Eine Herzmuskelentzündung, oder in der Medizin als Myokarditis bekannt, ist eine ernsthafte Erkrankung, bei der das Herzmuskelgewebe entzündet ist. Sie wird häufig durch Virusinfektionen wie Grippeviren oder das Coxsackie-Virus verursacht, kann aber auch durch Bakterien, Pilze oder Autoimmunreaktionen entstehen. Die Symptome reichen von Müdigkeit und Atemnot bis hin zu Brustschmerzen und Herzrhythmusstörungen. Eine rechtzeitige Diagnose und angemessene Therapie sind entscheidend, um Komplikationen wie Herzinsuffizienz oder plötzlichen Herztod zu verhindern.
Der Herzmuskel im Überblick
Der Herzmuskel, auch Myokard genannt, ist das zentrale Muskelgewebe des Herzens, das für die Pumpleistung und damit für die Aufrechterhaltung des Blutkreislaufs verantwortlich ist. Er besteht aus spezialisierten Herzmuskelzellen, die durch ihre Fähigkeit zur rhythmischen Kontraktion und Entspannung das Blut durch den Körper pumpen. Eine gesunde Funktion des Herzmuskels ist entscheidend für die Versorgung aller Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen. Bei einer Myokarditis wird dieses empfindliche Gewebe durch Entzündungen angegriffen, was die Pumpleistung beeinträchtigen und zu ernsthaften Komplikationen führen kann.
Ursachen & Risikofaktoren
Man unterscheidet zwischen infektiöser und nicht-infektiöser Myokarditis, je nachdem, ob die Inflammation durch Krankheitserreger oder andere Faktoren verursacht wird. Beide Formen der Herzmuskelentzündung können sowohl akut als auch chronisch auftreten.
Infektiöse Myokarditis
Infektiöse Myokarditis wird hauptsächlich durch Viren verursacht, wie etwa das Coxsackie-Virus, Herpesviren, Adenoviren, Enteroviren oder das Parvovirus B19. Diese und weitere Viren können direkt das Herzmuskelgewebe angreifen und eine Entzündungsreaktion auslösen. Neben Viren können auch Bakterien wie Streptokokken und Staphylokokken, Pilze und Parasiten zur Entstehung einer Myokarditis beitragen. Die Erreger gelangen meist über die Blutbahn zum Herzen und bilden dort die Ursache für die entzündlichen Prozesse.
Betroffene, die sich nach einem Infekt nicht ausreichend erholen und zu früh wieder in intensive körperliche Aktivitäten einsteigen, können ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Myokarditis haben.
Nicht-infektiöse Myokarditis
Bei der nicht-infektiösen Myokarditis liegt die Ursache der Inflammation nicht in einer Infektion. Autoimmunerkrankungen wie Lupus oder rheumatoide Arthritis können das Herzmuskelgewebe angreifen und Entzündungen verursachen. Auch bestimmte Medikamente, Toxine oder eine Strahlentherapie können Myokarditis auslösen.
Symptome
Die Beschwerden bei einer Herzmuskelentzündung sind vielfältig und können denen anderer Herzerkrankungen ähneln, aber auch Symptome einer Grippeerkrankung oder einer allgemeinen Erkältung aufweisen. Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Betroffenen die aufgeführten Beschwerden verspüren oder sogar keines der Symptome aufweisen können.
Müdigkeit und Schwäche
Betroffene fühlen sich in vielen Fällen ungewöhnlich erschöpft und kraftlos.
Atemnot
Besonders bei körperlicher Anstrengung, aber auch in Ruhe kann es zu Atembeschwerden kommen.
Brustschmerzen
Es kann zu Schmerzen in der Brust kommen, diese können scharf und stechend sein und oft mit den Symptomen eines Herzinfarktes verwechselt werden.
Herzrhythmusstörungen
Bei einer Herzmuskelentzündung kann es zu Herzrhythmusstörungen, wie unregelmässiger Herzschlag, Herzstolpern oder Herzrasen auftreten.
Schwindel und Ohnmachtsanfälle
Durch die eingeschränkte Herzfunktion kann es zu einer unzureichenden Durchblutung des Gehirns kommen, dadurch können Schwindel und Ohnmachtsanfälle auftreten.
Flüssigkeitsansammlungen
Schwellungen in Beinen, Knöcheln oder Füssen können ein Zeichen für eine Herzinsuffizienz sein, die durch eine Myokarditis verursacht wird.
