Im Alltagsverständnis wird eine Chemotherapie als die medikamentöse Behandlung von Krebserkrankungen verstanden. Genau genommen wird aber bei den Medikamenten, die gegen Krebs wirken, zwischen Chemotherapie, Immuntherapie und Antihormontherapie unterschieden.
Chemotherapeutika sind Medikamente, die in den Stoffwechsel der Krebszellen eingreifen. Sie hemmen das Wachstum der Krebszellen oder töten diese ab. Deshalb werden sie auch Zytostatika genannt. Im Lauf der Zeit sind über 100 verschiedene Zytostatika entwickelt worden, die bei unterschiedlichen Krebserkrankungen eingesetzt werden können.
Bei der Immuntherapie von Krebserkrankungen werden künstlich hergestellte Antikörper verabreicht. Diese stimulieren entweder direkt das Immunsystem oder binden sich an die Krebszellen und unterstützen so das Immunsystem bei der Abwehr gegen die Krebszellen. Durch die Markierung der Krebszelle mit dem Antikörper erkennt das Immunsystem die Krebszelle und kann diese vernichten.
Die Antihormontherapie richtet sich gegen bestimmte, das Wachstum von Krebszellen begünstigende Hormone im Körper. Angewendet beispielsweise bei Brustkrebs oder Prostatakrebs. Das Medikament hemmt das Hormon vollständig oder verhindert dessen Wirkung auf die Krebszellen.
Welche Vorbereitungen werden getroffen?
Bevor die geeignete medikamentöse Krebstherapie gefunden werden kann, gilt es, Art, Typ und Funktionsweise der Krebszellen durch Untersuchungen zu bestimmen. Hierzu wird beispielsweise bei Brustkrebs untersucht, ob es sich um Krebszellen handelt, deren Wachstum durch Östrogene stimuliert wird, was folglich eine Antihormontherapie sinnvoll machen würde.
Mit verschiedenen Untersuchungen wie MRI, Computertomographie oder Skelettszintigraphie wird abgeklärt, ob sich bereits weitere Ableger (Metastasen) im Körper gebildet haben. Denn in welchem Stadium der Ausbreitung sich die Krebserkrankung befindet, spielt eine entscheidende Rolle für den Therapieentscheid. Die Behandlung einer Krebserkrankung erfordert die Zusammenarbeit von Spezialisten aus verschiedenen Fachrichtungen. Die Planung der Behandlung wird in interdisziplinären Teams, sogenannten Tumorboards, festgelegt.
Wie wird die Behandlung durchgeführt?
Die medikamentöse Krebstherapie muss in der Regel über längere Zeit hinweg konstant oder in mehreren Zyklen durchgeführt werden. Je nach Krebsart ist eine lebenslängliche Therapie notwendig. Oft müssen die Krebsmittel gespritzt oder über eine Infusion verabreicht werden. Es gibt aber auch viele Medikamente, die in Tabletten- oder Kapselform vorliegen.
Chemotherapie
Die Chemotherapie mit Medikamenten, welche die Krebszellen direkt abtöten oder deren Wachstum hemmen, wird bei vielen Krebserkrankungen eingesetzt. Gewisse Krebsarten wie Leukämie oder Lymphome werden primär mit Chemotherapeutika behandelt. Bei anderen Krebserkrankungen wie Lungenkrebs, Brustkrebs oder Darmkrebs wird die Chemotherapie nach einer Operation oder Bestrahlung angewendet. Man spricht in solchen Fällen von adjuvanter Chemotherapie. Die Chemotherapeutika können Übelkeit oder Erbrechen verursachen. Deshalb wird bei einer Chemotherapie oft gleichzeitig ein Medikament verabreicht, das gegen die Übelkeit wirkt.
