Eine Kammertachykardie ist eine lebensgefährliche Rhythmusstörung aus den Herzkammern (Ventrikel), welche zu einem Herzstillstand (Kammerflimmern) führen kann. Bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten entsteht die Kammertachykardie in einem sichtbaren Narbenbereich nach einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt). Bei jedem Herzinfarkt sterben die Herzmuskelzellen im Versorgungsgebiet der verstopften Herzarterie ab. Eine abgestorbene Herzmuskelzelle kann keine Rhythmusstörungen hervorrufen, ebenso wenig eine daraufhin nachgebildete Bindegewebszelle. Hingegen gibt es in jeder Narbe Inseln von überlebenden Herzmuskelzellen, welche eine verzögerte Reizleitungszeit und Refraktärzeit haben. In den Jahren nach dem Herzinfarkt verbinden sich diese Herzmuskelzellen mit benachbarten Zellen zu eigentlichen Leitungsbahnen, da sie eine grosse Regenerationsfähigkeit aufweisen. Wenn sich solche elektrischen Leitungsbahnen zu Impulsschlaufen ausbilden, können sie die elektrische Erregung kreisen lassen und zu sogenannten Kammertachykardien führen. Auch Patienten mit Narben von angeborenen Erkrankungen oder Entzündungen (Arrhythmogene rechte Ventrikel-Kardiomyopathie, Post-Myokarditis und nicht-ischämische Krankheiten) können Kammertachykardien aus einer Narbe entwickeln.
Die medikamentöse Standardbehandlung sind Betablocker, welche auch die Herzschwäche verbessern. Weil Patienten mit Kammertachykardien häufig eine eingeschränkte Pumpfunktion haben, ist eine spezifische antiarrhythmische medikamentöse Behandlung oft nur mit Amiodarone möglich, welches häufige und gefährliche Nebenwirkungen hat.
Der intrakardiale Defibrillator (ICD) ist nötig, um die lebensgefährlichen Kammertachykardien zu beenden und verbessert die Prognose. Dies geht zu Lasten der Lebensqualität, welche durch die Schockabgaben leidet. Häufig folgen nach schmerzhaften ICD-Schocks auch neue Arrhythmien, welche durch den Stress ausgelöst werden. So kann die ICD-Therapie das Auftreten von Kammertachykardien auch steigern.