Aufgrund der Tatsache, dass eine Herzmuskelentzündung in vielen Fällen unbemerkt bleibt, ist es entscheidend, Beschwerden wie oben beschrieben möglichst rasch bei einem Arzt abklären zu lassen. Insbesondere, wenn diese Symptome einige Wochen nach einer Erkältung oder einem anderen Infekt auftreten. Ein zu früher Wiedereinstieg in sportliche Aktivitäten kann schwerwiegende Komplikationen verursachen.
Diagnose
Die Diagnose einer Herzmuskelentzündung wird in der Regel von einem Facharzt für Kardiologie gestellt. Neben einer umfassenden Anamnese und einer klinischen Untersuchung, wie das Abhören des Herzens, durch den behandelnden Arzt, können verschiedene diagnostische Tests durchgeführt werden, darunter:
Elektrokardiogramm
Ein Elektrokardiogramm, auch EKG genannt, misst die elektrische Aktivität des Herzens und kann Anomalien im Herzrhythmus aufdecken.
Echokardiogramm
Ein Echokardiogramm hilft die Struktur und Funktion des Herzens einschliesslich der Herzmuskelentzündung zu beurteilen.
Blutuntersuchungen
Ein Bluttest kann bestimmte Blutwerte wie Entzündungsmarker oder spezifische Antikörper liefern, die auf eine Entzündung im Körper hinweisen können.
Magnetresonanztomographie
Eine Magnetresonanztomographie des Herzens kann detaillierte Bilder des Herzens liefern und Entzündungen im Herzmuskelgewebe sichtbar machen.
Ruhe und Schonung
Die wichtigste Behandlungsmassnahme bei Myokarditis besteht in der strikten Vermeidung von körperlichen Anstrengungen. Dabei gilt es auch, schon geringe Belastungen im Alltag zu vermeiden. Der entzündete Herzmuskel muss geschont werden, bis die Entzündung vollständig abgeklungen ist. Dies kann unter Umständen mehrere Wochen dauern.
Medikamentöse Therapie
Dies kann die Verabreichung von entzündungshemmenden Medikamenten oder Kortikosteroiden umfassen, um die Entzündungsreaktion im Herzmuskel zu reduzieren. Darüber hinaus können Medikamente zur Unterstützung der Herzfunktion, zur Kontrolle des Herzrhythmus oder zur Vorbeugung von Blutgerinnseln verschrieben werden. Antibiotika werden in der Regel nur dann zur Therapie einer Herzmuskelentzündung eingesetzt, wenn die Ursache in einer bakteriellen Infektion liegt.
Überwachung und Nachsorge
Patienten mit einer Herzmuskelentzündung benötigen regelmässige ärztliche Kontrollen, um den Fortschritt der Erkrankung zu überwachen, die Herzfunktion zu bewerten und mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen.
Stationäre Behandlung bei schwerem Verlauf
In schweren Fällen, insbesondere bei einer akuten Myokarditis mit schwerwiegenden Herzproblemen, kann eine stationäre Behandlung und intensivmedizinische Überwachung des Patienten erforderlich sein. In einigen Fällen kann auch eine Herztransplantation in Erwägung gezogen werden, wenn die Herzfunktion irreversibel beeinträchtigt ist.
Die Therapie einer Herzmuskelentzündung erfordert daher eine individuelle und umfassende Herangehensweise, um die beste Versorgung für jeden Patienten sicherzustellen.
Prävention
Das Vorbeugen von Herzmuskelentzündungen konzentriert sich in erster Linie darauf, Infektionen zu vermeiden, da virale Infektionen die häufigste Ursache für diese Erkrankung sind. Einige präventive Massnahmen umfassen:
Gesunde Hygienegewohnheiten
Gesunde Hygienegewohnheiten, wie regelmässiges Händewaschen, können dazu beitragen, die Ausbreitung von Viren zu verhindern, die Herzmuskelentzündungen verursachen können.
Impfungen
Einige Infektionen, die Herzmuskelentzündungen verursachen können, wie Grippe oder Masern, können durch Impfungen verhindert werden.
Vermeidung von Überanstrengung
Übermässige körperliche Anstrengung, speziell, wenn ein viraler Infekt vorliegt, kann das Risiko einer Herzmuskelentzündung erhöhen.
Vermeidung von Infektionsquellen
Der Kontakt mit Personen, die an akuten Infektionen wie Grippe oder Erkältung leiden, sollte vermieden werden, um das Risiko einer Infektion zu verringern.
Gesunder Lebensstil
Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf, Stressmanagement und die Vermeidung von Rauchen und übermässigem Alkoholkonsum tragen zur Stärkung des Immunsystems bei und können dazu beitragen, das Risiko von Infektionen und damit von Herzmuskelentzündungen zu verringern.
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