Herzrhythmusstörungen, auch Arrhythmien genannt, treten auf, wenn das Herz unregelmässig schlägt und sind oft mit Symptomen wie Herzklopfen, Schwindel und Atemnot verbunden. Einige Herzrhythmusstörungen erfordern eine spezifische Behandlung, um das Risiko eines Schlaganfalls oder plötzlichen Herztodes zu mindern.

Herzrhythmusstörungen im Überblick

Das Herz eines erwachsenen Menschen schlägt im Schnitt zwischen 60 und 90 Mal pro Minute. Bei einem Ruhepuls von über 100 Schlägen pro Minute spricht man von einem beschleunigten Herzschlag (Tachykardie). Eine Herzfrequenz von über 300 pro Minute wird als Kammerflimmern bezeichnet, was gleichbedeutend mit einem Herzstillstand ist und unmittelbar zum Tod führt, wenn es nicht innerhalb kürzester Zeit mit einer Defibrillation behandelt wird.  Ein Ruhepuls unter 60 Schlägen pro Minute bedeutet einen verlangsamten Herzschlag (Bradykardie). Bei Sportlern oder gut trainierten Personen ist ein Ruhepuls zwischen 50 und 60 hingegen normal.

Als Extrasystolen werden Herzschläge bezeichnet, die zwischen zwei normalen Herzschlägen stattfinden. Extrasystolen sind meistens harmlos, treten auch bei völliger Gesundheit auf und verlaufen im Allgemeinen unbemerkt. Manchmal spüren Betroffene Stolperschläge oder Aussetzer. Eine Therapie ist in den meisten Fällen nicht notwendig.

Ursachen von Herzrhythmusstörungen

Herzrhythmusstörungen können Ihre Ursache in den Vorhöfen oder in den Herzkammern haben und durch verschiedene Herzerkrankungen ausgelöst werden. Dazu gehören Herzerkrankungen wie Angina pectoris, Herzinfarkt, Herzklappenfehler, Herzschwäche oder Herzmuskelentzündungen. Aber auch eine Schilddrüsenüberfunktion, Drogen oder gewisse Medikamente können Herzrhythmusstörungen verursachen. Nicht selten findet man aber keine organische Ursache für die Herzrhythmusstörung.

Symptome von Herzrhythmusstörungen

Herzrhythmusstörungen können sich auf unterschiedliche Weise äussern. Viele Betroffene nehmen sie kaum wahr, besonders wenn die Veränderungen des Herzschlags nur geringfügig sind, wie ein gelegentlich schnellerer oder langsamerer Puls. Solche leichten Unregelmässigkeiten werden oft als unbedenklich empfunden.

Anders verhält es sich bei stark unregelmässigen Herzschlägen, die für manche Menschen als beängstigend oder sogar bedrohlich wirken und ein Gefühl der Unsicherheit hervorrufen können.

Typische Symptome für Herzrhythmusstörungen:

  • spürbar schneller Herzschlag (Herzrasen)
  • unregelmässiger Herzschlag (Herzstolpern und Herzklopfen).
  • Brustschmerzen
  • Schwindel
  • Atemnot
  • Müdigkeit oder gar Ohnmachtsanfälle 

Diagnose

Das Elektrokardiogramm (EKG) ist die wichtigste Untersuchungsmethode bei Herzrhythmusstörungen. Daraus lässt sich oft ableiten, was der Rhythmusstörung zu Grunde liegt. Wie zum Beispiel eine unkoordinierte Aktivität in der elektrischen Erregungsleitung (Vorhofflimmern), eine Überleitungsstörung vom Vorhof auf die Herzkammern (AV-Block) oder Zusatzschläge (Extrasystolen).

Behandlungsziel

Das primäre Ziel bei der Behandlung von Herzrhythmusstörungen ist es, den Herzrhythmus zu stabilisieren und mögliche gesundheitliche Risiken zu minimieren. Dies kann durch die Wiederherstellung eines gleichmässigen Herzschlags (Rhythmuskontrolle) oder durch die Kontrolle der Herzfrequenz erfolgen, um ein schnelles Herzrasen zu vermeiden.

Zu den Herzrhythmusstörungen, die eine Behandlung notwendig machen, gehören:

Vorhofflattern und Vorhofflimmern

Bei Vorhofflimmern besteht ein beträchtlich erhöhtes Risiko für Hirnschläge. Aufgrund der Flimmerbewegung des Vorhofes können im Herzen Blutgerinnsel entstehen, die in die Hirngefässe verschleppt werden. Vorhofflimmern kann zudem mit der Zeit zu einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) führen.

Kammertachykardien

Bei einer Kammertachykardie werden in den Herzkammern übermässig schnelle Impulse gebildet. Diese Arrhythmien können lebensgefährlich sein, da sie zu einer verminderten Pumpfunktion des Herzens führen und in Kammerflimmern übergehen können.

