Rückenschmerzen im Visier
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Dietmar Kunze litt an starken Kreuzschmerzen. Er wurde deswegen bereits im Ausland mehrmals operiert. Erst der minimal-invasive chirurgische Eingriff in der Klinik St. Anna vermochte seine Rückenschmerzen so zu lindern, dass er heute wieder mit Freuden und hoch motiviert am beruflichen und privaten Alltag teilnehmen kann.
Abb. 1
Dietmar Kunze trainiert für seine neue Bewegungsfreiheit.
Abb. 2
Der minimalinvasive Eingriff kommt mit vier kleinen Schnitten aus.
Der Wirbelsäulenchirurg deutet an (Pfeil), wie gross der Operationsschnitt beim herkömmlichen Operationsverfahren gewesen wäre.
Interview mit PD Dr. med. Markus Kröber
Herr Dr. Kröber, Sie haben Dietmar Kunze (43) im Sommer 2010 erstmals in Ihrer Praxis untersucht. Welche Beschwerden schilderte Ihnen der Patient?
Herr Kunze beschrieb bei seiner ersten Vorstellung in meiner Sprechstunde typische Beschwerden für eine chronische Abnützung der Lendenwirbelsäule. Diese können, wie bei ihm, auch bei jüngeren Patienten auftreten, welche bereits an der Bandscheibe voroperiert wurden. So beklagte der Patient bei seiner Erstvorstellung einen vor wenigen Tagen aufgetretenen einschiessenden Schmerz am Übergang der Lendenwirbelsäule zum Kreuzbein mit Ausstrahlung ins rechte Bein. Die Schmerzen blieben trotz Schmerzmittelgabe und Schonung zunächst konstant.
Wie konnte es zu diesen Verschleisserscheinungen der Wirbelsäule kommen?
Verschleisserscheinungen an der Lendenwirbelsäule sind häufig Abnützungserscheinungen im Rahmen des normalen Alterungsprozesses. Allerdings muss man von dieser physiologischen Alterung der Wirbelsäule früher auftretende Verschleisserscheinungen unterscheiden. Diese können beispielsweise genetisch bedingt sein, durch übermässige Beanspruchung verursacht werden oder wie bei Dietmar Kunze durch Voroperationen an der Bandscheibe beziehungsweise an der Wirbelsäule. Häufig treten frühzeitige Verschleisserscheinungen an der Wirbelsäule dann auf, wenn der Rücken entweder berufsbedingt oder aber durch intensiven Sport einseitig belastet wird.
Sie haben sich gemeinsam für eine erneute Operation entschieden, und zwar für einen sogenannten minimal-invasiven Eingriff. Was dürfen wir uns darunter vorstellen?
In jüngster Zeit setzen sich in der Chirurgie die minimal-invasiven Eingriffe mehr und mehr durch. Insbesondere in der Wirbelsäulenchirurgie, wo es der Operateur mit sehr sensiblen Strukturen zu tun hat, machen minimal-invasive Eingriffe grossen Sinn.
Es sind Techniken, die es über kleine Hautschnitte ermöglichen, verschlissene Gewebestrukturen chirurgisch zu sanieren und gleichzeitig Implantate zur Stabilisierung der Wirbelsäule einzubringen. Minimal-invasive Eingriffe bieten etliche Vorteile, unter anderem höchste Gewebeschonung und wesentlich geringere Gesamtbelastung des Patienten als bei der herkömmlichen offenen Methode (siehe Box).
Eignet sich dieses Operationsverfahren für alle Patienten mit Abnutzungserscheinungen der Wirbelsäule?
Die Möglichkeit der minimal-invasiven Operationsverfahren muss bei jedem Patienten individuell abgewogen werden. Prinzipiell sollten aber minimal-invasive Eingriffsvarianten bevorzugt werden, wenn dies technisch möglich ist. Einschränkende Faktoren sind etwa ausgeprägte Fehlstellungen der Wirbelsäule, die nur in der offenen Operationstechnik rekonstruiert werden können, oder eine deutliche Nerveneinengung. Sie benötigen einen stärker erweiterten Zugang als dies die minimal-invasive Technik zulassen würde.
Die Techniken der minimal-invasiven Chirurgie entwickeln sich laufend weiter. Auch die einzubringenden Materialien passen sich parallel dazu den minimal-invasiven Techniken an. Wir gehen davon aus, dass diese Eingriffsvariante in Zukunft wohl auch auf einen viel grösseren Patientenkreis ausgedehnt werden kann.
War die Operation von Dietmar Kunze erfolgreich?
Ja, sie war erfolgreich. Dadurch konnten sowohl seine Rückenschmerzen als auch die Schmerzausstrahlung in das rechte Bein reduziert werden. Und somit wurde Herrn Kunze eine rasche Wiedereingliederung in das normale Sozial- und Berufsleben ermöglicht.
Der Kanton Luzern verlängerte den bestehenden Leistungsauftrag für neuro- und wirbelsäulenchirurgische Operationen an der Hirslanden Klinik St. Anna um zwei weitere Jahre. Der Vertrag hat die optimale medizinische Versorgung neuro- und wirbelsäulenchirurgischer Patienten des Kantons Luzern zum Ziel. Die Klinik St. Anna freut sich, durch die Verlängerung des kantonalen Leistungsauftrages auch weiterhin für allgemein versicherte neuro- und wirbelsäulenchirurgische Luzerner Patienten tätig sein zu können.
Die Neurochirurgie gehört zu den Kernkompetenzen der Klinik St. Anna. Schwerpunkt innerhalb dieser Fachdisziplinen bilden die Hirn- und Wirbelsäulenchirurgie. Das Behandlungsspektrum umfasst sowohl die Operationen von gut- und bösartigen Tumoren als auch von Bandscheibenschäden, Degenerationen, Frakturen oder Fehlstellungen. Zu den Spezialisierungen der Privatklinik gehört das bewegungserhaltende, also nicht versteifende, Einsetzen von Bandscheibenprothesen im Hals- und Lendenwirbelbereich.