Herr Dr. Moos, sie sind der Leiter des medizinischen Systems der Klinik Hirslanden. Was ist unter dem Begriff «Medizinisches System» zu verstehen?
In den ersten Jahrzehnten ihrer Geschichte bestand die Rolle der Klinik Hirslanden vor allem darin, niedergelassenen Fachärzten eine Infrastruktur zur stationären Behandlung ihrer Patientinnen und Patienten zur Verfügung zu stellen, namentlich beispielsweise Operationssäle und Betten. Seit vielen Jahren geht die Zusammenarbeit zwischen den Kliniken und ihren Partnerärztinnen und -ärzten jedoch sehr viel weiter. So bieten wir ihnen neben der Infrastruktur eine ganze Reihe medizinischer Querschnittsfunktionen und Zusatzleistungen an, von der Anästhesie und der Radiologie über die Notfall- und Intensivmedizin bis hin zu nicht-ärztlichen Leistungen wie (spezialisierter) Pflege, Physiotherapie, Logopädie u.v.m. Ebenso dazu gehört die Allgemeine Innere Medizin, die im nebenstehenden Beitrag vorgestellt wird. Alle diese ärztlichen und nicht-ärztlichen Leistungen machen zusammen mit der Infrastruktur das Medizinische System aus. Die sehr enge Zusammenarbeit zwischen den Fachspezialisten und den Querschnittsfunktionen kommt äusserlich auch dadurch zum Ausdruck, dass wir neu von unseren Partnerärztinnen und -ärzten sprechen. Unsere Mitarbeitenden sorgen gemeinsam mit ihnen in einem interdisziplinären und interprofessionellen Setting dafür, dass wir auch hochkomplexe Fälle individuell und nach mordernsten medizinischen Standards behandeln können. Das ist eine Teamleistung.
Welche Folgen hatte diese Entwicklung vom Infrastruktur-Anbieter zum Anbieter eines ganzen medizinischen Systems für das Leistungsangebot der Klinik Hirslanden?
Als Systemanbieter ist die Klinik Hirslanden in die Lage versetzt worden, gemeinsam mit ihren Partnerärzten das Leistungsangebot kontinuierlich weiterzuentwickeln und auszubauen. Heute bietet die Klinik Hirslanden als Listenspital praktisch das gesamte Spektrum der fachübergreifenden Zentrumsmedizin auf universitärem Niveau an. Dazu zählt insbesondere auch die Behandlung von komplexen und besonders schweren Fällen, einschliesslich solcher, die der Hochspezialisierten Medizin (IVHSM) zugerechnet werden. So hat die Klinik Hirslanden inzwischen den schweizweit vierthöchsten Case Mix Index (CMI) aller Zentrums- und Universitätsspitäler. Er beschreibt den durchschnittlichen Schweregrad der in einem Spital behandelten Fälle. Das ist gewaltig und darauf können alle Beteiligten zu Recht stolz sein.
Unsere Patientinnen und Patienten profitieren von einer permanenten Verfügbarkeit aller erforderlichen Fachdisziplinen im Behandlungsprozess, die für ihre Genesung erforderlich sind.
Welche Vorteile ergeben sich für die Patienten aus der Arbeitsteilung zwischen den spezialisierten und hochspezialisierten Partnerärzten auf der einen Seite und den genannten Querschnittsfunktionen auf der Anderen?
Unser Angebot entspricht aus meiner Sicht einem integrierten Versorgungskonzept, kombiniert mit individueller und persönlicher Betreuung und unter Berücksichtigung höchster interdisziplinärer und interprofessioneller Ansprüche: Der Partnerarzt kennt den Patienten in der Regel schon aus dem ambulanten Setting, behandelt ihn als Fallführer in der Klinik Hirslanden und übernimmt nach dem Klinikaustritt auch die Nachsorge. Dies schafft Vertrauen und Kontinuität. Eingebunden in die Behandlung an der Klinik sind je nach Art und Komplexität des Falls Vertreter unterschiedlicher Querschnittsfunktionen sowie Spezialisten aus weiteren Fachgebieten. Das betrifft die interdisziplinäre Erarbeitung eines Therapieplans an den sogenannten Indikationsboards genauso wie die Durchführung von einzelnen Behandlungsschritten. So profitieren unsere Patienten von einer permanenten Verfügbarkeit aller erforderlichen Fachdisziplinen im Behandlungsprozess, die für ihre Genesung erforderlich sind. Der Patient steht im Mittelpunkt.
Wo liegen die Vorteile deses Systemmodells aus der Sicht der Partnerärztinnen und -ärzte?
Das oberste Ziel der Partnerärztinnen und Partnerärzte ist die Zufriedenheit ihrer Patientinnen und Patienten. Diese beruht auf vielen verschiedenen Faktoren, insbesondere aber auf der Qualität und der Effizienz einer Behandlung. Ein eingespieltes medizinisches System ist beidem zuträglich: Die Ärzte aus den Querschnittsfunktionen und unsere nicht-ärztlichen Professionen unterstützen und ergänzen als interne «Dienstleister» die Partnerärzte mit ihrer Expertise – bei der Diagnostik und der Behandlung von Begleiterkrankungen genauso wie beim Management von unerwartet aufgetretenen Komplikationen und bei der postoperativen Nachsorge auf der Intensiv- oder der Normalstation. Für die Partnerärzte bedeutet dies, dass sie sich ganz auf ihre Kerntätigkeiten konzentrieren können. Den Rahmen dieser Zusammenarbeit bildet eine moderne Infrastruktur. Das Umfeld ist komplex und die Medizin entwickelt sich stetig weiter. Daher arbeiten wir kontinuierlich an Themen wie Digitalisierung und investieren weiter in Infrastruktur und Medizintechnik, um ein möglichst attraktives Umfeld für alle Beteiligten zu schaffen bzw. zu erhalten.
Leiterin Marketing & Kommunikation
Klinik Hirslanden