Eine Wassergeburt ist eine natürliche Geburtsmethode, bei der das Baby in einer warmen Gebärwanne zur Welt kommt. Viele Frauen empfinden sie als sanfter und entspannender als eine Geburt im Krankenhausbett. Allerdings ist sie nicht für jede Schwangerschaft geeignet. Um Risiken zu minimieren, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein.

Schwangerschaft, schwangere Frau in Badewanne

Die Wassergeburt im Überblick

Bei einer Wassergeburt bringt die werdende Mutter ihr Kind in einer mit Wasser gefüllten Wanne zur Welt. Eine Geburt kann vollständig oder teilweise im Wasser stattfinden. Für viele Gebärende ist eine Wassergeburt mit weniger Schmerzen und Stress verbunden als eine herkömmliche Geburt, da das warme Wasser entspannend wirkt und es die Dauer der Geburt in der Regel verkürzt. Für das Baby bedeutet eine Wassergeburt verglichen mit einer normalen Geburt einen sanfteren Übergang von der Wärme der Gebärmutter ans Licht der Welt.

Voraussetzungen für eine Wassergeburt

Für eine Wassergeburt müssen die folgenden Voraussetzungen erfüllt sein, um Risiken für die Mutter und ihr Kind so gering wie möglich zu halten:

  • Die Mutter muss gesund sein
  • Die Schwangerschaft muss risikofrei und ohne Komplikationen verlaufen
  • In der Spätschwangerschaft dürfen keine Infekte und Blutungen aufgetreten sein
  • Bei Mehrlingsschwangerschaften ist eine Wassergeburt nicht empfohlen
  • Das Baby darf sich nicht in Steisslage befinden

Behandlungsziel

Das Ziel einer Wassergeburt ist es, die Geburt für die Mutter so angenehm wie möglich zu gestalten, Schmerzen zu reduzieren und die Geburt natürlich zu unterstützen.

Vorteile einer Geburt im Wasser

Sowohl die Mutter als auch das Neugeborene können von positiven Effekten der Wassergeburt profitieren:

  • Das warme Wasser kann helfen, Gewebe und Muskeln zu lockern und dadurch die Schmerzen zu reduzieren
  • Häufig dauert die Geburt im Wasser weniger lang
  • Geringeres Risiko eines Dammrisses oder eines Dammschnitts
  • Leichtere Positionswechsel während der Entbindung

Ablauf der Geburt im Wasser

Die Geburtswanne ist grösser als eine herkömmliche Badewanne und mit verschiedenen Griffen sowie Stützen ausgestattet, sodass die Gebärende jederzeit eine angenehme und unterstützende Position einnehmen kann. Sie kann selbst entscheiden, wann sie in die Gebärwanne steigen möchte, und hat jederzeit die Möglichkeit, diese wieder zu verlassen, falls sie sich unwohl fühlt. Die Wanne ist bis etwa zur Nabelhöhe mit 34 bis 36 Grad Celsius warmem Wasser gefüllt – dabei werden keine Badezusätze verwendet.

Sobald die Schwangere bereit ist, werden die letzten Vorbereitungen getroffen. Um im Falle eines Notfalls eine schnelle Medikamentengabe zu ermöglichen, erhält sie eine Infusion. Zudem wird ein Einlauf verabreicht, um den Enddarm zu entleeren und so eine Verunreinigung des Wassers durch Stuhlgang zu vermeiden.

Sowohl die Eröffnungs- als auch die Austreibungsphase können während der Entbindung im Wasser stattfinden. Die Hebamme begleitet die Geburt vom Wannenrand aus, während ein erfahrenes Team die Gebärende durchgehend unterstützt. Das Kind wird mit wasserdichten Herzton- und Wehenschreibern überwacht, um sicherzustellen, dass es ihm während der gesamten Geburt gut geht. Falls das warme Wasser zu einer starken Entspannung führt und die Wehen nachlassen, kann es hilfreich sein, kurz aufzustehen. Die kühlere Umgebungsluft wirkt anregend und kann den Geburtsverlauf beschleunigen.

Kurz bevor und während der Kopf des Kindes zum Vorschein kommt, führt die Hebamme den Dammschutz durch. Durch das warme Wasser wird das Gewebe geschmeidiger, sodass ein Dammschnitt in den meisten Fällen nicht notwendig ist.

Nach der Geburt wird das Baby sanft aus dem Wasser gehoben und auf den Bauch der Mutter gelegt. Das erste Anlegen an die Brust kann ebenfalls noch in der Geburtswanne erfolgen.

Vorbereitung & Vorsorge

  • Geburtsplanung: Im Gespräch mit der Hebamme und den Ärzten wird geklärt, ob eine Wassergeburt möglich ist. Falls eine Geburt im Wasser infrage kommt, können im Rahmen der Geburtsplanung weitere Wünsche, Bedürfnisse und Fragen besprochen werden.
  • Voruntersuchungen: Wie bei einer herkömmlichen Geburt finden auch vor einer Wassergeburt die üblichen Voruntersuchungen statt, darunter beispielsweise Blut- und Ultraschalluntersuchungen. Diese dienen unter anderem dazu, Infektionen auszuschliessen und die Lage des Kindes zu bestimmen.