Immuntherapie, Antikörpertherapie
Die Immuntherapie oder Antikörpertherapie setzt künstlich hergestellte Antikörper gegen die Krebserkrankung ein. Diese verbinden sich mit Strukturen auf der Oberfläche der Krebszelle, Rezeptoren genannt. Dadurch verändern sich die Eigenschaften der Krebszelle. Sie stirbt ab oder wird vom Immunsystem des Körpers besser erkannt und vernichtet. Mit der Immuntherapie sind grosse Fortschritte bei der gezielten Behandlung von Krebserkrankungen gemacht worden. Sie wird beispielsweise bei gewissen Brustkrebstypen eingesetzt, welche den sogenannten HER2-Rezeptor auf ihrer Oberfläche aufweisen. Ein anderes Beispiel sind die Tyrosinkinasehemmer, die bei gewissen Leukämieformen wie der Chronischen Myeloischen Leukämie (CML) eingesetzt werden.
Antihormontherapie
Manche Krebstypen wie Brustkrebs, Gebärmutterkrebs oder Prostatakrebs reagieren auf Hormone. Ihr Wachstum wird durch Geschlechtshormone wie Östrogen oder Testosteron gefördert. Bei Brustkrebs und Gebärmutterkrebs wird deshalb immer abgeklärt, ob die Krebszellen Hormonrezeptoren aufweisen. Ist dies der Fall, wird eine antiöstrogene Hormontherapie eingeleitet. Dabei wird entweder die Produktion von Östrogen im Körper gehemmt oder es werden Medikamente eingesetzt, welche die Wirkung von Östrogen auf die Krebszellen hemmen.
Beim Prostatakrebs muss keine Hormonrezeptor-Bestimmung vorgenommen werden. Das Wachstum dieser Krebsart weist zu Beginn immer eine Hormonabhängigkeit auf. Die Antihormonbehandlung besteht in der Unterdrückung der männlichen Geschlechtshormone (Androgene, Testosteron). Diese antiandrogene Therapie wird vor allem bei fortgeschrittenen Prostatakrebserkrankungen eingesetzt, die durch eine Operation nicht mehr geheilt werden können.
Die Medikamente liegen in verschiedenen Verabreichungsformen vor. In Form von Tabletten, die täglich eingenommen werden müssen oder in einer Depot-Form, die in grösseren zeitlichen Abständen unter die Haut gespritzt oder implantiert wird.
Wie sieht die Erfolgsquote der Behandlung aus?
Der Therapieerfolg bei der medikamentösen Therapie von Krebserkrankungen hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Aggressivität der Krebserkrankung und das Ausbreitungsstadium spielen dabei eine entscheidende Rolle. Bei vielen Krebserkrankungen kann mit der Chemotherapie, der Immuntherapie oder der Antihormontherapie der Krebs über sehr lange Zeit gut behandelt oder teilweise sogar geheilt werden. Bei anderen Krebserkrankungen kann das Wachstum des Krebses nur für eine gewisse Zeit unterbunden werden.
Was sind die Komplikationen oder Risiken der Behandlung?
Krebsmedikamente sind Medikamente, die stark auf den Körper wirken. Dies ist notwendig, um die Krebserkrankung erfolgreich zu behandeln. Trotz der immer gezielter einsetzbaren Medikamente, geht dies aber daher meist nicht ohne Nebenwirkungen. Chemotherapeutika wirken vor allem auf Zellen, die sich rasch teilen. Also Schleimhautzellen im Verdauungstrakt, Haarwurzelzellen und Blutzellen. Typische Nebenwirkungen sind entsprechend Haarausfall, Verdauungsstörungen, Übelkeit, ein erhöhtes Infektionsrisiko und Störungen der Blutgerinnung.
Die Antihormontherapie kann zu Beschwerden führen, die den Wechseljahrbeschwerden ähnlich sind. Bei den Männern kann die Antihormonbehandlung zudem die Sexualfunktion beeinträchtigen.
Allgemein muss bei der medikamentösen Krebsbehandlung immer die Wirksamkeit gegenüber möglichen Nebenwirkungen abgewogen werden.
Wie geht es nach der Behandlung weiter?
Regelmässige Kontrollen sind erforderlich um den Krankheitsverlauf und den Therapieerfolg zu überprüfen. Je nach Situation und Krebserkrankung dauert die medikamentöse Behandlung unterschiedlich lang. Manchmal müssen Medikamente umgestellt oder die Dosierung verändert werden.
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