Die Resultate nach künstlichem Gelenkersatz sind insgesamt gesehen gut. Dennoch wissen die Fachleute, dass es trotz erfolgreicher Operation einzelne Patienten mit Schmerzen in der Leiste und/oder im Gesässbereich gibt. Dies ist ein Anlass um sich zu überlegen, wie man es besser machen kann.
Immer jüngere und oft auch übergewichtige Menschen beanspruchen den künstlichen Gelenkersatz. Im Gegensatz zum Betagten, wollen die jüngeren Patienten die bisherigen Aktivitäten auch nach der Operation und ohne Einschränkung ausüben. Insgesamt ist diese Patientengruppe anspruchsvoller. Man sucht nicht nur die Schmerzbefreiung, sondern will Implantate, welche höheren Belastungen standhalten. Patienten unter 60 beanspruchen ihre Gelenke mit ungefähr 1,2 Millionen Schritten jährlich. Beim über 60 Jährigen sind es im Durchschnitt 800'000 Belastungszyklen. Zudem haben die jüngeren Patienten eine längere Lebenserwartung. Die erhöhte Beanspruchung der Implantate fordert die Hersteller und zwingt diese, strapazierfähigere Produkte mit längeren Standzeiten zu entwickeln.
Jedes menschliche Hüftgelenk weist eine patientenspezifische, individuelle Form (Morphologie) auf. Damit der Operateur eine erfolgreiche Hüftrekonstruktion vornehmen kann, benötigt er eine Planung. Die aktuellen bildgebenden Quellen (Röntgenbild und CT-Scan) werden auch für die Prothese nach Mass eingesetzt. Die Daten vom CT-Scan erlauben es, die individuelle Morphologie des Patienten in 3D abzubilden und die Position der Implantate auf dem Computer, ausserhalb des OP-Saals und ohne Zeitdruck, zu simulieren. Zudem erhält der Operateur genaue Informationen zu den Körperachsen und der Knochendichte. Dies erlaubt eine optimale Vorbereitung auf die Operation und präzise Rekonstruktion.
Ziel einer Hüftoperation ist die Wiederherstellung der Gelenksfunktion. Dies bedingt eine genaue Analyse der knöchernen Strukturen, der Achsen, der Längen, der Torsionen und des Weichteilmantels mit den Muskeln, Bändern und Kapseln. Diese Beurteilung kann dank der 3D-Planung massiv optimiert werden. Zudem erlaubt diese Vorarbeit dem Produzenten ein passgenaues Herstellen des massgeschneiderten Implantats, welches auf die individuelle Anatomie abgestimmt und mechanisch getestet ist.
Die Implantation verläuft schonend, da auf ein spezifisches Instrumentarium zurückgegriffen werden kann und bewusst möglichst wenig Knochen abgetragen wird. Das anatomische Design des Hüftschafts erlaubt eine sehr gute Primärverankerung des Implantats im Knochen und eine schnelle, relativ schmerzlose Mobilisation. Wir gehen davon aus, je besser die Funktion wiederhergestellt werden kann, desto geringer sind die potentiellen Restbeschwerden. Die Operation kann durch die zusätzliche Vorbereitung sicherer in einer muskelschonenden Technik, das heisst in einer minimal invasiven Implantationstechnik durchgeführt werden. Die Vollfunktion der Muskulatur, und damit ein besseres Handling des Kunstgelenks in Bezug auf die Muskelkraft im Alltag und bei körperlicher Bewegung, kann erwartet werden.
Die klinischen Resultate sind vielversprechend. So hat eine Untersuchung eines chirurgischen Kollegen in Frankreich gezeigt, dass Patienten unter 50 Jahren, die mit dieser Technik behandelt wurden, weniger Lockerungszeichen in den 10- und 15-Jahreskontrollen und weniger Oberschenkelschmerzen als eine Kontrollgruppe aufwiesen. Tendenziell zeigte sich auch eine geringere Abriebrate des Hüftpfanneneinsatzes. Die Funktion in Bezug auf die Beweglichkeit ergab eine hohe Patientenzufriedenheit, da bei einer grossen Anzahl wieder ein normaler Bewegungsumfang erreicht wurde. Auch konnte gezeigt werden, dass durch die präzise Planung, die Rate der Komplikationen der Implantatpositionierung während der Operation gesenkt werden konnte.
Der Aufwand für eine Massprothese oder eine 3D geplante Prothese ist aufgrund der aufgeführten Vorteile und insbesondere der längerdauernden Funktionsfähigkeit absolut vertretbar.