Ein Fremdkörpergefühl in der Scheide kann auf eine Senkung der Gebärmutter, der Blase oder des Darms hinweisen. Nach der Untersuchung wird entschieden, ob etwa das Einführen eines Pessars in die Scheide infrage kommt. Ist das Organ stark gesenkt oder ist eine definitive Lösung erwünscht, wird die Senkung operativ mit einer Netzeinlage korrigiert. (cfr)
"Ich (70) verspüre seit längerem ein Fremdkörpergefühl in der Scheide, was mich im Alltag inzwischen ziemlich einschränkt. Was kann man dagegen tun?"
«Erst sollte mittels einer gynäkologischen und urogynäkologischen Untersuchung geklärt werden, ob es sich dabei um eine Senkung der Blase, der Gebärmutter oder/ und des Mastdarms handelt. Bei solchen Senkungen verspürt die Patientin ein Fremdkörpergefühl in der Scheide oder hat Probleme beim Wasserlassen oder mit dem Stuhlgang. Für eine Anamnese wäre wichtig zu wissen, seit wann genau Sie diese Beschwerden haben, was Sie bisher dagegen unternommen haben und wie stark diese Beschwerden Sie im Alltag einschränken. Nach einer eingehenden Abklärung werden dann die möglichen Therapien besprochen. Bei der konservativen Therapie kann etwa ein Pessar (Würfel) zum Einsatz kommen, der in die Scheide eingeführt wird. Pessare beheben zwar nicht die Ursache der Senkung, sie können die Organe im Becken aber abstützen und in ihrer natürlichen Position halten. Allerdings eignen sie sich nicht für jede Frau. Falls die Organe bereits stark gesenkt sind, kann eine Operation infrage kommen. Dabei wird die Senkung mit einer Netzeinlage stabilisiert, was lebenslang hält. Für die Operation ist kein Bauchschnitt nötig; der Eingriff erfolgt endoskopisch (mininalinvasiv, Schlüssellochchirurgie). Ein solcher minimalinvasiver Eingriff dauert etwa eine Stunde und verspricht äusserst gute Resultate. Sie dürfen sich gerne für eine vertiefte Abklärung von Ihrem Hausarzt oder Ihrer Gynäkologin an unser neues Beckenbodenzentrum in der Hirslanden Klinik Aarau überweisen lassen oder Sie melden sich direkt bei uns», sagt Dr. med. Evgenia Bousouni, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Schwerpunkt Operative Gynäkologie und Urogynäkologie.
Kommen Senkungen häufig vor?
Rund 30 Prozent der Frauen sind davon betroffen, was vor allem an der weiblichen Anatomie liegt. Aufgrund verschiedener Risikofaktoren sind Frauen anfälliger für Veränderungen und Schwächen in diesem Bereich. Der Beckenboden wird während einer Schwangerschaft stark beansprucht. «Allerdings können auch Frauen eine Senkung bekommen, die nie geboren haben», sagt Dr. Bousouni. Auch hormonelle Veränderungen, insbesondere während der Menopause, können die Elastizität und Festigkeit des Bindegewebes und der Muskulatur im Beckenboden beeinträchtigen. Und – mit dem Alter nimmt die Muskel- und Bindegewebestruktur natürlicherweise ab.
Beckenboden stärken
Das Stärken des Beckenbodens ist aus mehreren Gründen wichtig. Der Beckenboden stützt die Blase, die Gebärmutter und den Darm. Eine gut trainierte Muskulatur kann dazu beitragen, das Risiko von Organsenkungen zu verringern. Zudem hilft eine starke Beckenbodenmuskulatur, die Kontrolle über Blase und Darm zu verbessern. Damit kann man Inkontinenzproblemen entgegenwirken. Nach Schwangerschaft und Geburt unterstützt ein gut trainierter Beckenboden die Rückbildung. Zudem spielt er eine wichtige Rolle bei der Stabilität des Rumpfs und der Körperhaltung. Es wird empfohlen, ein Beckenbodentraining unter Anleitung von ausgebildeten Beckenboden-Physiotherapeuten zu erlernen, um die richtige Technik sicherzustellen und optimale Ergebnisse zu erzielen. «Nach ein paar Sitzungen kann man diese Übungen dann zu Hause machen», sagt die Fachärztin. Wie immer gilt auch hier: Ein regelmässiges Training wirkt sich positiv aus. Bereits fünf bis zehn Minuten Beckenbodentraining – je nach Ursache – reichen normalerweise.