Die mit dem Blut zirkulierenden Fette stammen zu einem Teil aus der Nahrung, zum grösseren Teil werden sie vom Körper selbst produziert. Die Höhe der Blutfettwerte wird durch zahlreiche Mechanismen reguliert. Am Wichtigsten sind erbliche Faktoren, eine Rolle spielen aber auch Hormone, Erkrankungen und Medikamente sowie die Ernährung. Erhöhte Blutfettwerte sind ein Grund dafür, dass in Industrienationen Herzkreislauf-Krankheiten die Todesursache Nummer 1 darstellen.
Blutfette sind nicht im Blut löslich und sind deswegen an Eiweisse gebunden. Bei der Bestimmung der Blutfette werden verschiedene Fraktionen gemessen. Besonders wichtig sind die Fett-Eiweisse niedriger Dichte („low density lipoproteine“, LDL). Diese Fraktion fördert sehr direkt die Entstehung der Arteriosklerose („schlechtes Cholesterin“). Demgegenüber stellen Lipoproteine hoher Dichte („high density lipoproteine“, HDL) einen Schutzfaktor dar, da sie überschüssiges Cholesterin für den Abbau in die Leber transportieren können. Eine dritte wichtige Fraktion sind die sogenannten Triglyceride, die am meisten ernährungsabhängig sind und ebenfalls die Arteriosklerose fördern können.
Erhöhte Blutfette und Arteriosklerose
Die Arteriosklerose ist ein langjähriger, mit dem Alter stets fortschreitender Prozess in den Schlagadern. Er beginnt mit der Einlagerung von Blutfetten in die Innenschicht schon in frühen Jahren („Fettstreifen“). Mit der Zeit werden die Polster im Gefäss dicker („Plaques“) und ziehen Entzündungszellen an. In der Spätphase können die Einlagerungen ein Gefäss sogar ganz verschliessen und zum Teil verkalken. Besonders gefährlich ist es aber, wenn eine Plaque aufbricht. Es entsteht an dieser Stelle ein Blutgerinnsel, welches das Blutgefäss vollständig verschliessen kann und so zum Infarkt führt (Hirninfarkt, Herzinfarkt).
Die Rolle der Blutfette für die Arteriosklerose hängt von zahlreichen weiteren Risikofaktoren ab, der Wichtigste davon ist das Alter. Andere sind Störungen des Zuckerstoffwechsels, Bluthochdruck, Rauchen und Bewegungsarmut. Da es kein „zu tiefes“ Cholesterin gibt (ausgenommen, wenn eine Krebs- oder andere bösartige Erkrankung dazu führt), ist eine Senkung der „schlechten Cholesterin-Fraktion“ immer von Vorteil, am meisten dann, wenn die Ausgangswerte hoch sind oder zusätzliche Risikofaktoren vorliegen.
Diagnose
Die Höhe der Blutfettwerte sollte im Nüchternzustand gemessen und stets im Zusammenhang mit dem Alter und dem Vorliegen anderer Risikofaktoren beurteilt werden. Eine orientierende Bestimmung im frühen Erwachsenen-Alter, speziell im Zusammenhang mit der Familiengeschichte für Herz- und Kreislaufkrankheiten, wird empfohlen. Danach sind Bestimmungen aber nur im Abstand von einigen Jahren oder im Zusammenhang mit der Behandlung von Herzkreislaufkrankheiten notwendig.
Therapie
Eine Behandlung der Blutfettwerte sollte immer im Zusammenhang mit der individuellen Risiko-Konstellation eines Patienten erfolgen. Allgemein zu empfehlen sind Anpassungen im Lebensstil wie eine ausgewogene kalorienarme Ernährung, höchstens mässiger Alkoholkonsum und körperliche Aktivität. Für Personen, für die aufgrund der familiären Veranlagung oder anderer Risikofaktoren ein erhöhtes Risiko für arteriosklerotische Komplikationen besteht, werden zusätzlich Medikamente zur Cholesterinsenkung eingesetzt. Dies gilt speziell für alle Patienten, bei denen bereits eine Arteriosklerose nachgewiesen wurde oder die unter Diabetes mellitus leiden. Die medikamentöse Cholesterinsenkung ist sehr effektiv in der Verhinderung von arteriosklerotischen Komplikationen und im Allgemeinen sehr gut verträglich.
Die wichtigsten Medikamente zur Cholesterinsenkung sind die Statine. Sie hemmen in der Leber die Cholesterinproduktion und die Leberzellen können mehr LDL-Cholesterin abbauen. Darüber hinaus stellen sie einen gewissen Schutzfaktor für die Stabilität der Gefässinnenwand dar. Bei sorgfältiger Anwendung haben Statine praktisch nie gefährliche Nebenwirkungen, die häufigsten unangenehmen Begleiterscheinungen wie Muskel- oder Bauchschmerzen sowie leichte Übelkeit lassen sich durch eine Anpassung der Dosis und die individuelle Auswahl des Medikamentes in der Regel vermeiden.
Für Patienten mit schwerer familiärer Arteriosklerose-Belastung wegen einer Blutfett-Stoffwechselstörung kommen neuere Medikamente zum Einsatz, die vom Patienten selbst wie Insulin unter die Haut gespritzt werden können und hohe Wirksamkeit aufweisen.