Während der Schwangerschaft weichen die rechten und linken geraden Bauchmuskeln auseinander, um Platz fürs Baby zu schaffen. Nach der Schwangerschaft bildet sich dieser Spalt (Rektusdiastase) mit passenden Übungen wieder zurück. Mit der Rückbildung sollte jedoch erst 6 bis 8 Wochen nach der Geburt begonnen werden, wenn alle Geburtswunden verheilt sind.
"Ich (30) habe vor vier Wochen meine Tochter zur Welt gebracht. Soll ich bereits mit der Rückbildung starten? Aktuell ist das Thema Rektusdiastase in der Presse und in aller Munde, was mich total verunsichert."
"Eines gleich vorweg: Dass sich die Rektusdiastase, der Spalt zwischen den beiden geraden Bauchmuskeln, während der Schwangerschaft verändert, ist ein natürlicher Prozess. Genauso natürlich bildet er sich über einen längeren Zeitraum in den allermeisten Fällen wieder zurück. Im Wochenbett, den ersten Wochen nach der Schwangerschaft, darf man sich etwas Ruhe gönnen. Die Geburtswunden wie etwa die Dammnaht oder die Narbe beim Kaiserschnitt sollten erst ausheilen dürfen. Eine moderate Bewegung hilft, den Bezug zum Körper wieder zu gewinnen. Es sollte jedoch auf das Heben von schweren Lasten verzichtet werden.
Mit einer Rückbildung beginnt man 6 bis 8 Wochen nach der Geburt. Es werden verschiedene Varianten zur Rückbildung angeboten. Meist werden von entsprechend geschulten Gymnastiklehrerinnen passende klassische Übungen oder Pilates und Yoga in einer Gruppe vermittelt. Auch Hebammen oder Physiotherapeuten bieten solche Rückbildungen an. Sie dürfen sich vorgängig gerne für ein einstündiges "Mama Check-Up" an unser Hirslanden Baby Ambulatorium wenden. Dort prüft das Beckenboden-Physio-Team unter anderem den Zustand Ihres Beckenbodens, die Stabilität Ihrer Bauchmuskeln und die Rektusdiastase. Der Check-Up ermöglicht Ihnen einen idealen Start in die Rückbildung und gibt Ihnen Impulse für ein individuell aufgebautes Fitnessprogramm. Eine korrekte Anspannung des Beckenbodens ist massgebend für eine gute Rückbildung", sagt Andrea Heiz, Physiotherapeutin und Teamleiterin Stationäre Physiotherapie am Institut für Physiotherapie, das zur Hirslanden Klinik Aarau gehört.
Warum Rückbildung?
Ein Rückbildungskurs bietet eine umfassende Betreuung und Unterstützung, um den Körper zu regenerieren und die körperliche Fitness wiederherzustellen. Dabei kommen unter anderem Beckenbodenübungen zum Einsatz. Der Beckenboden ist während der Schwangerschaft und der Geburt stark beansprucht und kann geschwächt sein. Gezielte Übungen zur Stärkung des Beckenbodens helfen, Inkontinenzproblemen vorzubeugen und die Organe im Beckenbereich zu unterstützen.
Der Körper einer Frau macht während und nach der Schwangerschaft eine grosse Veränderung durch. Mit der Rückbildung soll wieder Stabilität im Rumpf erlangt werden. Die Kräftigung der Rücken- und Bauchmuskulatur ist nötig, um die Körperhaltung zu verbessern, Rückenschmerzen vorzubeugen und die Bauchdecke zu straffen. Allgemeine Tipps für den Alltag zum Tragen des Babys oder Heben von Lasten werden ebenfalls vermittelt. Übrigens: Wird das Baby gestillt, haben Sehnen und Bänder weiterhin vermehrte Laxität (Schwäche) aufgrund der Hormonzusammensetzung. Dies sollte bei sportlichen Aktivitäten berücksichtigt werden. Aus diesem Grund berät man eine Rückkehr in seine bevorzugte Sportart am besten mit einer Fachperson.
Was tun bei anhaltenden Beschwerden?
Wenn eine Frau nach der Geburt länger anhaltende Beschwerden verspürt, sei es ein Instabilitäts- oder Schwächegefühl, Mühe beim Heben oder Tragen des Babys, Schmerzen im Rücken oder Becken, dann sollte dies in der Nachkontrolle beim Gynäkologen besprochen werden. "Hier ist eine individuelle Physiotherapie ratsam, denn jede Frau hat eine andere Konstitution. Wir Physiotherapeuten können dann aufgrund unser Erfahrung passende Übungen vorschlagen", betont Heiz. Im Normalfall können mit einem solchen Aufbauprogramm die Beschwerden gemildert oder ganz zum Verschwinden gebracht werden. Zur Rektusdiastase kommt es bei den meisten Schwangerschaften – vier Wochen nach der Geburt besteht sie noch bei 60 Prozent der Frauen. In seltenen Ausnahmefällen, etwa wenn die Mittellinie zwischen den geraden Bauchmuskeln reisst, eine Hernie entsteht, muss eine Operation in Betracht gezogen werden. Doch in den allermeisten Fällen nimmt die Rektusdiastase mit zunehmendem Abstand zur Geburt stetig ab. Es besteht kein Grund, sich Sorgen zu machen.