Bei der Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) besteht ein Mangel an Schilddrüsenhormonen, was den Stoffwechsel verlangsamt und zu verschiedenen Beschwerden wie Müdigkeit, Kälteempfindlichkeit, Verstopfung oder Muskelschwäche führen kann. Eine Schilddrüsenunterfunktion wird in der Regel durch die gezielte Gabe von Schilddrüsenhormonen behandelt, um den Hormonhaushalt stabilisieren.
Die Schilddrüse im Überblick
Die Schilddrüse ist ein kleines, schmetterlingsförmiges Organ im Halsbereich, welches für die Produktion lebenswichtiger Hormone verantwortlich ist. Diese Hormone steuern den Metabolismus des Körpers und beeinflussen unter anderem das Wachstum und die Entwicklung. Produziert die Schilddrüse nicht ausreichend Schilddrüsenhormone, spricht man von einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Dieser Hormonmangel kann den Stoffwechsel beeinträchtigen und zu vielfältigen Symptomen, wie Müdigkeit, Kälteempfindlichkeit und Verstopfung, führen.
Stellt die Schilddrüse hingegen zu viele Hormone her, liegt eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) vor, die den Stoffwechsel beschleunigt und Beschwerden wie Nervosität, Herzrasen oder ungewollten Gewichtsverlust verursachen kann.
Für was ist die Schilddrüse wichtig?
Die Schilddrüsenhormone regulieren die Herzfrequenz, die Verdauung, den mentalen Zustand sowie die Körpertemperatur. Ein Gleichgewicht dieser Hormone ist für die Gesundheit und das alltägliche Wohlbefinden essentiell. Ein stabiles Hormonlevel ist entscheidend für die Funktion dieser Systeme. Störungen der Schilddrüsenfunktion können sich auf das Herz-Kreislauf-System, den Stoffwechsel und die psychische Gesundheit auswirken. Daher ist die Schilddrüse essenziell für das körperliche und mentale Wohlbefinden.
Definition und Erklärung der Schilddrüsenunterfunktion
Die Schilddrüsenunterfunktion zählt zu den häufigsten hormonellen Erkrankungen. Etwa eines von 3.000 bis 4.000 Neugeborenen ist von einer angeborenen Hypothyreose betroffen. Häufiger tritt die Erkrankung jedoch erst im Laufe des Lebens auf (erworbene Hypothyreose), wobei die Häufigkeit mit zunehmendem Alter steigt. Zudem sind Frauen öfter von einer Schilddrüsenunterfunktion betroffen als Männer.
Die Schilddrüse produziert drei kritische Hormone, die für die Regulierung verschiedener Körperfunktionen essentiell sind. Eine Schilddrüsenunterfunktion tritt auf, wenn die Schilddrüse nicht genügend dieser Hormone produziert:
Thyroxin (T4)
Das Hauptprodukt der Schilddrüse, welches in grösseren Mengen produziert wird. Es spielt eine zentrale Rolle bei der Regulierung des Stoffwechsels und beeinflusst Wachstum und Entwicklung.
Triiodthyronin (T3)
Dieses Hormon ist aktiver als T4 und wirkt schneller auf den Körper. Es entsteht grösstenteils durch die Umwandlung von T4 in T3 in peripheren Geweben.
Calcitonin
Beteiligt an der Regulierung des Calcium- und Phosphatspiegels im Blut und spielt somit eine wichtige Rolle bei der Knochengesundheit.
Ursachen einer Schilddrüsenunterfunktion
Die Schilddrüsenunterfunktion kann in verschiedenen Formen auftreten, die jeweils durch unterschiedliche Ursachen bedingt sind. Während einige Formen direkt durch Störungen der Schilddrüse selbst verursacht werden, entstehen andere durch Probleme in übergeordneten Steuerzentren wie der Hypophyse oder dem Hypothalamus. Die Unterscheidung nach der Ursache ist entscheidend, da diese die Diagnose und Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion beeinflusst. In der Medizin unterscheidet man drei Hauptformen der Hypothyreose: die primäre, sekundäre und tertiäre Hypothyreose.
