Hirslanden Fachartikel

Caroline Ott ist Leiterin Therapien an der Klinik Hirslanden in Zürich. Zusätzlich ist die erfahrene Physiotherapeutin mit einer grossen Leidenschaft für Sport seit März 2024 Head Coordinator Medical Partnership Hirslanden – Swiss-Ski. Hirslanden unterstützt seit 2021 die sportmedizinische Betreuung der Athletinnen und Athleten von Swiss-Ski im Rahmen der Medical Partnership. Im Interview gibt Caroline Ott Einblick in ihre Tätigkeit, spricht über die Zusammenarbeit mit Swiss-Ski und den Unterschied in der physiotherapeutischen Behandlung von Profi- und Freizeitsportlerinnen und Freizeitsportler.

Caroline, wie sieht die Zusammenarbeit zwischen der Physiotherapie-Abteilung von Hirslanden und den Athleten und Athlertinnen von Swiss-Ski konkret aus?

Die medizinische Partnerschaft von Hirslanden mit Swiss-Ski besteht seit 2021. Wir stellen Swiss-Ski bei Trainings und Wettkampfeinsätzen Physiotherapeutinnen und -therapeuten für die sportmedizinische Betreuung der Athleten und Athlertinnen zur Verfügung. Involviert sind drei unserer Standorte mit je zwei Sportphysiotherapeutinnen und -therapeuten: Zürich (Klinik Im Park und Klinik Hirslanden), Luzern (St. Anna im Bahnhof) und Bern (Medical Center Wankdorf). Jeder Standort deckt 60 Einsatztage ab und begleitet ein Alpin-Team von Swiss-Ski während des ganzen Winters. Wir in Zürich betreuen das Männer-Team ELITE EUROPACUP SPEED von Franz Heinzer, das Wettkämpfe in den Disziplinen Super-G und Abfahrt absolviert. Bern betreut das Männer-Team ELITE EUROPACUP RIESENSLALOM / SLALOM. Luzern ist für das Frauenteam Ski Alpin auf Stufe Europacup und Weltcup zuständig.

Unsere Physiotherapeuten und -therapeutinnen sind in Trainingslagern dabei und seit Dezember direkt vor Ort an den Rennen – für die sportmedizinische Betreuung auf der Piste und im Hotel. Wir betreuen die Athleten und Athlertinnen in erster Linie vor Ort. In der Klinik betreuen wir sie nur, wenn sie aufgrund eines Unfalls bei uns operiert werden.

Kannst du uns einen Einblick in deine Rolle als Head Coordinator der medizinischen Partnerschaft von Hirslanden mit Swiss-Ski geben? Was sind deine Hauptaufgaben?

Ich bin erste Ansprechperson für die medizinische Partnerschaft von Hirslanden mit Swiss-Ski. Ich koordiniere die Anliegen von Swiss-Ski, der Stiftung Passion Schneesport und Hirslanden. Die Stiftung Passion Schneesport unterstützt jedes Jahr 200 junge Schneesport-Talente finanziell und ist eng verbunden mit Swiss-Ski.

Zu meinen Hauptaufgaben gehört, die Partnerschaft mit der medizinischen Abteilung von Hirslanden spürbar zu machen. Dazu koordiniere ich die Physio-Einsätze, die wir im Rahmen dieses Sponsorings leisten. Im Frühjahr hatte ich eine Sitzung mit den Trainern von Swiss-Ski, an der wir festgelegt haben, wer welches Team übernimmt. Anschliessend habe ich die Ansprechpersonen der Standorte Bern und Luzern an Swiss-Ski weitergeleitet. Diese koordinieren ihre Einsätze selbst und ich unterstütze bei Fragen im Hintergrund. Für Zürich bin ich direkt zuständig. Im Mai habe ich die Planung von Swiss-Ski erhalten und mit meinen zwei Physiotherapeuten besprochen, wer welche Einsätze abdecken kann. Dann gebe ich die Planung wieder zurück an Swiss-Ski. Danach findet die Kommunikation direkt zwischen den Trainern von Swiss-Ski und unseren Physiotherapeuten statt.

Um die Partnerschaft mit Swiss-Ski nicht nur spürbar, sondern auch sichtbar zu machen, arbeite ich eng mit dem Hirslanden Marketing zusammen. Die Rolle als Head Coordinator ist eine tolle Ergänzung zu meinem Alltagsjob in der Klinik Hirslanden, insbesondere da die Sportphysiotherapie und der Sport allgemein eine grosse Leidenschaft von mir sind.

Wie bereitest du dein Team auf die Saison vor, um sicherzustellen, dass die Athleten und Athlertinnen optimal betreut werden können?

Ich kümmere mich in erster Linie um die organisatorische Vorbereitung, stelle die nötigen Ressourcen sicher, damit wir die Einsatztage leisten können, organisiere das Physiomaterial für den Platz Zürich und stelle den Kontakt zwischen unseren Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen und den Swiss-Ski-Trainern her.

