Wirbelsäulenchirurgie: Lateral Access (seitlicher Zugang)
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Lateral Access ist eine minimalinvasive Operationsmethode zur Behandlung von Rücken- und Beinschmerzen, die von Veränderungen an der Lendenwirbelsäule ausgehen. Was ist das Neue an dieser Operationsmethode und welche Vorzüge weist sie auf?
Diese noch junge Operationstechnik zur Versorgung von abgenutzten Bewegungssegmenten der Lendenwirbelsäule (Bandscheibe, Wirbelkörper und Zwischenwirbelgelenke) ist seit vier bis fünf Jahren im Aufwärtstrend. Auch im chirurgischen Team der Spine Cham Zug gewinnt diese Therapiemethode stetig an Bedeutung, da die Anzahl der mit dieser Technik versorgten Patienten kontinuierlich steigt.
Vor allem entzündliche Veränderungen können die Lendenwirbelsäule destabilisieren und in der Folge Rücken- und Beinschmerzen hervorrufen. Ziel des Eingriffs ist es deshalb, die dafür ursächlichen Bandscheiben bzw. Bewegungssegmente zu stabilisieren und dadurch die Schmerzen bestmöglich zu lindern oder gar zu beseitigen. Neu an der Lateral-Access-Methode ist der seitliche, von der Flanke geführte operative Zugang zur Lendenwirbelsäule. Dabei wird über einen Schnitt von 3 bis 4 cm über der Flanke (links oder rechts) der muskel- und bindegewebeschonende Zugang direkt zur Wirbelsäule aufgesucht. Durch ein röhrenförmiges Instrument (Spreizer) kann dann in der Tiefe sorgfältig und zielgerichtet an der Bandscheibe bzw. Lendenwirbelsäule gearbeitet werden. Dabei wird die defekte Bandscheibe entfernt und durch einen grossflächigen Platzhalter ersetzt. Dieser Platzhalter wird mit Knochengewebe gefüllt, damit ein solider Knochendurchbau die beiden angrenzenden Wirbelkörper verbindet (Fusion). Zur Erhöhung der primären Stabilität wird oftmals durch den gleichen Operationszugang eine die Wirbelkörper verbindende Platte eingebracht und mit Schrauben fixiert. In einigen Fällen werden die stabilisierenden Schrauben durch minimalinvasive Zugänge über den Rücken eingebracht (Pedikelschrauben-System).
Neben der Entfernung einer schmerzauslösenden Bandscheibe können gleichzeitig die Stabilität des Bewegungssegmentes erhöht, die Nervenwurzeln und der Nervenkanal entlastet und auch eine allfällige Fehlstellung der Lendenwirbelsäule korrigiert werden (Wirbelsäulenprofil wiederherstellen).
Der Vorteil dieser Operationsmethode liegt darin, dass die Rückenmuskulatur geschont wird. Das Durchtrennen und Ablösen von Muskulatur und Bändern, wie dies beim herkömmlichen Zugang zur Wirbelsäule rückenseitig der Fall war, entfällt. Ausserdem können trotz sehr kleinem Operationszugang grosse Implantate verwendet werden, die auch den Belastungen körperlich aktiver Patienten standhalten. Um das Risiko einer Nervenwurzelverletzung klein zu halten, werden die einzelnen Nervenwurzeln während der Operation stetig gemessen und damit auf schädigende Einflüsse kontrolliert. Mit diesem kontinuierlichen Neuromonitoring lassen sich bleibende Nervenschädigungen während der Operation erfolgreich vermeiden.
Die Lateral-Access-Versorgung ist kein Ersatz für die herkömmlichen Operationsmethoden, jedoch eine gute Alternative. Sie stellt eine Behandlungsoption dar, die durch den Chirurgen nach eingehender Patientenuntersuchung und radiologischer Abklärung ganz gezielt zur Therapie vorgeschlagen werden kann. Wie bei allen operativen Eingriffen ist eine detaillierte Information und Aufklärung der Patienten unabdinglich. Die Patienten müssen über das operative Vorgehen, die Risiken und die Nachbehandlung gut informiert werden. Diese Operationsverfahren gehören in die Hände eines erfahrenen Operations- und Pflegeteams. Eine gut geplante und vollständig ausgeführte Lateral-Access-Versorgung stellt einen nachhaltigen und zufriedenstellenden Therapieerfolg in Aussicht.