Wenn im Alter die Beine beim Stehen oder Gehen müde werden, kann es sich um eine Spinalkanalstenose handeln. Die Beschwerden entwickeln sich meist schleichend. Im Anfangsstadium kann eine Physiotherapie helfen oder es wird ein entzündungshemmendes Medikament gespritzt. Bei einer starken Verengung des Wirbelkanals wird operiert.

Ich (w, 74) leide an Rückenschmerzen, vor allem beim Stehen und beim Gehen. Nach wenigen Metern muss ich innehalten, weil sich meine Beine "gummig" anfühlen. Ist das altersbedingt? Gibt es Behandlungsmöglichkeiten?

Wenn die Distanzen, die Sie gehen können, immer kürzer werden, sollten Sie die Hausärztin/den Hausarzt aufsuchen. Sie/er wird abklären, ob es sich bei Ihren Symptomen allenfalls um eine Durchblutungsstörung an den unteren Extremitäten oder Gefässschwäche oder eine Verengung des Wirbelsäulenkanals (Spinalkanalstenose) handelt. Aufgrund der Befunde wird die Hausärztin/der Hausarzt Sie bei erweitertem Abklärungsbedarf zum Gefässspezialisten schicken. Der Spezialist wird die Beschwerden, die sich meist schleichend über Monate oder Jahre entwickeln, begutachten. Falls die Schmerzen beim Gehen häufig bis ins Bein ausstrahlen, oft von Rückenschmerzen begleitet sind und / oder eine periphere arterielle Verschlusskrankheit vorliegt, ist wahrscheinlich eine "Schaufensterkrankheit" die Ursache. Von einer Schaufensterkrankheit spricht man, da die Patienten nach einer bestimmten Gehstrecke kurz anhalten müssen: Unter Belastung beim Stehen oder beim Gehen strahlen die Schmerzen ins Bein aus, beim Sitzen oder beim Nach-vorne-Beugen verschwinden sie.

Spinalkanalstenose

Falls der Gefässspezialist bei seiner Anamnese keine Auffälligkeiten bemerkt hat und eine Durchblutungsstörung sowie Gefässschwäche ausgeschlossen werden können, wird die Hausärztin bzw. der Hausarzt Sie für eine neurologische Untersuchung anmelden. Mit einem MRI Ihrer Lendenwirbelsäule kann eine Verengung des Wirbelsäulenkanals sowie deren Ausprägung bestimmt werden. Je nach Ursache der Beschwerden und Lokalisation der Verengung bestehen unterschiedliche Therapiemöglichkeiten. Um Beschwerden langfristig zu behandeln, empfiehlt sich eine Operation.

Ursachen für die Verengung

Die steigende Lebenserwartung, der höhere Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung sowie ein aktiver Lebensstil führen zu einer Zunahme an Spinalkanalstenosen. Denn der Alterungsprozess macht vor der Wirbelsäule nicht halt. Er führt zu Abnützungserscheinungen, die an den beweglichen Abschnitten wie an den Lenden- und den Halswirbeln am deutlichsten ausgeprägt sind. Es kommt zur Abnützung der Kleingelenke, also zur Arthrose, sowie zu einer Verdickung der umliegenden Bänder. Als Folge kann sich der Wirbelkanal verengen, wodurch die Spinalnerven und unter Umständen das Rückenmark eingeklemmt werden. Beides ist äusserst schmerzhaft. In seltenen Fällen können jüngere Menschen betroffen sein, die von Geburt an vorbelastet sind. 

Falls die Veränderungen am Wirbelkanal im Anfangsstadium sind, können stabilisierende Übungen oder ein Muskelaufbautraining für Linderung sorgen. Oder aber es wird ein entzündungshemmendes und abschwellendes Medikament in den Wirbelsäulenkanal oder neben die Nervenwurzel gespritzt. Diese Behandlung kann beliebig oft wiederholt werden. Erst bei einer starken Verengung des Wirbelkanals ist eine Operation notwendig, die meist mikrochirurgisch (mit einem Mikroskop) oder endoskopisch (mit kleinen Hautschnitten) durchgeführt wird. Operationen zur Entlastung des Wirbelkanals gehören zu den häufigsten Eingriffen an der Wirbelsäule und sind zu über 90 Prozent erfolgreich. In äusserst seltenen Fällen kann es zu Blutungen oder Infekten kommen.

Mobilität im Alter erhalten

Diese Operationen können bis ins hohe Alter durchgeführt werden, da in den meisten Fällen keine Vollnarkose nötig ist und man nach rund 4 Tagen das Spital schmerzfrei verlassen kann. Begleitende ambulante Physiotherapien unterstützen einen schnellen Genesungsprozess. Ziel ist immer, die Schmerzen zu lindern oder ganz zu eliminieren und damit für Lebensqualität und Mobilität bis ins hohe Alter zu sorgen.

In der Hirslanden Klinik Aarau sind wir auf solche Eingriffe an der Wirbelsäule spezialisiert. In meiner 30-jährigen Karriere als Neurochirurg ist diese Operation eine der häufigsten, die ich durchgeführt habe. Wenn sich auch bei Ihnen der Verdacht auf Spinalkanalstenose erhärtet, dürfen Sie sich gerne für Abklärungen an uns überweisen lassen.

Prof. Dr. med. Aminadav Mendelowitsch
Facharzt für Neurochirurgie