Probleme beim Wasserlösen und ein Nachtröpfeln sind Beschwerden, die vor allem Männer mittleren und höheren Alters betreffen. Vergrösserungen der Prostata können mit der Wasserdampftherapie schonend behandelt werden. Bei bösartigem Krebs kommt der Da-Vinci-Roboter zum Einsatz. Bei diesem Verfahren ist kein grosser Bauchschnitt mehr notwendig. (cfr)

"Ich (m, 55) habe Probleme beim Wasserlassen und ein leichtes Nachtröpfeln. Die Werbung preist Kürbiskern- und Sägepalmenextrakt an. Ich habe aber auch von einer Wasserdampfbehandlung gehört. Was ist das?

«Zunächst einmal müssen  wir die Anatomie zusammen ansehen: Die Natur hat die Prostata unterhalb der Blase platziert. Das bedeutet, dass der Urin zwangsläufig durch die Prostata fliessen muss. Dabei «pumpt» die Blase, ohne dass man es merkt, den Urin mit leichtem Druck in die Harnröhre. Verschliesst sich nun die Harnröhre durch die grösser werdende Prostata und/oder lässt der Blasenmuskel an Kraft nach, führt dies zu Harnstottern, einem schwachen Harnstrahl, mehrfachem Urinlösen hintereinander oder im Extremfall zur Harnblockade (nicht selten nach Alkoholgenuss). Dabei muss die Vergrösserung nicht durch einen bösartigen Krebs entstanden sein. Im Gegenteil, meist liegt eine gutartige Vergrösserung vor oder schlicht ein älter werdender Harntrakt. Nun zu Ihrer Frage nach der Wasserdampftherapie: Das ist eine recht moderne Therapie: Dem Chirurgen wird dabei das Messer aus der Hand genom-men. Alles, was er nun hat, ist Wasserdampf. Und hier gilt es, die knapp 100 °C heisse Dampfbehandlung an jenen Stellen zu injizieren, die die Harnröhre verengen. Der Eingriff dauert rund 15 bis 20 Minuten mit Vorbereitung. Vorteil: schonend, keine äusserliche Wunde. Der Samenerguss ist bei den meisten im Anschluss normal. Nachteil: Man muss drei Monate warten, bis der Erfolg spürbar wird. Zum Thema Kürbiskern- und Sägepalmenextrakt: Diese Extrakte vermögen eventuell den Harndrang zu lindern, bekämpfen jedoch nicht die Ursache», sagt PD Dr. med. Marco Randazzo.

Wann ist eine Prostatavergrösserung gutartig?

Hier sei ein ganzes Bündel von Informationen notwendig: Wie lange liegen die Symptome vor? War Blut mit im Urin? Ist der Prostatablutwert erhöht? Falls ja, seit wann, wie hoch und mit welcher Anstiegsgeschwindigkeit? Sind schon zusätzliche Tests erfolgt? 

«Dann gibt die familiäre Vorgeschichte noch gewisse Informationen sowie auch eine beim Abtasten verhärtete Prostata. Die Liste ist also etwas länger», betont der Facharzt. Die gutartige Vergrösserung kann häufig schon durch Reduktion von Kaffee und Alkohol und das Vermeiden von scharfen Speisen, Stress oder Kälte positiv beeinflusst werden. Beim Prostatakrebs gibt es auch Unterformen, die keine Therapie benötigen. Dann ist der Patient allerdings auf regelmässige Kontrollen zur Überwachung angewiesen.

Wann muss operiert werden?

Ein bösartiger, aggressiver Prostatakrebs sollte operativ entfernt werden. Hierbei kommt in der Hirslanden Klinik Aarau der Da-Vinci-Roboter zum Einsatz. Der Roboter bietet den Vorteil, dass bei der OP kein grosser Bauchschnitt mehr notwendig ist, was zu weniger Schmerzen führt. Zudem drückt das Gas, welches während der OP in die Bauchhöhle gepumpt wird, die Blutgefässe zusammen (weniger Blutverlust). Nicht zuletzt hat der Roboter eine bis zu zehnfache Vergrösserung und schwächt die Harnbewegung im Ausmass 1:5 ab. Das ermöglicht ein schonendes Operieren, vor allem, wenn es um die Prostatanerven geht. Nebenwirkungen sind eine Reduktion der Erektion (Steifigkeit des Penis) und ungewollter Urinverlust in den ersten Wochen, manchmal Monaten. Durch eine Schonung der Nerven wird versucht, die Erektion zu erhalten. Mit einer speziellen Präparation des Harnröhrenstumpfs und mit Beckenbodenübungen bekommt der Patient die Inkontinenz in den meisten Fällen sehr gut in den Griff. Zum Thema Heilungschancen: Ist der Krebs innerhalb der Prostatakapsel, sollte das Problem der Krebserkrankung behoben sein. Ansonsten werden Nachbestrahlungen notwendig. «Sport, ein gesundes Sexualleben, viel buntes Gemüse und eine Reduktion von Milchprodukten können einen positiven Einfluss haben. Der Hauptrisikofaktor ist allerdings nicht zu beeinflussen: das Alter», sagt Dr. Randazzo.

PD Dr. med. Marco Randazzo
Facharzt für Urologie, speziell operative Urologie, Urologie Zentrum
Urologie Zentrum
Hirslanden Klinik Aarau
Schänisweg 5000 Aarau