Chronische Lungenerkrankungen wie Asthma und COPD (umgangssprachlich auch als Raucherlunge bekannt) sowie Operationen an der Lunge können die Lebensqualität und körperliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. In der Physiotherapieabteilung der Klinik St. Anna bieten wir eine ambulante pulmonale Rehabilitation an, um Patient*innen dabei zu unterstützen, ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern und ihre Lebensqualität zu steigern.
Was ist eine ambulante pulmonale Rehabilitation?
Bei der ambulanten pulmonalen Rehabilitation besuchen Patient*innen über drei Monate zweimal pro Woche unsere Physiotherapie. Nach einem ausführlichen Gespräch und einer gründlichen Untersuchung erhalten sie ein individuell angepasstes Trainingsprogramm, das Kraft- und Ausdauerübungen beinhaltet. Zusätzlich nehmen die Teilnehmenden an wöchentlichen Vorträgen teil, die das Verständnis ihrer Krankheit fördern und das Selbstmanagement verbessern sollen. Am Ende des Programmes wird überprüft, wie sich die körperliche Leistungsfähigkeit und Lebensqualität der Teilnehmenden verändert haben.
Was wurde untersucht?
Unsere Untersuchung erstreckte sich rückblickend über die Daten der Jahre 2017 bis 2022. Dabei haben wir ausschliesslich die Daten von Patient*innen analysiert, für die sämtliche relevante Informationen wie Alter, Geschlecht, Diagnose sowie vollständige Ein- und Austrittsuntersuchungen vorlagen. Das Hauptinteresse unserer Untersuchung galt der Veränderungen der körperlichen Leistungsfähigkeit und der Lebensqualität der Teilnehmenden.
Wie verbessert sich die körperliche Leistungsfähigkeit?
Die Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit geht oft Hand in Hand mit einer Steigerung der Ausdauer und Kraft. Durch gezieltes Training werden die Muskeln gestärkt und die körperliche Belastbarkeit erhöht. Dies ermöglicht es den Patient*innen, tägliche Aktivitäten wie Spaziergänge oder das Treppensteigen leichter zu bewältigen und ein aktiveres Leben zu führen.
Die körperliche Leistungsfähigkeit wird in der pulmonalen Rehabilitation mit dem 6-Minuten-Gehtest gemessen. Dabei versuchen die Teilnehmenden innerhalb von sechs Minuten eine möglichst grosse Strecke zurückzulegen. Eine Verbesserung von mehr als 35 Metern gilt in der Literatur als spürbare Verbesserung im Alltag. Am Ende der pulmonalen Rehabilitation konnte bei 80% der Teilnehmenden eine generelle Verbesserung nachgewiesen werden. 56% der Teilnehmenden erreichten die spürbare Verbesserung von mehr als 35 Metern. Viele unserer Patient*innen erreichen beim Test eine Distanz von 250 bis 400 Metern. Eine Steigerung um 35 Meter entspricht somit einer Verbesserung von rund 10%. Eine spürbare Verbesserung könnte beispielsweise den wöchentlichen Einkauf für Patient*innen einfachermachen.
Wie verbessert sich die Lebensqualität?
Die Lebensqualität ist ein komplexes Konstrukt, das verschiedene Bereiche umfasst: körperliche Funktionsfähigkeit, körperliche Schmerzen, Gesundheitswahrnehmung, Vitalität, aber auch emotionales und psychisches Wohlbefinden.
Die Lebensqualität von Patient*innen mit chronischen Lungenerkrankungen kann stark beeinträchtigt sein, was sich negativ auf ihr tägliches Leben auswirkt. Indem die Teilnehmenden der ambulanten pulmonalen Rehabilitation lernen, mit ihrer Krankheit umzugehen und ihre Symptome zu kontrollieren, können sie ein aktiveres und erfüllteres Leben führen.
Um die Lebensqualität der Teilnehmenden zu erfassen, wird in der ambulanten pulmonalen Rehabilitation ein Fragebogen abgegeben, der 36 Fragen zu acht verschiedenen Bereichen des Lebens umfasst. Insgesamt verbessern sich in diesen Bereichen jeweils 22-53% der Teilnehmenden. Bei 8-28% der Teilnehmenden verschlechtert sich die Lebensqualität in den acht Bereichen. Beim Grossteil der Teilnehmenden veränderte sich nach den drei Monaten pulmonaler Rehabilitation die Lebensqualität nicht.
Fazit
Die Ergebnisse unserer ambulanten pulmonalen Rehabilitation zeigen vielversprechende Verbesserungen in der körperlichen Leistungsfähigkeit und Lebensqualität der Teilnehmenden. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Langzeiteffekte nicht bewertet werden konnten. Patient*innen mit chronischen Lungenerkrankungen sollten weiterhin regelmässig trainieren, um das Fortschreiten ihrer Krankheit zu verhindern. Unsere Rehabilitation bietet nicht nur kurzfristige Verbesserungen, sondern auch die Werkzeuge und das Verständnis für ein langfristiges Management der Krankheit.