Morbus Crohn (engl. Crohn’s disease) ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, die sich über den gesamten Verdauungstrakt erstrecken kann. Typischerweise ist der letzte Teil des Dünndarms, der sogenannte “terminale Ileum”, betroffen. Bauchschmerzen und Durchfall zählen zu den häufigsten Symptomen von Morbus Crohn. Obwohl Morbus Crohn nicht heilbar ist, kann die richtige Behandlung in den meisten Fällen die Symptome effektiv kontrollieren und die Lebensqualität verbessern.

Animation Magen Darm

Überblick

Morbus Crohn ist eine Form der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED), die in der Regel eine lebenslange Herausforderung für die Betroffenen darstellt. Die Symptome der Crohn-Krankheit treten oft schubweise auf und umfassen Bauchschmerzen, Durchfall und gelegentlich Fieber.

Obwohl Morbus Crohn in den meisten Fällen nicht heilbar ist, zeigt sich unter adäquater Behandlung und sorgfältiger Kontrolle üblicherweise nur eine geringfügige Beeinträchtigung der Lebenserwartung.

Morbus Crohn kann den gesamten Verdauungstrakt vom Mund bis zum After betreffen, wobei typischerweise der letzte Abschnitt des Dünndarms, das terminale Ileum, involviert ist. Die Entzündung erstreckt sich dabei nicht nur auf die oberste Schleimhautschicht, sondern kann die gesamte Darmwand erfassen. Die Entzündung kann daher auch die Darmwand durchbrechen und Abszesse oder Fisteln bilden.

Die ebenfalls chronisch-entzündliche Darmerkrankung Colitis ulcerosa betrifft im Gegensatz zu Morbus Crohn ausschliesslich den Dickdarm und nur die oberste Schicht der Darmwand, die Darmschleimhaut. 

Risikofaktoren

Die genauen Ursachen von Morbus Crohn sind noch weitgehend unbekannt. Es wird angenommen, dass Morbus Crohn durch das komplexe Zusammenspiel mehrerer Faktoren verursacht wird, darunter genetische Veranlagung, Umweltfaktoren, Beeinträchtigung der Darmbarriere sowie Rauchen.

Genetische Veranlagung

Die Genetik spielt bei Morbus Crohn eine Rolle, da die Krankheit in einigen Familien vermehrt auftritt. Bekannte Genveränderungen wie NOD2/CARD15 sind nur ein Teil der über 150 genetischen Risikofaktoren, die das Morbus-Crohn-Risiko erhöhen können. 

Umweltfaktoren

Bestimmte Umweltfaktoren wie Ernährung, Hygiene, Lebensstil und Exposition gegenüber bestimmten Bakterien oder Viren können das Risiko einer Erkrankung beeinflussen.

Beeinträchtigung der Darmbarriere

Das Eindringen von Bakterien in die Darmwand kann zu starken Immunreaktionen führen. Bei vermutlich gestörter Funktion der Darmbarriere aktiviert der Körper Entzündungszellen zur Abwehr, selbst wenn die Bakterien nicht gefährlich sind, was letztendlich die Darmentzündung verursachen kann.

Rauchen

Rauchen ist als bedeutender Risikofaktor für Morbus Crohn bekannt und kann den Verlauf der Krankheit nachhaltig beeinträchtigen. Studien haben gezeigt, dass Rauchen nicht nur das Risiko erhöht, an Morbus Crohn zu erkranken, sondern auch zu einem schwereren Krankheitsverlauf führen kann. Es wird vermutet, dass die chemischen Inhaltsstoffe des Tabakrauchs die Entzündungsreaktionen im Darm verstärken und die Wirksamkeit bestimmter Behandlungen beeinträchtigen können. 

Es ist wichtig zu beachten, dass das Vorhandensein dieser Risikofaktoren das Risiko einer Erkrankung erhöhen kann, jedoch nicht zwangsläufig zu Morbus Crohn führt. Die Entstehung der Krankheit ist oft das Ergebnis einer komplexen Wechselwirkung zwischen genetischen, Umwelt- und immunologischen Faktoren.

Krankheitsverlauf

Morbus Crohn kann sich entweder chronisch oder akut (schubweise) manifestieren. Bei einem chronischen Verlauf dauern die Symptome mindestens sechs Monate an. Am häufigsten jedoch tritt die Krankheit schubweise auf, wobei Phasen mit Symptomen und symptomfreie Perioden (Remission) sich abwechseln. Die Schwere, Länge und Häufigkeit der Schübe variieren stark zwischen den Betroffenen. Dieser unterschiedliche Verlauf macht die Behandlung von Morbus Crohn zu einer individuellen Herausforderung.