Primäre Hypothyreose
Die primäre Schilddrüsenunterfunktion resultiert direkt aus Problemen mit der Schilddrüse selbst und kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, die direkt die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen. Ein häufiger Grund ist die autoimmune Schilddrüsenentzündung, Hashimoto-Thyreoiditis genannt, bei der das Immunsystem fälschlicherweise Schilddrüsenzellen angreift und beschädigt. Weitere Ursachen sind jodarme Ernährung, Schilddrüsenchirurgie, Bestrahlung im Halsbereich oder angeborene Schilddrüsenanomalien und -störungen.
Sekundäre Hypothyreose
Die sekundäre Schilddrüsenunterfunktion ist oft die Folge einer Dysfunktion der Hypophyse, welche die Schilddrüse stimuliert und entsteht, wenn die Hypophyse nicht genügend Thyreotropin (TSH) produziert, um die Schilddrüse zur Hormonproduktion anzuregen. Die sekundäre Schilddrüsenunterfunktion, kann beispielsweise durch Tumore der Hypophyse oder des Hypothalamus, Kopfverletzungen, schwere Erkrankungen, Strahlentherapie im Kopfbereich, genetische Faktoren und bestimmte Medikamente, die die Hypophysenfunktion beeinträchtigen, verursacht werden.
Tertiäre Hypothyreose
Die tertiäre Hypothyreose ist eine seltene Erkrankung, die von einer Störung im Hypothalamus ausgeht und beispielsweise durch Tumore, Traumata oder Entzündungen im Hypothalamus verursacht werden können. Auch genetische Erkrankungen oder Defekte in den Signalwegen zwischen Hypothalamus, Hypophyse und Schilddrüse können diese Form der Hypothyreose auslösen. Oft entsteht sie durch unzureichende Produktion von TRH im Hypothalamus, was zu vermindertem TSH durch die Hypophyse und folglich zu reduzierter Hormonproduktion führt.
Symptome bei Erwachsenen
Eine Unterfunktion der Schilddrüse bei Erwachsenen zeigt sich durch Müdigkeit, Kälteintoleranz, Gewichtszunahme trotz unverändertem Essverhalten, trockene Haut, Haarverlust, Verlangsamung der Herzfrequenz, kognitive Beeinträchtigungen wie Gedächtnisstörungen oder verminderte Konzentrationsfähigkeit.
Symptome bei Jugendlichen
Die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion zeigen sich bei Jugendlichen durch eine verlangsamte Pubertätsentwicklung, unregelmässige Menstruationszyklen bei Mädchen und generelle Erschöpfungszustände.
Symptome bei Kindern
Typische Anzeichen einer Unterfunktion der Schilddrüse bei Kindern sind Verzögerungen in der körperlichen Entwicklung, eingeschränkte Wachstumsgeschwindigkeit, späte Pubertät, intellektuelle Beeinträchtigungen oder Lernschwierigkeiten.
Eine unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion kann zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen führen. Zunächst kann sie sich in den beschriebenen Symptomen manifestieren, welche die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Langfristig kann eine unbehandelte Hypothyreose jedoch zu ernsteren Komplikationen führen, wie Herzkrankheiten, peripherer Neuropathie und in seltenen Fällen sogar zu einem lebensbedrohlichen Myxödem-Koma. Die verlangsamte Herzfrequenz kann das Risiko für Herzerkrankungen erhöhen, während ein niedriger Stoffwechsel zu einer Anhäufung von LDL-Cholesterin im Blut führen kann. Daher ist es von grösster Bedeutung, eine Schilddrüsenunterfunktion frühzeitig zu diagnostizieren und zu behandeln, um schwerwiegendere Gesundheitsprobleme zu vermeiden.
Myxödem und Myxödem-Koma
Bei einer Hypothyreose können sich sogenannte Myxödeme, ein Zustand gekennzeichnet durch Schwellungen im Gewebe, entwickeln. Diese treten häufig im Gesicht, insbesondere um die Augen, und manchmal an anderen Körperstellen auf. Sie entstehen durch krankhafte Ablagerungen von Kohlenhydratverbindungen im Unterhautgewebe.
