Frauen gehen tendenziell häufiger und bewusster zur Krebsvorsorgeuntersuchung als zur Herz-Kreislauf-Vorsorge. Was Frauen über die Herzvorsorge wissen sollten, erklären Dr. med. univ. Verena Praxmarer und PD Dr. med. Miriam Brinkert, Fachärztinnen für Kardiologie am Herz Gefäss Zentrum Zürich an der Hirslanden Klinik Im Park.

Welche spezifischen Herzgesundheitsrisiken bestehen für Frauen, die sich von denen der Männer unterscheiden?

Frauen unterschätzen oftmals ihr Risiko für Herzerkrankungen und haben bei Herzinfarkten geringere Überlebenschancen als Männer, weshalb die Vorsorge entscheidend ist. Gewisse Risikofaktoren wie Diabetes, körperliche Inaktivität und Übergewicht treten bei Frauen häufiger auf, während Männer öfter rauchen und Fettstoffwechselstörungen haben. Zusätzlich spielt die Familiengeschichte eine Rolle. Aber auch spezielle Situationen wie eine Chemotherapie und Bestrahlung sowie psychosoziale Einflüsse wie Depressionen stellen weitere Risiken dar. Frauen sind zudem häufiger von sozioökonomischen Faktoren wie geringem Einkommen und Armut betroffen, die eine kardiovaskuläre Gefährdung erhöhen.

Wie wirken sich unterschiedliche hormonelle Lebensphasen einer Frau auf ihre Herzgesundheit aus, zum Beispiel eine Schwangerschaft oder die Menopause?

Generell hat das «Frauenhormon» Östrogen einen schützenden Effekt auf das Herz. In den meisten Fällen kann eine Frau die Belastung, die eine Schwangerschaft auf das Herzkreislaufsystem mit sich bringt, problemlos vertragen. In gewissen Fällen treten jedoch Diabetes und hoher Blutdruck in der Schwangerschaft auf, was das Risiko auf eine spätere Herzkreislauferkrankung steigert und eine potenzielle Gefahr für Mutter und Kind darstellt. Eine frühzeitige Menopause kann ebenso das kardiovaskuläre Risiko erhöhen.

Generell hat das «Frauenhormon» Östrogen einen schützenden Effekt auf das Herz.

Welche Vorsorgemassnahmen sollten Frauen für ihre Herzgesundheit treffen und ab welchem Alter?

Frauen sollten sich ihres persönlichen kardiovaskulären Risikos bewusst sein und bei Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht oder Diabetes Hilfe von Hausärzt:innen oder Spezialist:innen suchen. Besonders wichtig ist die Vorsorge, wenn es in der Familie frühere Herzinfarkte gab, da dies das persönliche Risiko erhöht. Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und regelmässiger körperlicher Bewegung kann schon im Kindesalter beginnen. Mit 18 Jahren ist es ratsam, den Blutdruck zu messen und bei normalen Werten dies alle drei Jahre zu wiederholen – bei Risikofaktoren jährlich. Ab dem 40. Lebensjahr empfiehlt es sich, Cholesterin und Blutdruck jährlich kontrollieren zu lassen.

Welche Rolle spielt die körperliche Aktivität für die Herzgesundheit von Frauen?

Bewegung ist einer der wichtigsten Faktoren zur Prävention koronarer Herzkrankheiten bei allen Menschen. Ausserdem hat Sport positive Auswirkungen auf andere Risikofaktoren wie Diabetes, Übergewicht und Hypertonie. Nicht zu vernachlässigen ist insbesondere bei Frauen der positive Effekt auf Stimmung, Psyche und Knochenstärke. Ausserdem beugt körperliche Betätigung der Osteoporose vor. Tatsächlich sind Frauen häufiger von diesen Krankheiten betroffen als Männer.

Gibt es Symptome eines Herzinfarkts, die bei Frauen anders als bei Männern auftreten können?

Die typischen Symptome wie starker Druck auf der Brust sind bei Frauen oft weniger deutlich ausgeprägt. Frauen haben häufiger unspezifische Beschwerden wie Erschöpfung, Schwäche, Luftnot, Übelkeit und Oberbauch- oder Rückenschmerzen. Diese Symptome können eher unterschätzt oder gar fehlinterpretiert werden.

Wie sollte man darauf reagieren?

Im Zweifelsfall sollten Frauen solche unklaren Beschwerden eingehend beim Hausarzt oder auf der Notfallstation abklären lassen. Und zwar zeitnah, da ein verpasster Herzinfarkt zu einschneidenden Verlusten der Lebensqualität und auch der Lebensdauer führen kann. Es ist bekannt, dass Frauen mit einem Herzinfarkt später auf der Notfallstation vorstellig werden und die Diagnosestellung eines Herzinfarktes im Spital eher verzögert ist.

Die beiden Kardiologinnen PD Dr. med. Miriam Brinkert und Dr. med. univ. Verena Praxmarer arbeiten in ihrer Praxis, dem Herz Gefäss Zentrum Zürich in Zürich Wollishofen eng zusammen und bieten eine umfassende Versorgung im gesamten kardiologischen Behandlungsspektrum an. Ob Vorsorgeuntersuchungen, Stresstests, Abklärung und Behandlung von Herzkrankheiten und interventionelle Behandlungen – bei ihrem Tun steht stets das Wohl der Patientin im Vordergrund. Besonders am Herzen liegt ihnen dabei, dass sich Frauen gut aufgehoben fühlen und adäquat und frauenspezifisch behandelt werden.

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