Kammerflimmern

Kammerflimmern ist ein unkontrolliertes Flimmern der Herzkammern, bei dem der Herzmuskel keine geordnete Pumpfunktion mehr ausüben kann. Ohne sofortige Behandlung, oft durch Defibrillation, führt Kammerflimmern zum Herzstillstand und ist innerhalb von Minuten tödlich.

Bradykardien

Bradykardien sind langsame Herzrhythmen, die oft auf eine Störung des Herzleitungssystems zurückzuführen sind. Diese können zu Symptomen wie Schwindel, Müdigkeit oder sogar Bewusstlosigkeit führen.

Behandlung von Herzrhythmusstörungen

Behandlungsmethode

Es gibt verschiedene medizinische Ansätze zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen. Dazu gehören Herzschrittmacher, Katheterablation, Elektrokonversion, Antiarrhythmika und Defibrillation, die Operation am Herzohr und die chirurgische Ablation.

Herzschrittmacher

Herzschrittmacher und implantierte Defibrillatoren sind kleine elektronische Geräte, die den Herzrhythmus überwachen und bei Bedarf regulieren. Schrittmacher greifen bei einem zu langsamen Herzschlag ein, während implantierte Defibrillatoren bei Risiko für Kammerflimmern im Notfall einen gezielten Stromstoss abgeben. Schrittmacher können zudem bei der Resynchronisationstherapie eingesetzt werden, um die linke und rechte Herzkammer wieder zu synchronisieren. Der Herzschrittmacher wird unter lokaler Betäubung unterhalb des Schlüsselbeins eingesetzt und die Elektroden werden dann über eine Vene vorsichtig bis zum Herzen vorgeschoben und befestigt.

Bei der Implantation eines Schrittmachers handelt es sich um eine risikoarme Operation, wobei nur selten Komplikationen auftreten. Gelegentlich können sich Hautwunden entzünden, Blutergüsse entstehen oder die Sonden in eine Fehllage geraten. Um eine zuverlässige Funktion sicherzustellen, wird das Gerät etwa alle sechs bis zwölf Monate kontrolliert und kann bei Bedarf von aussen angepasst werden. Die Batterie hat eine Lebensdauer von 6 bis 10 Jahren und muss dann ausgetauscht werden.

Mehr Informationen zum Herzschrittmacher

Katheterablation

Die Katheterablation ist ein minimalinvasives Verfahren zur Therapie von Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern und Vorhofflattern. Unter örtlicher Betäubung wird ein Katheter über die Leiste bis ins Herz vorgeschoben, wo er gezielt krankes Gewebe verödet, um den normalen Herzrhythmus wiederherzustellen. Nach einer Ablation kann es einige Tage bis Wochen dauern, bis das Vorhofflimmern nach dem Eingriff vollständig verschwindet. Andere Rhythmusstörungen, wie Vorhofflattern oder das Wolff-Parkinson-White-Syndrom, sind hingegen häufig direkt nach der Ablation behoben.

Die Katheterablation ist eine langfristig wirksame Alternative zu Antiarrhythmika und bietet hohe Erfolgschancen, besonders bei Vorhofflattern (80–95 %). Die Katheterablation gilt als risikoarmer Eingriff mit geringer Gefahr schwerwiegender Komplikationen. Zu den möglichen Risiken zählen Blutungen an der Einstichstelle, Herzbeutelentzündungen, Infektionen oder neue Rhythmusstörungen. In seltenen Fällen können ernsthafte Komplikationen wie ein Herzbeutelerguss oder ein Schlaganfall auftreten.

 

Chirurgische Ablation

Die chirurgische Ablation verfolgt das gleiche Ziel wie die Katheterablation und arbeitet ebenfalls durch gezielte Verödung der betroffenen Herzbereiche. Sie wird oft minimalinvasiv über kleine Schnitte im Brustkorb durchgeführt. Häufig wird sie mit dem Verschluss des linken Herzohres oder anderen Operationen wie einer Bypass- oder Herzklappenoperation kombiniert.

Elektrokonversion (Elektrokardioversion)

Die Elektrokardioversion ist ein bewährtes Verfahren zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern und Vorhofflattern. Dabei werden unter Kurznarkose zwei Elektroden auf der Brust platziert, um mit gezielten Stromstössen den Herzrhythmus wiederherzustellen. Im Unterschied zur Defibrillation, die in Notfällen eingesetzt wird, erfolgt die Kardioversion als geplanter und schonender Eingriff.

Mit einer Erfolgsquote von über 90 % ist die Methode sehr wirksam und kann bei Rückfällen problemlos wiederholt oder mit weiteren Behandlungsoptionen wie Herzschrittmachern ergänzt werden. Komplikationen sind selten und meist mild und umfassen beispielsweise Hautrötungen oder ein leichtes Muskelkatergefühl im Brustbereich.