Fachlich unterstütze ich im Hintergrund, wenn Fragen auftauchen. Die Physiotherapeutinnen und -therapeutenwissen, dass sie jederzeit auf mich zukommen können. Aber ich muss ganz klar sagen: Es sind so erfahrene Sportphysiotherapeut:innen im Einsatz, dass sie mich fachlich kaum brauchen. Die Athleten und Athlertinnen von Swiss-Ski sind in den besten Händen, ohne dass ich da eingreifen müsste.

Im Juni findet jeweils der Swiss-Ski Medical Day statt, der von Swiss-Ski organisiert wird. Dort nehme ich mit unseren Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen teil, damit wir gut informiert in die Saison starten und das Netzwerk pflegen können. Ein Teil dieses Tages ist auch immer der Weiterbildung gewidmet, was sehr spannend ist.

Wie unterscheidet sich die Arbeit mit professionellen Sportlerinnen und Sportler von der physiotherapeutischen Betreuung von Freizeit- und Hobbysportler und -sportlerinnen?

Für mich sind es zwei grosse Unterschiede: Profisportler und -sportlerinnen haben eine professionelle Einstellung zum Sport und zum Körper. Sie kennen ihren Körper extrem gut und können ganz anders Auskunft geben als Hobbysportlerinnen und -sportler oder andere Patienten und Patientinnenen. Und ihr physischer Allgemeinzustand ist natürlich ebenfalls ganz anders als bei Freizeitsportlerinnen und -sportler. Das muss in der Therapie berücksichtigt werden, es läuft nicht immer alles so, wie man es sonst vom Physiologischen her kennt.

Der zweite grosse Unterschied ist der Zeitfaktor. Professionelle Sportler und Sportlerinnen wollen oder müssen so schnell wie möglich in ihren Sport und an Wettkämpfe zurückkehren – Sport ist ihr Beruf. Dabei steht man im Spannungsfeld zwischen Schnelligkeit und medizinischen und physiologischen Faktoren. Heilungsphasen brauchen Zeit, und es gilt, eine Balance zu finden: Wie weit kann man gehen, ohne langfristige Schäden zu riskieren? Entscheidungen, wie schnell jemand zurückkehren kann, erfordern Fingerspitzengefühl. Das Ziel ist, dass Sportler und Sportlerinnen ihren Beruf langfristig ausüben können. Besonders bei jungen Athleten und Athletinnen sollte man darauf achten, nichts zu überstürzen. Es ist oft sinnvoller, sauber aufzubauen, damit sie in Zukunft weitere Chancen bekommen, statt eine kurzfristige Rückkehr zu erzwingen – etwa für eine WM.

Bei schwereren Verletzungen gibt es kaum Spielraum: Heilungszeiten müssen eingehalten werden. Dennoch spielen Erfahrung, Intuition und die Beziehung zum Sportler oder zur Sportlerin eine grosse Rolle. Die Fachkenntnisse geben einen Rahmen vor, doch vieles lässt sich nicht eindeutig bestimmen. Wer den Athleten gut kennt, kann besser einschätzen, ob er etwas überspielt oder ehrlich ist. Diese persönliche Verbindung ist essenziell.

Was war der überraschendste oder unerwartetste Moment, den du während deiner Arbeit mit den Profis erlebt hast?

Ich bin nicht direkt in Kontakt mit den aktuellen Athleten und Athletinnen, aber mit Swiss-Ski und mit ehemaligen Profisportlern von Swiss-Ski. Als Kind war ich Fan von Franz Heinzer. Dass ich jetzt sein Team mitbetreuen darf, ist eine sehr schöne Konstellation. Oder auch, dass ich dieses Jahr aufgrund meiner Funktion mit Didier Cuche Skifahren gehen durfte. Das wäre sonst nicht möglich. Und das sind sehr besondere Momente.

Was überraschend war, ist die Art und Weise, wie ich in der Swiss-Ski-Familie aufgenommen wurde. Überall, wo ich neu dazugekommen bin, wurde ich mit offenen Armen empfangen. Alle freuen sich an der Partnerschaft mit Hirslanden. Das finde ich sehr schön. Und auch, dass ich viele Parallelen sehe zu Hirslanden. Ich bin seit bald 15 Jahren in der Klinik Hirslanden und fühle mich wie in einer grossen Familie. Ich freue mich, dass ich diese zwei Familien nun vereinen kann. 

Caroline Ott

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Leiterin Therapien Klinik Hirslanden, Zürich & Head Coordinator Medical Partnership Hirslanden - Swiss-Ski
Caroline Ott ist Leiterin Therapien an der Klinik Hirslanden in Zürich. Zusätzlich ist die Physiotherapeutin mit einer grossen Leidenschaft für Sport seit März 2024 Head Coordinator Medical Partnership Hirslanden – Swiss-Ski. Hirslanden unterstützt seit 2021 die sportmedizinische Betreuung der Athletinnen und Athleten von Swiss-Ski im Rahmen der Medical Partnership