Harnblasenkrebs ist der häufigste Grund für Harnblasenoperationen. Je nach Stadium der Krebserkrankung werden unterschiedliche Operationsverfahren eingesetzt. Lokal begrenzte Tumore in der Schleimhaut können mit einer transurethralen Blasenresektion entfernt werden. Muss die gesamte Harnblase entfernt werden, kommen je nach Situation verschiedene Verfahren für eine Ersatzblase oder einen künstlichen Urinausgang in Frage.

Wenn bei der Harnblasenentfernung die Harnröhre erhalten bleibt, kann aus dem Dünndarm eine neue Blase rekonstruiert werden. Bei Entfernung der Harnröhre muss der Urin über einen künstlichen Blasenausgang durch die Haut nach aussen abgeleitet werden.

Welche Vorbereitungen werden getroffen?

Zur Abklärungen von Erkrankungen der Harnblase werden verschieden Untersuchungen durchgeführt. Dazu gehören Ultraschall, Blut- und Urinuntersuchung, Blasenspiegelung, Computertomographie oder MRI.

Vor der Operation finden zudem die allgemein üblichen Abklärungen wie Blutuntersuchung, Blutdruckmessung und EKG statt. Allfällige Blutverdünner werden vor der Operation abgesetzt. Blasenoperationen werden in Vollnarkose oder mit einer Rückenmarksanästhesie durchgeführt. Welches Narkoseverfahren eingesetzt wird hängt von der individuellen Patientensituation ab.  Für den Eingriff muss man nüchtern sein.

Wie wird die Operation durchgeführt?

Harnblasenentfernung, Zystektomie

Harnblasenkarzinome, die noch auf die Schleimhaut der Harnblase begrenzt sind, können operiert werden, ohne dass eine komplette Blasenentfernung erforderlich ist. Bei kleinen Tumoren ist dies sogar über die Harnröhre möglich. Bei dieser transurethralen Harnblasenresektion wird der Tumor während einer Blasenspiegelung entfernt.

Hat der Harnblasenkrebs aber einen Grossteil der Blase befallen oder ist in das Muskelgewebe der Blase eingewachsen, muss die gesamte Harnblase entfernt werden. Die Entfernung der Harnblase kann mit einer offenen Operation oder mit der minimalinvasiven Laparoskopie-Technik durchgeführt werden. Welche Methode zur Anwendung gelangt, hängt von der individuellen Situation ab. Bei der offenen Operation erfolgt der Zugang über einen längeren Schnitt im Unterbauch. Für die Laparoskopie-Technik sind mehrere kleine Schnitte notwendig.

Zuerst werden die Blutgefässe der Harnblase abgebunden und verschlossen. Dann werden die Harnleiter und die Harnröhre abgetrennt. Die Blase wird sorgfältig freigelegt und entnommen. Die lokalen Lymphknoten in der Umgebung der Blase werden ebenfalls entfernt. Wenn der Tumor in das umliegende Gewebe eingewachsen ist, müssen je nach Situation auch noch die Nachbarorgane entfernt werden. Bei Frauen kann dies zum Beispiel die Gebärmutter betreffen und bei Männern die Prostata.   

Für die Ersatzblase wird aus einem Stück Dünndarm eine neue Blase (Neoblase) zusammengenäht. Diese wird mit den Harnleitern und der Harnröhre verbunden. Der Urin kann sich so in der Neoblase sammeln und wie zuvor über die Harnröhre entleert werden.

Künstlicher Blasenausgang, Zystostomie

In Fällen, wo keine Ersatzblase möglich ist, oder auch wenn die Harnröhre entfernt werden musste, wird ein künstlicher Blasenausgang (Zystostomie) angelegt. Auch hier wird ein Dünndarmteil verwendet. Im Unterschied zur vollständig funktionsfähigen Neoblase wird aber diese „Ersatzblase“ nicht an die Harnröhre angeschlossen, sondern direkt durch die Haut nach aussen abgeleitet. Grundsätzlich gibt es zwei Verfahren. Bei der Nabelpouch-Methode kann mit dem Dünndarm eine ebenfalls funktionstüchtige Blase geschaffen werden, die mit einem Ventilmechanismus durch den Nabel abgeleitet wird. Die Patienten lernen, sich selber über den Nabel zu katheterisieren.

Bei der Illeumconduit-Methode wird nur ein kurzes Stück Dünndarm an die Harnleiter angeschlossen. Dieses stellt keine Ersatzblase mit einem Reservoir für den Urin dar. Der Urin wird fortlaufend durch die Haut nach aussen in einen Beutel abgeleitet.

Wie sieht die Erfolgsquote der Behandlung aus?

Die Prognose bei Krebserkrankungen der Harnblase hängt vom Krankheitsstadium ab. Bei Tumoren, die noch keine Ableger gebildet haben, können mit der Harnblasenoperation gute Heilungschancen erreicht werden.

Was sind die Komplikationen oder Risiken der Behandlung?

Wie bei allen Operationen können gelegentlich Nachblutungen, Nervenverletzungen und Infektionen auftreten. In seltenen Fällen kann es bei der transurethralen Operation zu einer Verletzung der Harnröhre kommen. Nach einer Zystektomie kann es gelegentlich zu Störungen der Sexualfunktion kommen. Insbesondere, wenn die Prostata mitentfernt wurde.

Wie geht es nach dem Eingriff weiter?

Nach der Operation werden Sie für einige Stunden im Aufwachraum überwacht. Der Blasenkatheter und Drainagen werden nach 2 bis 3 Tagen entfernt. Der Spitalaufenthalt beträgt normalerweise 3 bis 5 Tage.

Der Vorgang des Wasserlösens muss nach Einsetzen einer Neoblase oder eines künstlichen Blasenausgangs neu erlernt werden. Im Allgemeinen wird dazu ein Aufenthalt in einer spezialisierten Reha-Klinik empfohlen. Dort erlernen Sie Beckenbodenübungen, um die Funktion der Neoblase zu trainieren. Träger von Blasenstoma werden in der Handhabung und Pflege des künstlichen Blasenausgangs geschult.

Körperliche Anstrengungen sollten während den ersten 4 bis 6 Wochen nach der Operation vermieden werden. Achten Sie darauf, genügend zu trinken. Nach 1 bis 2 Wochen findet eine Nachkontrolle mit Urinuntersuchung statt.

 

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