Knoten im Halsbereich – gefährlich oder ungefährlich?
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Vor einigen Tagen bemerkte die 55-jährige Frau Noser eine Schwellung im Halsbereich mit einem Würge- und Druckgefühl. Mit jedem Abtasten des Halses wurden die Angst und die Beschwerden grösser. Sie weiss, dass in der Schweiz Knoten der Schilddrüse weit verbreitet sind. Zugleich fragt sie sich, ob es ein gefährlicher oder ungefährlicher Knoten ist und was sie gegen die aktuellen Beschwerden tun soll.
Bei der Patientin bestätigt der Hausarzt mit Hilfe einer körperlichen Untersuchung und durch Abtasten der Halsregion die Vermutung, dass es sich um einen Knoten der Schilddrüse handelt. Die ergänzende Blutuntersuchung zeigt eine normale Schilddrüsenfunktion: Die Schilddrüse bildet weder zu viele noch zu wenige Hormone. Hinweise für eine Entzündung der Schilddrüse kann der Arzt nicht feststellen.
Der Ultraschall liefert der Patientin eine schnelle wegweisende Aussage über ihre Schilddrüse und die schmerzhafte Schwellung: Im Ultraschall bei Frau Noser kann eine normal grosse Schilddrüse mit zahlreichen Zysten in beiden Schilddrüsenlappen gesehen werden. Eine grössere Zyste im rechten Schilddrüsenlappen misst 4 cm.
Zysten sind mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume, die von Zystenwänden umschlossen sind. Schilddrüsenzysten können äusserlich kaum von Knoten unterschieden werden. Hier liefert die Ultraschalluntersuchung den entscheidenden Befund. Schilddrüse und Knoten können hinsichtlich Grösse, Form, Struktur und Durchblutung eingeordnet werden. Die Ultraschalluntersuchung ist schmerzlos, einfach und schnell durchführbar, jederzeit wiederholbar und ohne jede Strahlenbelastung.
Mit Hilfe der Feinnadelpunktion wird Zystenflüssigkeit entfernt und der Druck auf das umliegende Gewebe vermindert. Das Würge- und Druckgefühl verbessert sich. Die Feinnadelpunktion der Zyste macht auch eine feingewebliche Untersuchung des Zysteninhaltes möglich. Im Ergebnis sind bei Frau Noser keine bösartigen Zellen nachweisbar.
Die Feinnadelpunktion ist eine einfach durchführbare, für die Patienten risikoarme und meist schmerzlose Methode. Mit einer dünnen Nadel wird Gewebe aus der Schilddrüse abgesaugt und es werden Zellen gewonnen, die unter dem Mikroskop beurteilt werden können.
Zysten der Schilddrüse machen meist keine Beschwerden und sind in den meisten Fällen gutartig. Kommt es jedoch immer wieder zur erneuten Zystenbildung oder aber nimmt die Zyste an Grösse zu, sollte nach mehrfacher erfolgloser Punktion eine Operation erfolgen.
Schilddrüsenknoten sind in mehr als 90 bis 95% der Fälle gutartige Veränderungen. Symptome für gefährliche Knoten können sein: Schnell wachsende Schwellungen im Halsbereich, Kloss-, Enge- oder Druckgefühl im Hals, Beschwerden beim Schlucken, Hustenreiz, Heiserkeit, Atemnot, Herzrasen. Da der grösste Teil der Knoten keine Probleme bereitet, steht die moderne Diagnostik vor einer besonderen Herausforderung. Es geht darum, aus der Vielzahl an Knoten festzustellen, welche Knoten gefährlich sind.
Gefährliche Knoten bedürfen einer weiteren Abklärung. Es gilt, eine Überdiagnostik und unnötige Operationen zu vermeiden. Zunächst muss das individuelle Risiko des Patienten bestimmt werden. Danach bedarf es einer weiteren Abklärung u. a. mit einer Ultraschall-Untersuchung des Halses, einer Feinnadelbiopsie, manchmal auch einer Szintigraphie der Schilddrüse.