Vor Gott sind alle Menschen gleich! Das ist zusammengefasst die Botschaft des Pfingstfestes.
Wenn wir solche Sätze heute lesen oder hören, tun wir uns damit schwer. Sofort sehen und spüren wir die Unterschiede zwischen uns Menschen und von diesen Unterschieden leben wir auch.
Ja, es gibt unter uns Menschen verschiedener Nationalitäten, gebildete und einfache, reiche und arme, erfolgreiche und versagende, gesunde und kranke, Behinderte, Alte und Junge. Diesen Kanon der Unterschiede kann man noch lange fortsetzen. Und in seinem Kontext ist die Behauptung, dass alle Menschen gleich sind, ein Missverständnis.
Tatsächlich, die Apostelgeschichte, die den Pfingsttag beschreibt, berichtet, dass an diesem Tag Vertreter aller Nationen dabei waren und sie fühlten sich untereinander alle gleich. Sogar ihre verschiedenen Sprachen konnten sie nicht nur reden, sondern auch verstehen.
Was damals geschah, war für die Zeitgenossen etwas Unglaubliches und Revolutionäres. Deshalb wurde diese Botschaft nur den engsten Freuden Jesu, den Zwölf, übermittelt. Aber bevor sie diese Botschaft begriffen haben, musste es gewittern, blitzen und donnern. Erst dann erfuhren sie einen neuen Geist in ihrem Kreis und brachen auf. Von dieser Stunde an können wir von einer neuen Zeit in der Menschheitsgeschichte reden. Es war die Geburt des Christentums, eine Religion, die die Menschheitsgeschichte seit zweitausend Jahren prägt.
Alle Menschen sind vor Gott gleich – eine Pfingstbotschaft, die heute angesichts des Weltgeschehens und vor allem der Kriegsturbulenzen sehr viel zu denken und reden gibt, veranlasst alle Menschen, trotz der Unterschiede, zu einem neuem Denken.
Für die Jünger Jesu damals bedeutete Pfingsten einen Aufbruch. Aufbruch aus ihren Schwächen und Ängsten zur Mut und Tapferkeit, aus ihrer Passivität zur Aktivität, die reiche Früchte brachte.
Pfingsten feiern auch wir jedes Jahr. Die Botschaft und die Herausforderung dieses Festes sind immer die gleichen. Aufbrechen, Umdenken, das Neue wagen, weg mit Ängsten und Schwächen. Der neue Geist, den uns Pfingsten bietet, möge auch uns dazu ermutigen. So werden wir die Probleme unseres Alltags, unsere Schwächen und Krankheiten, besser meistern können.
Ein frohes Pfingstfest wünscht Ihnen
Josef Sowinski, Ihr Klinikseelsorger
Diakon, Theologe