In der Schweiz erkranken jährlich rund 4 500 Menschen an Dickdarm- oder Mastdarmkrebs. Dank verbesserter Therapieoptionen sind die Sterbefälle erfreulicherweise rückläufig. Am häufigsten sind über 50-Jährige von der Erkrankung betroffen, Männer etwas häufiger als Frauen. Das Durchschnittsalter bei der Diagnose liegt bei etwas über 70 Jahren.
Weil mein Vater (70) kürzlich an Mastdarmkrebs erkrankt ist, sorge ich (m, 42) mich auch um mich. Ist die familiäre Belastung ein Risiko? Welches sind weitere Risikofaktoren? Wie kann man am besten vorbeugen? Was ist, wenn einen dieser Krebs trotzdem trifft?
Ihre Sorge ist verständlich, denn zu den Risikofaktoren des Rektumkarzinoms gehört effektiv die familiäre Vorbelastung. Ob sie wirklich besteht, lässt sich mit einer genetischen Analyse feststellen. Aber ob mit oder ohne Vorbelastung ist in jedem Fall als beste Vorsorgemassnahme die Darmspiegelung (Koloskopie) empfehlenswert. Sie sollte im Normalfall erstmals mit 50 Jahren und bei Vorbelastung schon im jüngeren Erwachsenenalter gemacht werden. Grund: Wie Dickdarmkrebs entwickelt sich auch Mastdarmkrebs meist aus Polypen. Das sind gutartige Wucherungen der Darmschleimhaut, die aber entarten können. Während einer Darmspiegelung werden gegebenenfalls diese Polypen gleich entfernt. Dadurch lässt sich das Risiko, an diesem Krebs zu erkranken, fast gänzlich vermeiden. Zwar sind mit einer Darmspiegelung oft unangenehme Gefühle und Ängste verbunden. Doch vom 15- bis 30-minütigen Eingriff verspüren die Patienten kaum etwas. Auch die einst gefürchtete Vorbereitung am Vortag ist heute gut verträglich. Das Abführmittel wird nicht mehr als eklig empfunden.
Die Koloskopie ist auch deshalb wichtig, weil dieser Krebs lange Zeit keine Beschwerden verursacht. Wenn sich Symptome wie veränderte Stuhlgewohnheiten (Wechsel von Verstopfung und Durchfall, allenfalls mit kleinen Blutbeimengungen), ungewollte Gewichtsabnahme oder Rücken-und Bauchschmerzen bemerkbar machen, ist er oft schon fortgeschritten. In diesem Stadium ist eine Heilung nicht in jedem Fall ausgeschlossen, aber oft nur bedingt möglich.
Eine ganze Reihe von Risikofaktoren
Zu den Risikofaktoren für Mastdarmkrebs gehören neben einer familiären Vorbelastung auch Übergewicht, körperliche Inaktivität, häufiger Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch (z. B. Würste, Speck), Nikotin, Alkohol, eine überdurchschnittliche Körpergrösse oder entzündliche Darmerkrankungen. Weil es oft missverstanden wird, noch ein Wort zum roten Fleisch: Mit «rot» ist nicht die Garstufe gemeint. «Rot» bezeichnet alle Fleischarten ausser jenes von Geflügel und Wild.
Hirslanden Klinik Aarau mit neuem Bauchzentrum
Kommt eine Patientin oder ein Patient mit den oben genannten Beschwerden in das im Juli 2022 eröffnete Bauchzentrum der Hirslanden Klinik Aarau, wird Folgendes gemacht: Eine Aufnahme der Krankengeschichte (Anamnese), eine klinische Untersuchung samt Labor, ein Ultraschall (Sonografie) des Bauchraums sowie eine Darmspiegelung. Im Bauchzentrum arbeiten Spezialisten aus der Inneren Medizin, der Gastroenterologie und der Viszeralchirurgie eng zusammen.
Falls tatsächlich ein Rektumkarzinom vorliegt, erfolgt eine Umfelddiagnostik, um eventuelle Absiedelungen des Krebses festzustellen oder eben auszuschliessen. Je nach Befund wird dann gemeinsam mit Spezialisten aus der Radiologie, der Onkologie, der Strahlentherapie und der Pathologie eine patientenspezifische Therapie geplant. Sie richtet sich nach dem Stadium und der Art des Tumors.
Operation mit gut einschätzbaren Risiken
Häufig nötig ist eine Operation. Dabei wird der tumorbefallene Darmabschnitt mit umliegendem Fettgewebe, Lymphknoten und Gefässversorgung entfernt. Ein höher liegender Darmabschnitt wird nach unten verlagert und mit dem Enddarm wieder zusammengenäht. Ein künstlicher Ausgang ist nur in Einzelfällen und oft nur vorübergehend nötig.
Die OP ist ein standardisiertes Verfahren mit gut einschätzbaren Risiken. Wichtig ist, dass das Team der Klinik wie bei uns über viel Erfahrung verfügt. Ob auch eine Chemo- oder eine Strahlentherapie nötig ist, hängt vom Tumorstadium ab. Patienten bleiben meist 10 bis 14 Tage in der Klinik, gefolgt von 3 bis 4 Wochen Reha. Sie ist ebenso von Bedeutung wie die Nachsorge, zumal trotz guter Erfolgsrate ein Wiederauftreten der Krankheit nicht ganz ausgeschlossen werden kann.
Zum Schluss möchte ich Sie zur regelmässigen Vorsorge ermuntern. Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren!