Eine Bypass-Operation ist angezeigt bei fortgeschrittener koronarer Herzerkrankung, die mehrere Herzkranzgefässe betrifft, besonders wenn die Patienten zusätzlich an Diabetes leiden. Die Operation senkt das Risiko eines Herzinfarktes und anderer lebensbedrohlicher Komplikationen und gewährleistet in der Regel eine langfristige Beschwerdefreiheit.
"Bei mir (67 J., m) wurde eine koronare Herzerkrankung festgestellt. Ist eine Bypass-Operation auch heute noch sinnvoll?"
"Ja. Viele Studien konnten nachweisen, dass die Bypass-Operation eine wirksame und nachhaltige Behandlungsoption ist. Je fortgeschrittener und komplexer die koronare Herzerkrankung ist, umso mehr profitieren die Patienten von diesem Eingriff. Einengungen an Aufzweigungen der Herzkranzgefässe, langstreckige Veränderungen oder mehrere betroffene Gefässe sprechen für eine Bypass-Operation. Die kathetertechnische Behandlung der koronaren Herzkrankheit, bei der Stents in die Engstelle eingesetzt werden, ist die Wahl bei einem akuten Herzinfarkt. Bei vorwiegend chronischen Beschwerden entscheiden mehrere Faktoren darüber, welches Therapieverfahren gewählt wird, wie etwa der Schweregrad der Erkrankung, die Anzahl und Art der Stenosen, die Risikofaktoren und der Gesundheitszustand des Patienten. Dies entscheiden wir im interdisziplinären Herzteam. Hier arbeiten Kardiologen, die Spezialisten etwa für Herzultraschall, Schrittmacher und Kathetereingriffe, und wir Herzchirurgen als Spezialisten für offene Herzoperationen eng zusammen. Für eine vertiefte Abklärung können Sie sich gerne an uns überweisen lassen", sagt Dr. Podstatzky-Lichtenstein, die neu als Fachärztin für Herzchirurgie an der Hirslanden Klinik Aarau tätig ist.
Was ist ein Bypass?
Wenn in den Herzkranzgefässen verkalkte Engstellen vorliegen, müssen diese überbrückt werden. Als Bypass-Material dienen körpereigene Gefässe, beispielsweise Arterien von der Brustwand, dem Arm oder Bein. Alle Versuche, für Herzbypässe künstliches Material zu verwenden, sind bisher fehlgeschlagen. Bypass-Operationen haben sich in den letzten Jahrzehnten stark weiterentwickelt und sind heutzutage eine Standardoperation. Noch dazu haben sie sich auch langfristig als erfolgreiche Behandlungsmethode erwiesen. Nach 10 Jahren sind noch weit über 90 Prozent der Bypässe offen.
Wie läuft die Bypass-OP ab?
"Die Operation dauert etwa 3 Stunden und wird unter Vollnarkose und in aller Regel unter Verwendung einer Herz-Lungen-Maschine durchgeführt", sagt Dr. Podstatzky-Lichtenstein. Die Patienten bleiben rund eine Woche im Spital. Anschliessend folgt eine stationäre oder ambulante Rehabilitation. Zwar ist die Genesungsphase nach einer Bypass-OP länger als bei einem Eingriff mit Stents. Dafür zeigen Studien langfristig bessere Ergebnisse.
Wann zum Arzt?
Typisches Symptom der koronaren Herzerkrankung ist ein Druck- oder Engegefühl in der Brust (Angina pectoris), das unter Belastung aber auch im Ruhezustand auftreten und in Arme, Oberbauch und Kiefer ausstrahlen kann. Solche Beschwerden sollten unbedingt abgeklärt werden. Das Vorliegen von kardiovaskulären Risikofaktoren, also Übergewicht, Rauchen, Zuckerkrankheit, Bluthochdruck und erhöhte Blutfettwerte, aber auch familiäre Vorbelastung, erhöhen das Erkrankungsrisiko. Nach einem Termin bei Ihrem Hausarzt erfolgen die notwendigen Abklärungen bei einem Kardiologen. Im Falle einer Operation findet ein Gespräch im Hirslanden Medical Center statt, wo alle Fragen zum Eingriff geklärt werden. Auch finden hier Konsultationen zur Zweitmeinung und Nachkontrollen statt.
Die Hirslanden Klinik Aarau hat den herzchirurgischen Leistungsauftrag – als einzige Klinik im Kanton Aargau. Über 300 offene Herzoperationen werden jährlich durchgeführt, davon rund ein Drittel Bypass-Operationen, sowie das restliche Spektrum der Herzchirurgie mit Operationen an den Herzklappen, der Hauptschlagader (Aorta) und kombinierten Eingriffen.Belegärzte der Hirslanden Klinik Aarau arbeiten in Zentren eng und fachübergreifend zusammen. Die Privatklinik betreibt zudem mehrere Institute unter einem Dach. Die kurzen Kommunikationswege fördern den fachlichen Austausch der Spezialisten. Entscheidungen werden im interdisziplinären Team meist gemeinsam getroffen. Die Betreuung der Patienten geschieht aus einer Hand mit einheitlichen Standards und einer optimalen Koordination.