Ein Unterarmbruch, in der Medizin als Unterarmfraktur bezeichnet, betrifft einen oder beide Knochen des Unterarms: die Speiche (Radius) und die Elle (Ulna). Wenn ein Unterarmbruch stark verschoben ist oder mit Knochentrümmern und Weichteilverletzungen einhergeht, ist eine chirurgische Behandlung erforderlich, um die Stabilität und Funktion des Arms wiederherzustellen. Zur Stabilisierung der Fraktur werden verschiedene Materialien wie Schrauben, Platten oder externe Fixationen verwendet.

Die Unterarmfraktur im Überblick

Brüche der Unterarmknochen gehören zu den verbreitetsten Knochenbrüchen überhaupt. Die häufigste Ursache ist äussere Gewalt, meist durch einen Sturz auf die Hand oder den Unterarm. Ältere Menschen mit Knochenschwund (Osteoporose) haben ein höheres Risiko und brechen den Unterarm manchmal schon bei geringer Belastung.Einfache Unterarmbrüche, die nicht verschoben sind, keine Knochentrümmer oder Weichteilverletzungen aufweisen, können konservativ behandelt werden. Bei verschobenen Brüchen, offenen Brüchen oder Brüchen mit Knochentrümmern wird hingegen chirurgisch behandelt.

Bei einem Unterarmbruch können entweder beide Unterarmknochen oder nur einer der  Knochen gebrochen sein. In letzterem Fall sprechen wir von einer Radiusfraktur oder einer Ulnafraktur.

In der Medizin wird ein Unterarmbruch zudem danach klassifiziert, an welcher Stelle der Knochen gebrochen ist. Am häufigsten tritt eine Fraktur der Speiche in der Nähe des Handgelenks auf, umgangssprachlich oft als „gebrochenes Handgelenk“ bezeichnet. Streng genommen ist jedoch nicht das Gelenk selbst gebrochen, sondern das distale Ende der Speiche (distale Radiusfraktur). Die distale Radiusfraktur ist nicht nur die häufigste Unterarmfraktur, sondern zählt zu den am häufigsten auftretenden Knochenbrüchen überhaupt. Seltener sind Frakturen im mittleren Bereich des Unterarms (diaphysäre Brüche) oder nahe des Ellenbogens (proximale Frakturen).

Brüche nahe dem Handgelenk (distale Radiusfrakturen) und mit Beteiligung des Handgelenks werden bei der Behandlung Operation bei Handgelenkbrüchen erläutert.

Behandlungsziel 

Das Ziel einer operativen Behandlung des Unterarmbruches ist es, die ursprüngliche Knochenstellung wiederherzustellen. Damit das Handgelenk und das Ellbogengelenk nicht beeinträchtigt werden, müssen Unterarmbrüche bis zur Heilung exakt in der richtigen Stellung gehalten werden, was oft nur mit einer chirurgischen Fixation des Bruches möglich ist. Die Fixation trägt massgeblich dazu bei, spätere Bewegungseinschränkungen, Fehlstellungen oder arthrotische Veränderungen zu verhindern.

Abhängig von der Lokalisation und der Art des Bruches kommen dabei unterschiedliche Osteosyntheseverfahren zum Einsatz.

Ablauf der Operation

Je nach individueller Situation und Allgemeinzustand des Patienten erfolgt die Behandlung entweder unter Vollnarkose oder regionaler Anästhesie. Bei einer Regionalanästhesie wird der betroffene Arm gezielt betäubt, während die Patienten in der Regel ein Beruhigungsmittel erhalten und während des Eingriffs oft einschlafen.

Welche Fixationsmethode und welche Materialien verwendet werden, hängt von der Lage und Art des Bruches ab. Infrage kommen dabei die perkutane Verschraubung, die Plattenfixation oder die externe Fixation.

Perkutane Verschraubung

Die perkutane Verschraubung wird bei Brüchen eingesetzt, die ein grosses Bruchstück aufweisen. Über kleine Hautschnitte und unter Durchleuchtungskontrolle wird als erstes der Bruch gerichtet und ein Führungsdraht (Kirschner-Draht) wird in der gewünschten Stellung in den Knochenbruch eingebohrt. Anschliessend wird eine Knochenschraube über den Führungsdraht eingedreht und der Draht wieder entfernt. Im Durchschnitt sind 2 bis 3 Schrauben für eine stabile Fixation des Bruches notwendig.

