Die Gesundheitsdirektion des Kantons Zug beabsichtigt, der Hirslanden AndreasKlinik Cham Zug ab 2023 den Auftrag für die Grund- und Notfallversorgung zu entziehen. Dieser Entscheid gefährdet das Erfolgsmodell der Zuger Gesundheitsversorgung. Der geplante Leistungsabbau schwächt die Ennetsee-Gemeinden und die Versorgungssicherheit im ganzen Kanton.

Ende Mai hat die Zuger Gesundheitsdirektion ihren Entwurf für die überarbeitete Spitalliste im Kanton Zug präsentiert. Sie sieht eine Rollenteilung zwischen der AndreasKlinik und dem Zuger Kantonsspital (ZGKS) vor. Das ZGKS soll neu allein für die Grund- und Notfallversorgung zuständig sein, die Gesundheitsdirektion (GD) will die AndreasKlinik nur noch mit einem kleineren Angebot an Wahleingriffen beauftragen. Deshalb sollen ihr der Auftrag für das so genannte Basispaket und mehr als ein Dutzend weitere Leistungsgruppen entzogen werden. Das hat direkte Konsequenzen für die Zuger Bevölkerung: «Künftig müsste bei jeder Person, die notfallmässig die AndreasKlinik aufsucht, zuerst abgeklärt werden, ob sie aufgrund eines fehlenden Leistungsauftrags ins Zuger Kantonsspital oder in ein ausserkantonales Spital verlegt werden muss», erklärt der Direktor der AndreasKlinik, Jonas Zollinger. «Für Patientinnen und Patienten, für die Hausärztinnen und Hausärzte sowie für die Rettungsdienste würde dies grosse Unsicherheiten mit sich bringen.» In welchem Umfang unter diesen Umständen die Notfallstation der AndreasKlinik weiter betrieben werden könnte, ist offen. Heute betreut die Notfallstation jährlich mehr als 5000 Patientinnen und Patienten und ist für rund einen Drittel der Zuger Bevölkerung die am schnellsten zugängliche Spital-Notfallstation.

Auftrag für Geburtshilfe soll nur befristet erteilt werden

Für die AndreasKlinik als Grundversorgerin ist der Entwurf der neuen Spitalliste existenzbedrohend. Am erwähnten Basispaket, das ihr entzogen werden soll, hängen viele andere Leistungsbereiche, etwa die Onkologie, die Bauchchirurgie oder die Gastroenterologie. Selbst die Geburtenabteilung könnte nicht mehr betrieben werden, denn auch für die Geburtshilfe gilt das Basispaket als Voraussetzung. Hier stellt die Gesundheitsdirektion nur einen auf zwei Jahre befristeten Leistungsauftrag in Aussicht, obwohl rund jedes dritte Kind im Kanton in der AndreasKlinik zur Welt kommt.

«Ein derart eingeschränktes Angebot wird für medizinisches Fachpersonal unattraktiv. Es dürfte zur Schliessung von Praxen kommen. Die Folge wäre eine weitere Beschränkung des Leistungsangebots», erklärt Direktor Jonas Zollinger. Diese Abwärtsspirale gefährdet die Versorgungssicherheit im ganzen Kanton. «Unsere Klinik ist für die Zuger Bevölkerung versorgungsrelevant. Wir wollen unsere Verantwortung auch in Zukunft wahrnehmen und als Grundversorgerin mit 24-Stunden-Notfallstation und Geburtenabteilung weiterhin für alle Patientinnen und Patienten zugänglich sein.»

Ennetsee-Gemeinden besonders stark betroffen

Besonders betroffen wären die Ennetsee-Gemeinden, deren Angebot in der wohnortnahen Grund- und Notfallversorgung vermindert würde. «Für unsere Bürgerinnen und Bürger ist die AndreasKlinik das nächstgelegene Spital», sagt der Chamer Gemeindepräsident Georges Helfenstein. «Und für alle Zugerinnen und Zuger steht die Wahlfreiheit auf dem Spiel und die Gewissheit, auch im Notfall eine Ausweichmöglichkeit zu haben.» Gerade die Pandemie habe gezeigt, wie wichtig genügend wohnortnahe Kapazitäten und ausreichend qualifiziertes Personal sei.