Symptome

Morbus Crohn kann eine Vielzahl von Symptomen zugeschrieben werden, die gängigsten Symptome von Morbus Crohn sind: 

  • Bauchschmerzen
  • (blutiger) Durchfall
  • Fieber

Die Entzündung des Dünndarms beeinträchtigt zudem oft die Nahrungsaufnahme und der Durchfall führt zum Verlust von Elektrolyten, Nährstoffen und Flüssigkeit. Dies kann unter anderem zu folgenden Komplikationen führen: 

  • Anämie (Blutarmut)
  • Müdigkeit
  • Kurzatmigkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Gewichtsverlust
  • andere Mangelerscheinungen

Diagnose

Die Diagnose von Morbus Crohn wird in der Regel durch einen Facharzt (Gastroenterologe) durchgeführt und kann in folgende Schritte unterteilt werden

  1. Anamnese (Erfassung der Krankheitsgeschichte)
  2. Bauchabtastung auf entzündungsbedingten Druckschmerz
  3. Analyse der Stuhlprobe auf Entzündungswerte (Calprotectin)
  4. Analyse der Blutwerte auf C-reaktives Protein (CRP) und Nährstoffmangel
  5. Darmspiegelung zur Untersuchung des Darms von innen und gegebenenfalls Entnahme einer Gewebeprobe
  6. Ultraschall (Sonographie) des Unterbauchs zur Feststellung von Verdickungen der Darmwände
  7. Zusätzliche Untersuchungen wie Magenspiegelung oder Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT)

Behandlung

Die Behandlung von Morbus Crohn richtet sich nach dem betroffenen Abschnitt des Verdauungstrakts und nach der Schwere des Krankheitsverlaufs.

Für leichte Verläufe kann eine symptomatische Therapie zur Linderung von Durchfall, Krämpfen oder Schmerzen ausreichend sein. Bei schweren Krankheitsverläufen von Morbus Crohn wird oft Kortison oder andere Medikamente zur Unterdrückung der Autoimmunreaktion eingesetzt.

Chirurgische Eingriffe wie Dünndarmoperationen oder Dickdarmoperationen sind bei Komplikationen wie Darmdurchbrüchen, Abszessen oder Fistelbildungen notwendig.

Aufgrund des erhöhten Darmkrebsrisikos bei Morbus Crohn sind regelmässige Kontrolluntersuchungen unerlässlich.

Prävention

Da die genauen Ursachen von Morbus Crohn noch nicht restlos verstanden sind, gibt es keine spezifischen Präventionsmassnahmen, die die Krankheit vollständig verhindern könnten. Allerdings gibt es einige Empfehlungen, die das Risiko einer Erkrankung verringern könnten:

  •  Nichtrauchen
  • Gesunde Ernährung
  • Stressmanagement
  • Vermeidung von nichtsteroidalen entzündungshemmenden Medikamenten (NSARs) wie Ibuprofen oder Aspirin
  • gute Hygienepraxis

Ernährung

Die Ernährung bei Morbus Crohn spielt eine entscheidende Rolle und kann je nachdem, ob sich der Patient in einer Remissionsphase oder in der Akutphase befindet, unterschiedlich sein:

 

Remissionsphase (beschwerdefreie Phase)

In der Remissionsphase ist eine antientzündliche Ernährung entscheidend, um das Darmimmunsystem zu stärken. Eine vollwertige Ernährung mit ausreichend Ballaststoffen und Probiotika ist empfehlenswert. Zudem soll eine ausgewogene Ernährung beibehalten werden, um den Körper mit allen notwendigen Nährstoffen zu versorgen.

Akutphase

In der Akutphase sollte auf ballaststoffreiche Nahrungsmittel wie Vollkornprodukte, rohes Gemüse und Obst verzichtet und leicht verdauliche Lebensmittel wie Bananen, Reis und gekochtes Gemüse bevorzugt werden. So kann die Belastung des Verdauungstrakts reduziert und Symptome gelindert werden. 

Eine individuelle Empfehlung zur Ernährung bei Morbus Crohn kann durch eine Ernährungsberatung bereitgestellt werden. Bei Morbus Crohn wird diese auf ärztliche Anordnung von der Grundversicherung übernommen.