Plattenfixation

Besteht der Bruch aus mehreren Knochenfragmenten werden diese normalerweise mit einer Titanplatte fixiert. Zuerst werden die Trümmer mit einem Draht in die richtige Position gebracht. Dann wird eine Titanplatte auf den Unterarmknochen aufgelegt, an den stabilen Teilen des Knochens sowie an den Bruchstücken verschraubt. Nach dem Verschrauben können die Drähte wieder entfernt werden.

Wenn die Knochen im Bruchbereich zu stark beschädigt sind oder zu wenig Knochensubstanz vorhanden ist, wird gelegentlich eine Knochenübertragung vorgenommen. Dabei wird Knochen, meist aus dem Beckenknochen, entnommen und in den Frakturbereich übertragen.

Externe Fixation

Bei starker Verletzung der Weichteile (Haut, Muskel), wird der Bruch oft von aussen mit einer Fixateur externe Vorrichtung fixiert. Bei dieser Methode werden Schrauben und Metallstifte oberhalb und unterhalb der Fraktur in den Knochen eingesetzt. Die Metallstifte ragen dabei aus dem Arm heraus und werden ausserhalb der Haut mit einer Stange fixiert. Dadurch entsteht ein stabiler Rahmen, der den Knochenbruch fixiert.

Vorbereitung & Vorsorge

Vor der operativen Behandlung erfolgt eine umfassende Untersuchung, ergänzt durch bildgebende Verfahren wie eine Röntgenaufnahme, um die Verletzung präzise zu beurteilen. Je nach Art und Schwere der Fraktur wird anschliessend die geeignete Operationsmethode festgelegt. Zudem werden die üblichen präoperativen Abklärungen vorgenommen, darunter eine Blutuntersuchung, Blutdruckmessung und ein EKG. Falls blutverdünnende Medikamente eingenommen werden, müssen diese in Absprache mit dem Arzt rechtzeitig abgesetzt werden. Darüber hinaus ist es wichtig, dass der Patient vor dem Eingriff nüchtern bleibt, das heisst, er sollte mindestens sechs Stunden vor der Operation keine feste Nahrung mehr zu sich nehmen und bis zwei Stunden vorher nur klare Flüssigkeiten wie Wasser oder ungesüssten Tee trinken.

Nachsorge & Genesung

Je nach angewendetem Verfahren kann die Operation ambulant durchgeführt werden oder erfordert einen Spitalaufenthalt von einigen Tagen. Der betroffene Arm muss für etwa einen Monat mit einer Schiene oder einem Gips ruhiggestellt werden. Bis zur vollständigen Heilung, die meist 6 bis 8 Wochen dauert, sollten starke Belastungen vermieden werden.

Der Heilungsverlauf hängt massgeblich von der Art der Fraktur, der Knochenqualität und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten ab. In den meisten Fällen heilen operativ versorgte Unterarmfrakturen schneller und zuverlässiger als konservativ behandelte Brüche. Um die Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten und den Heilungsprozess zu fördern, wird frühzeitig mit passiven Bewegungsübungen begonnen, die durch eine gezielte physiotherapeutische Nachbehandlung unterstützt werden.

Nach einer perkutanen Verschraubung ist die Entfernung des eingesetzten Materials meist nach 3 bis 4 Monaten erforderlich. Titanplatten hingegen können dauerhaft im Körper verbleiben, sofern sie keine Beschwerden verursachen.

Mögliche Komplikationen

Die chirurgische Behandlung von Unterarmfrakturen verläuft meist komplikationslos. Dennoch können, wie bei jedem operativen Eingriff, in seltenen Fällen Komplikationen wie Infektionen, Nervenverletzungen, Nachblutungen oder Blutgerinnsel auftreten. In Ausnahmefällen kann es zu einer verzögerten Knochenheilung kommen, die zu einer sogenannten Pseudarthrose (Falschgelenkbildung) führt. Ausserdem kann ein regionales Schmerzsyndrom wie Morbus Sudeck entstehen. Bei Kindern besteht zudem das Risiko von Wachstumsstörungen des Knochens, insbesondere wenn die Fraktur die Wachstumsfuge betrifft.

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