«Der Entscheid der Zuger Gesundheitsdirektion gefährdet die rund 400 Arbeits- und 30 Ausbildungsplätze in der AndreasKlinik», ist Helfenstein überzeugt. «Vor dem Hintergrund des akuten Fachkräftemangels und des steigenden Bedarfs an Gesundheitsleistungen im Kanton ist es für mich unverständlich, dass das Angebot in der Grund- und Notfallversorgung abgebaut werden soll. Der Verlust von Arbeits- und Ausbildungsplätzen, die Aufgabe von Arztpraxen, der Wegfall von Steuereinnahmen und eine noch stärkere Abwanderung von Patientinnen und Patienten nach Luzern und Zürich kann doch unmöglich im Interesse der Zuger Bevölkerung sein.»

Keine Grundlage für Konzentration in der Grundversorgung

Was die Konzentration in der Grundversorgung bringen soll, erläutert die Gesundheitsdirektion nur vage. «Es gibt keinen erkennbaren Nutzen in Bezug auf die Gesundheitskosten oder auf die Qualität der Leistungserbringung», sagt Direktor Jonas Zollinger. Es gebe auch keine vergleichbare Praxis: «Dass Qualität und Effizienz der Grundversorgung durch eine Konzentration begünstigt werden sollen, ist ein völlig neues Konzept, das in keinem anderen Kanton Anwendung findet. Im Gegenteil: Die Kantone sind in der Regel froh, dass sich Spitalbetreiber an der Grundversorgung beteiligen und eine wohnortnahe Anlaufstelle für die Bevölkerung rund um die Uhr gewährleisten.»

Hirslanden AndreasKlinik Cham Zug

Die AndreasKlinik Cham Zug steht für eine umfassende medizinische und chirurgische Grundversorgung in komfortabler Hotelatmosphäre. Sie zählt rund 400 Mitarbeitende, davon mehr als 30 in Ausbildung, und gehört seit 2001 zur Hirslanden-Gruppe.

Strategische Schwerpunkte der AndreasKlinik Cham Zug sind neben der Gynäkologie & Geburtshilfe die Allgemeine Innere Medizin, die allgemeine Chirurgie, die Chirurgie des Bewegungsapparates (Orthopädie und Wirbelsäulenchirurgie) sowie die Urologie. Die Klinik hat im Kanton Zug den exklusiven Leistungsauftrag für Wirbelsäulenchirurgie. Im Notfallbereich garantiert die Klinik rund um die Uhr eine kompetente Betreuung und speditive Behandlung. Die Klinik steht als Listenspital allen Versicherungsklassen offen.

Hirslanden-Gruppe

Hirslanden steht für eine qualitativ hochstehende, verantwortungsbewusste, vom einzelnen Menschen selbstbestimmte sowie effiziente integrierte Gesundheitsversorgung. Von der Geburt bis ins hohe Alter sowie von der Prävention bis zur Heilung – jederzeit, physisch und digital – konzentriert sich die Hirslanden-Gruppe gemeinsam mit privaten und öffentlichen Kooperationspartnern auf die Weiterentwicklung des «Continuum of Care».

Hirslanden differenziert sich im Markt als Systemanbieter mit erstklassiger medizinischer und Service-Qualität – gewährleistet durch hoch qualifizierte selbstständige Fachärztinnen und Fachärzte mit langjähriger Erfahrung, eine exzellente Pflege und erstklassige Services. Interdisziplinäre medizinische Kompetenzzentren, spezialisierte Institute und kompetente Kooperationspartner ermöglichen eine optimale und individuelle Diagnostik und Behandlung auch hochkomplexer Fälle sowohl stationär als auch ambulant.

Die Hirslanden-Gruppe umfasst 17 Kliniken in 10 Kantonen, viele davon mit einer Notfallstation. Sie betreibt zudem 5 ambulante Operationszentren, 18 Radiologie- und 6 Radiotherapieinstitute. Die Gruppe zählt 2 515 Partnerärztinnen und Partnerärzte sowie 11 025 Mitarbeitende, davon 551 angestellte Ärztinnen und Ärzte. Hirslanden ist das grösste medizinische Netzwerk der Schweiz und weist im Geschäftsjahr 2021/22 einen Umsatz von 1 885 Mio. Franken aus. Per Stichtag 31.03.2022 wurden in der Gruppe 109 624 Patientinnen und Patienten an 472 301 Pflegetagen stationär behandelt. Der Patientenmix setzt sich aus 51,3 % grundversicherten Patientinnen und Patienten, 28,2 % halbprivat und 20,5 % privat Versicherten zusammen. Die Hirslanden-Gruppe formierte sich 1990 aus dem Zusammenschluss mehrerer Kliniken und ist seit 2007 Teil der internationale Spitalgruppe Mediclinic International plc, die an der Londoner Börse kotiert ist.