Nachsorge & Genesung

Unmittelbar nach der Geburt

Das Baby wird direkt nach der Geburt sanft aus dem Wasser gehoben und der Mutter auf den Bauch gelegt. Das erste Stillen kann ebenfalls noch in der Geburtswanne erfolgen. Anschliessend wird die Mutter gewaschen und ins Bett gebracht, während das Baby abgenabelt, gereinigt und medizinisch erstversorgt wird. Danach kehrt es zur Mutter zurück. Die Nachgeburt, also die Austreibung der Plazenta (Mutterkuchen) und der Eihäute, findet in ruhiger Atmosphäre direkt im Zimmer statt. Anschliessend wird sorgfältig geprüft, ob Geburtsverletzungen vorliegen und ob eine medizinische Versorgung, wie etwa eine Naht bei einem Dammriss, notwendig ist.

Die ersten Tage nach der Geburt

In den ersten Tagen nach einer Wassergeburt ist Ruhe und Entspannung besonders wichtig und dem Körper sollte ausreichend Zeit zur Erholung gegeben werden. Die körperliche Pflege erfordert in den ersten Tagen besondere Aufmerksamkeit – Baden sollte vermieden werden, um Infektionen vorzubeugen, während Duschen problemlos möglich ist. Wie nach jeder Geburt tritt die Wochenbettblutung (Lochien) auf, die mehrere Wochen andauern kann.

Um den Körper gezielt bei der Regeneration zu unterstützen, kann frühzeitig mit sanfter Rückbildungsgymnastik begonnen werden. Dadurch wird die Muskulatur gestärkt und der Beckenboden stabilisiert. 

Mögliche Komplikationen

Die grösste Herausforderung einer Wassergeburt besteht in nicht vorhersehbaren Notfällen, die sowohl für die Gebärende als auch für das Kind ein Risiko darstellen können:

  • Zeitkritische Notfälle: Obwohl ein erfahrenes Team jederzeit bereitsteht, kann der Transfer aus dem Wasserbecken wertvolle Zeit kosten, die in kritischen Situationen entscheidend sein kann.
  • Ausbleiben des Tauchreflexes: In seltenen Fällen bleibt der Tauchreflex beim Baby aus, sodass es mit dem ersten Atemzug Wasser einatmen könnte.
  • Infektionsrisiko für das Kind: Wasserverunreinigungen (z. B. durch Keime oder Stuhlflora der Mutter) können beim Neugeborenen zu Infektionen führen.
  • Infektionsrisiko für die Mutter: Die geringere Widerstandskraft der Haut durch den längeren Aufenthalt im warmen Wasser kann das Risiko für Hautinfektionen erhöhen.

Fragen rund um die Wassergeburt im Krankenhaus

Wann ist eine Wassergeburt nicht zu empfehlen?

Eine Wassergeburt kommt nicht bei Mehrlingsschwangerschaften, bei einer Frühgeburt oder bei einer Beckenendlage (sog. Steisslage) des Kindes infrage. Auch nach Blutungen während der Schwangerschaft oder bei Erkrankungen der Frau (z. B. Fieber, Infektion mit Hepatitis C, HIV) oder des Kindes kann sie nicht durchgeführt werden.

Was sind die Nachteile einer Wassergeburt?

Ein Nachteil der Wassergeburt ist das Risiko unvorhersehbarer Notfälle, bei denen der Transfer aus dem Wasser wertvolle Zeit kosten kann. In seltenen Fällen bleibt der Tauchreflex des Babys aus, wodurch es Wasser einatmen könnte. Zudem besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko für das Neugeborene durch mögliche Wasserverunreinigungen, und für die Mutter, da die Haut durch den längeren Aufenthalt im warmen Wasser anfälliger für Infektionen ist.

Was passiert mit dem Stuhlgang bei einer Wassergeburt?

Um den Enddarm zu entleeren und so eine Verunreinigung des Wassers durch Stuhlgang zu vermeiden, wird in der Regel ein Einlauf verabreicht.

Ist eine PDA bei einer Wassergeburt möglich?

Nein, eine Periduralanästhesie (PDA) ist bei einer Wassergeburt nicht möglich, da die Beweglichkeit der Mutter durch die Betäubung eingeschränkt wäre und das Infektionsrisiko steigen könnte. Eine PDA erfordert eine kontinuierliche medizinische Überwachung und eine stabile Lagerung, was mit einer Geburt im Wasser nicht vereinbar ist.

Was ist besser, eine Wassergeburt oder eine klassische Geburt?

Ob eine Wassergeburt oder eine klassische Geburt im Gebärsaal infrage kommt, hängt nebst den medizinischen Voraussetzungen auch von den individuellen Präferenzen und gesundheitlichen Voraussetzungen der werdenden Mutter ab. Eine Wassergeburt bietet Vorteile wie Schmerzlinderung und eine kürzere Geburtsdauer, aber nicht jede Frau empfindet sie als angenehmer als eine konventionelle Geburt.

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