Patientenzeitschrift "Focus"

In den letzten Jahren werden Aktinische Keratosen mit steigender Häufigkeit diagnostiziert. Werden sie nicht behandelt, droht die Entartung zum hellen Hautkrebs (Plattenepithelkarzinom).

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Fragen an Dr. Heidi Ulrich, Dermatologin

«Seit einigen Monaten habe ich raue rote Stellen im Bereich der Glatze sowie an beiden Unterarmen und Handrücken. Diese haben zwischendurch sogar leicht genässt und geblutet. Mein Hautarzt stellte die Diagnose von Aktinischen Keratosen und empfahl, diese unbedingt behandeln zu lassen.»
Thomas D. (74)

Was sind Aktinische Keratosen?

Aktinische Keratosen stellen eine Frühform des «hellen Hautkrebses» dar. Sie entwickeln sich überwiegend an Hautstellen, die chronisch der Sonne ausgesetzt sind. Betroffen sind vor allem die «Sonnenterrassen» des Körpers wie Kopf, Decolleté, Unterarme und Handrücken. Bei 10 bis 20 Prozent der Betroffenen besteht innerhalb von 10 Jahren die Gefahr einer Weiterentwicklung in ein Plattenepithelkarzinom. Bei diesem handelt es sich um einen bösartigen Hautkrebs, der im fortgeschrittenen Stadium auch Metastasen bilden kann. Da jedoch kein Arzt voraussagen kann, ob und aus welcher Aktinischen Keratose sich Hautkrebs entwickelt, empfehlen Experten eine frühzeitige und konsequente Behandlung.

Wie sehen Aktinische Keratosen aus?

Das Erscheinungsbild der Aktinischen Keratosen kann sehr unterschiedlich sein. Im Anfangsstadium zeigen sich häufig hautfarbene oder gerötete Stellen mit rauer, schuppender Oberfläche, die oftmals eher tastbar als sichtbar sind. Die Grösse kann von wenigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern reichen. Oftmals treten in dem entsprechenden Areal mehrere Läsionen gleichzeitig auf. Werden die Aktinischen Keratosen nicht behandelt, kommt es zu einer verstärkten Krustenbildung und Verhornung. Nicht selten können die Stellen auch nässen oder bei Berührung leicht bluten.

Wer ist betroffen?

Grundsätzlich kann jeder Mensch an Aktinischen Keratosen erkranken. Ein deutlich höheres Risiko haben jedoch sonnenempfindliche Menschen mit heller Haut sowie blonden oder roten Haaren, die über längere Zeit im Beruf oder in der Freizeit der Sonne ausgesetzt waren. Da die Entstehung von Aktinischen Keratosen sehr langsam über mehrere Jahrzehnte verläuft, sind überwiegend Menschen ab dem 50. Lebensjahr betroffen. Der grösste Risikofaktor für die Entstehung ist UV-Strahlung, besonders das UVB-Licht der Sonne. Zunehmend verschieben sich aber aufgrund des Freizeitverhaltens (mehr Sonnenexposition und Nutzung von Solarien) die Altersgrenzen hin zu jüngeren Patienten. Männer, vor allem mit Glatze oder lichtem Haaransatz, sind öfter betroffen als Frauen. Ein deutlich höheres Erkrankungsrisiko haben auch Menschen, deren Immunsystem dauerhaft beeinträchtigt ist, wie beispielsweise Organtransplantatempfänger.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Die Diagnose kann in der Regel schon durch eine genaue Untersuchung der Haut gestellt werden. In Zweifelsfällen entnimmt der Hautarzt eine Hautprobe (Probebiopsie) und lässt diese anschliessend feingeweblich untersuchen.

Wie werden Aktinische Keratosen behandelt?

Zur Behandlung stehen je nach Ausdehnung und Lokalisation der Aktinischen Keratosen unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung. Bei einzelnen Stellen sind die operative Entfernung, die Vereisung mit flüssigem Stickstoff, das Abkratzen mit dem scharfen Löffel oder die abtragende Laserbehandlung sehr gute Behandlungsmethoden. Problematisch wird es bei einem grossflächigen Befall. Hier kommen verstärkt Cremebehandlungen oder eine Lichtbehandlung (Photodynamische Therapie) zum Einsatz. Die Cremebehandlung mit Chemotherapeutika oder immunmodulierenden Substanzen muss in der Regel über mehrere Wochen durchgeführt werden und führt zu einer Entzündungsreaktion im Behandlungsgebiet. Die Abheilung erfolgt normalerweise narbenlos, erfordert aber unbedingt die Mitarbeit des Patienten. Bei der Photodynamischen Therapie (PDT) handelt es sich um eine Kombinationsbehandlung mit einer Creme, die die Haut lichtempfindlich macht und anschliessender Beleuchtung mit rotem Licht (Abb. 1). Diese Methode kann beliebig oft wiederholt werden und führt zu ausgezeichneten kosmetischen Ergebnissen.

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Abb. 1
Behandlung mittels Photodynamischer Therapie.

Wie kann man Aktinischen Keratosen vorbeugen?

Die wichtigste Massnahme ist der Sonnenschutz. Dies kann man durch geeignete Lichtschutzmassnahmen wie mehrheitliches Aufhalten im Schatten, geeignete Kleidung und Sonnencremes mit einem ausreichend hohen Lichtschutzfaktor (>30) erreichen. Männer mit fortgeschrittener Glatzenbildung sollten unbedingt eine Kopfbedeckung tragen. Da es trotz geeigneter Vorbeugungsmassnahmen auch nach einer Behandlung zu einem erneuten Auftreten von Aktinischen Keratosen kommen kann, empfiehlt sich ein regelmässiger «Ganzkörper-Hautcheck» beim Hautarzt.

«Bei Thomas D. wurde mehrmals eine Photodynamische Therapie durchgeführt. Dabei kam es zu einer kompletten Abheilung der Aktinischen Keratosen. Er wird jetzt regelmässig seine Haut kontrollieren lassen und auf guten Sonnenschutz achten.»

Sonnenschutzmittel verwenden

Verwenden Sie Sonnenschutzpräparate mit hohem Lichtschutzfaktor (>30) gegen UVA- und UVB-Strahlung.

  • Sonnenschutzpräparate werden meistens zu dünn aufgetragen – tragen Sie doppelt so viel auf, wie Sie von Ihren Hautpflegeprodukten gewöhnt sind.
  • Besonders die «Sonnenterrassen» (Gesicht, Hals, Decolleté, Glatze, Ohrmuscheln) sollten eingecremt werden.
  • Die schützende Wirkung der Sonnenschutzpräparate wird mit der Zeit, beispielsweise durch Schwitzen, verringert. Deshalb ist ein wiederholtes Eincremen erforderlich.
  • Damit die Creme die volle Wirkung hat, sollte man sie 30 Minuten vor dem Aufenthalt im Freien auftragen.