzlich vergesslich und niedergeschlagen
Wie auch bei Frauen kommt es bei Männern im Alter zu hormonellen Veränderungen, insbesondere zu einer Reduktion bzw. zu einem Mangel des Hormons Testosteron. Dies kann zu einem Nachlassen der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit führen, eine vermehrte Vergesslichkeit, Konzentrationsstörungen und allgemeine Verlangsamung können die Folge sein. Auch eine depressive Verstimmung mit Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Interessensverlust, Appetitverlust und Verlust von Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl kann mit diesen hormonellen Umstellungen in Verbindung gebracht werden. Häufig werden sowohl die nachlassenden mentalen Fähigkeiten also auch die Depression im Alter als Folge von bereits vorhandenen körperlichen Erkrankungen fehlgedeutet, selbstverständlich ist auch ein Hormonmangel beim älteren Mann nie als alleinige Ursache anzusehen.
Insbesondere Männer betonen häufig eher die körperlichen Leiden und bagatellisieren die seelischen Beschwerden. Idealerweise erfolgt eine Abklärung in einem auf die Früherkennung von Demenzerkrankungen spezialisierten Zentrum, eine medikamentöse Behandlung einer Depression zeigt häufig erstaunliche Erfolge, ebenso im Falle eines Testosteronmangels die Hormontherapie. Auch die Untersuchung des Gehörs und im Falle einer Schwerhörigkeit die Anpassung von Hörgeräten, kann sich sehr positiv auf eine Depression oder eine beginnende Demenz auswirken.
Weitere Informationen:
Prostatakrebs - Uroonkologie | Tumorzentrum Hirslanden Zürich
Buchtipp:
«Kompass Männergesundheit - Gesund, fit und potent in jedem Alter» von Urologe und Männerarzt Prof. Dr. André Reitz. Das Buch ist am 18. April 2023 in der 4. Auflage im Hirzel S. Verlag Stuttgart erschienen (ISBN: 978-3-7776-3259-9).
Über den Autor
Prof. Dr. med. André Reitz, Jahrgang 1970, studierte in Münster und New Orleans Medizin und absolvierte seine Ausbildung zum Facharzt für Urologie in Heidelberg, Zürich und Paris. Nach der Habilitation für das Fachgebiet der Neuro-Urologie an der Universität Zürich im Jahre 2006 wurde er 2007 als Universitätsprofessor für Neuro-Urologie an die Universität Bonn berufen. Seit 2021 ist er Ausserplanmässiger Professor an der Universität Mainz und bildet dort angehende Ärztinnen und Ärzte aus. Heute lebt André Reitz in Zürich und leitet das KontinenzZentrum der Klinik Hirslanden, ein auf Erkrankungen der Beckenorgane und des Beckenbodens spezialisiertes Zentrum. Er arbeitet in Fachgesellschaften und Expertengremien und forscht in den Bereichen Neuro-Urologie, Männergesundheit, Harninkontinenz und Erektionsstörungen.