Medikamentöse Kardioversion (Antiarrhythmika)

Die medikamentöse Kardioversion ist eine nicht-invasive Methode, um Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern oder Vorhofflattern zu behandeln. Dabei kommen Antiarrhythmika zum Einsatz, die den Herzrhythmus stabilisieren und das Herz wieder in seinen normalen Rhythmus bringen sollen. Häufig eingesetzte Wirkstoffe sind beispielsweise Amiodaron, Flecainid, oder Propafenon. Die medikamentöse Kardioversion wird oft im Spital unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt, da die Medikamente Nebenwirkungen haben können und das Herz kontinuierlich überwacht werden muss. Eine Herausforderung der medikamentösen Therapie liegt darin, dass die Wirkung der Medikation bei vielen Patienten im Laufe der Zeit nachlässt.

Operation am Herzohr (Herzohrverschluss)

Der Verschluss oder die Entfernung des linken Herzohres ist eine ergänzende Behandlungsoption für Patienten, die unter Vorhofflimmern leiden. Der Eingriff zielt darauf ab, das Risiko von Blutgerinnseln und Schlaganfällen zu verringern und dem Patienten die langfristige Einnahme an blutverdünnenden Medikamenten zu ersparen.

Bei Vorhofflimmern entstehen die meisten Blutgerinnsel, die das Risiko eines Schlaganfalls erhöhen, in der linken Vorkammer, im sogenannten Herzohr. Durch den Verschluss oder die Entfernung des linken Herzohrs kann die Bildung von Blutgerinnseln in diesem Teil des Herzens verhindert werden, wodurch das Schlaganfallrisiko deutlich sinkt.

Man unterscheidet zwischen einem chirurgischen Herzohrverschluss und einem Verschluss mittels Katheter. Beim Katheterverfahren wird ein kleines „Schirmchen“ (z. B. Watchman oder Amplatzer) über die Leiste in das Herzohr eingesetzt, um es zu verschliessen. Dadurch wird das Schlaganfallrisiko deutlich reduziert, jedoch können Patienten, die bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall überstanden haben, in der Regel nach einem Verschluss mittels Katheter nicht auf Plättchenhemmer verzichten. Der chirurgische Herzohrverschluss hingegen erfolgt minimal-invasiv mithilfe eines AtriClip® oder durch das Abschneiden des Herzohres. Diese Methode ist besonders effektiv und ermöglicht meist den Verzicht auf blutverdünnende Medikamente.

Die Operation am Herzohr ist in der Regel sehr erfolgreich darin, das Schlaganfallrisiko bei Patienten mit Vorhofflimmern zu senken und kann daher eine sinnvolle Alternative zur dauerhaften Einnahme von Blutverdünnern darstellen.

Vorbereitung & Vorsorge

Die Vorbereitung bei der Therapie von Herzrhythmusstörungen besteht darin, die am besten geeignete Behandlungsmethode für den jeweiligen Patienten und die spezifische Art der Rhythmusstörung auszuwählen. Dazu wird zunächst eine umfassende Diagnose durchgeführt, die häufig ein EKG, Belastungstests und bei Bedarf eine elektrophysiologische Untersuchung (EPU) umfasst. Diese kardiologischen Untersuchungen helfen dabei, Art und Ursprung der Herzrhythmusstörung präzise zu bestimmen und so die bestmögliche Behandlung zu finden.

Nachsorge & Genesung

Unabhängig von der gewählten Behandlungsmethode einer Herzrhythmusstörung sind nach einem Eingriff regelmässige Nachkontrollen entscheidend, um den Behandlungserfolg zu sichern, Nebenwirkungen zu erkennen und mögliche neue Herzrhythmusstörungen frühzeitig zu identifizieren.

Mögliche Komplikationen

Auch wenn die meisten Behandlungen von Herzrhythmusstörungen als risikoarm gelten, können dennoch je nach Methode verschiedene Komplikationen auftreten. Häufig sind diese mild und äussern sich beispielsweise in leichten Hautreizungen oder einem kleinen Bluterguss an der Einstichstelle. Bei invasiveren Eingriffen besteht ein geringes Risiko für Blutungen oder Infektionen und in seltenen Fällen für schwerwiegendere Komplikationen wie Herzbeutelentzündungen oder -tamponaden. Eine individuelle Beratung durch den behandelnden Kardiologen unterstützt dabei, das Risiko genau abzuwägen und die sicherste und effektivste Behandlungsmethode für den Patienten zu finden.

Prävention von Herzrhythmusstörungen

Eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil tragen wesentlich zur Herzgesundheit bei. So sollten täglich Obst und Gemüse auf dem Speiseplan stehen, ergänzt durch ausreichend Flüssigkeit. Süssigkeiten, fettreiche Speisen und Fleisch sollten nur in Massen konsumiert werden. Regelmässige Bewegung ist ebenfalls wichtig – mindestens 30 Minuten Ausdauersport wie Radfahren, Joggen oder Schwimmen unterstützen das Herz. Auch der Verzicht auf Rauchen ist entscheidend, da Tabakkonsum das Herz-Kreislauf-System belastet. Dauerstress wirkt sich ebenfalls negativ auf die Gesundheit aus, um Stress abzubauen, können Entspannungstechniken wie Meditation, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung hilfreich sein. 

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