Eine seltene, aber lebensbedrohliche Komplikation der schweren Schilddrüsenunterfunktion ist das Myxödem-Koma, welches vor allem bei älteren Menschen auftritt, deren Erkrankung lange unbehandelt blieb. Auslöser können zusätzliche Belastungen wie Infektionen, Unterkühlung, Herzinfarkte oder Operationen sein. Typische Symptome bei einem Myxöden-Koma sind Myxödeme, extreme Schwäche, tiefe Körpertemperatur, langsamer Herzschlag, flache Atmung, verzögerte Reflexe und Schläfrigkeit bis hin zum Koma. Ein Myxödem-Koma ist ein lebensbedrohlicher Zustand, der sofort medizinischer Behandlung bedarf.
Diagnose Schilddrüsenunterfunktion
Die Diagnose einer Schilddrüsenunterfunktion erfordert eine sorgfältige Abklärung, um die genaue Ursache und den Schweregrad der Erkrankung zu bestimmen. Dabei werden verschiedene Untersuchungsmethoden kombiniert, um ein umfassendes Bild der Schilddrüsenfunktion und möglicher struktureller Veränderungen zu erhalten.
Anamnese und körperliche Untersuchung
Der Arzt oder die Ärztin wird nach Symptomen fragen und eine körperliche Untersuchung durchführen. Dabei wird besonders auf Schilddrüsenvergrösserungen oder trockene, raue Haut geachtet. Auch die Reflexe und Herztöne werden überprüft.
Bluttests (TSH, T4, T3)
Bluttests sind entscheidend zur Messung der Schilddrüsenfunktion. Der TSH-Wert, das von der Hypophyse freigesetzte Hormon, gibt Aufschluss über die Schilddrüsenaktivität. Bei einer Unterfunktion ist dieser Wert erhöht. Auch die Werte für T4 und T3 werden gemessen, da sie direkt auf die Funktion der Schilddrüse hinweisen.
Ultraschall der Schilddrüse
Eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) kann helfen, die Ursache der Schilddrüsenunterfunktion besser zu identifizieren. Es können z.B. Veränderungen wie Entzündungen, Zysten oder Knoten sichtbar gemacht werden.
Behandlung
Die Standardbehandlung besteht meist aus der Ersatztherapie mit synthetischen Schilddrüsenhormonen, wie Levothyroxin.
Die Behandlung einer Hypothyreose zielt darauf ab, den Mangel an Schilddrüsenhormonen auszugleichen und so die normalen Stoffwechselaktivitäten des Körpers wiederherzustellen. Dies erfolgt in der Regel durch eine lebenslange Hormonersatztherapie mit Levothyroxin, einem synthetischen Schilddrüsenhormon, das identisch mit dem vom Körper produzierten Thyroxin (T4) ist. Die Dosierung von Levothyroxin wird individuell angepasst, basierend auf dem Alter, Gewicht, den Symptomen des Patienten sowie den Blutwerten der Schilddrüsenfunktionstests. Regelmässige Kontrollen sind erforderlich, um die Dosis gegebenenfalls anpassen zu können. In einigen Fällen, insbesondere bei sekundärer oder tertiärer Hypothyreose, kann auch die Behandlung der zugrundeliegenden Ursache notwendig sein.
Informationen zu alternativen und ergänzenden Behandlungsmethoden
Einige Patienten können auch von alternativen oder ergänzenden Behandlungen profitieren. Diese beinhalten oft eine Kombination aus Lifestyle-Änderungen, wie einer gesunden Ernährung und regelmässiger Bewegung, sowie Ergänzungspräparate, die bestimmte Nährstoffe enthalten, welche für eine optimale Schilddrüsenfunktion wichtig sind. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Methoden nicht als Ersatz für die Hormonersatztherapie dienen, sondern eher als unterstützende Massnahmen betrachtet werden sollten.
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