Die Leber ist das grösste menschliche Organ und besitzt die einzigartige Fähigkeit zur Regeneration. Diese Eigenschaft, die bereits den alten Griechen bekannt war (Sage von Prometheus), erlaubt es uns, die Leber bei Bedarf auch wiederholt zu operieren.

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Hauptaufgabe der Leber ist die Entgiftung des Körpers sowie der Aufbau zahlreicher Eiweissstoffe, darunter Gerinnungsfaktoren, Albumin und viele z.B. für die Wundheilung oder auch den Muskelaufbau wichtige Proteine. Die Leber ist in 8 verschiedene Segmente aufgeteilt. Die Resektion (Durchtrennung der Leber) erfolgt in der Regel entlang der Segmentgrenzen.

Die meisten Operationen an der Leber werden aufgrund von Tumoren notwendig. Man unterscheidet Tumore, welche primär in der Leber entstanden sind und Ableger (Metastasen) in der Leber von anderen Tumoren. Am häufigsten sind dabei die Ableger (Metastasen) vom Dickdarmkrebs. Die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten in der Leberchirurgie sind mannigfaltig und haben sich in den letzten Jahrzehnten stark weiterentwickelt. Die Leberchirurgie ist eine interdisziplinäre Angelegenheit. Der Chirurg arbeitet eng mit Gastroenterologen, Onkologen, Radiologen und Pathologen zusammen. Gemeinsam gelingt es dabei oft, die Leber auch bei Vorliegen von mehreren Metastasen auf beiden Seiten der Leber in einem oder mehreren Schritten vom Tumor zu befreien. Diese Konzepte sind neu und bieten häufig einen Überlebensvorteil.

Gutartige Erkrankungen wie Leberzysten, Hämangiome oder parasitäre Erkrankungen wie der Fuchsbandwurm können ebenfalls einen chirurgischen Eingriff an der Leber notwendig machen.

Swiss Surgery bietet bis auf die Lebertransplantationen sämtliche Eingriffe an der Leber an. Darunter fallen Leberzystenabdeckelung, atypische Leberresektion (Keilresektionen, z.B. bei peripher gelegenen Tumoren), Hemihepatektomie (Entfernung einer Leberhälfte), erweiterte Hemihepatektomie (Entfernung von ca. 75% des Lebergewebes) wie auch ablative Verfahren wie die Radiofrequenzablation (RFA) und die Irreversible Elektroporation (IRE)  Je nach Lage und Art des Tumors kann die Operation minimal invasiv mit der Kameratechnik durchgeführt werden.

Unser Chirurgenteam verfügt über eine hohe Expertise in der komplexen Leberchirurgie und arbeitet eng zusammen mit den Kollegen vom OnkoZentrum. Die interdisziplinäre perioperative Betreuung hat in der hochspezialisierten Chirurgie einen hohen Stellenwert und ist massgebend für den Verlauf. Neben der engmaschigen Betreuung durch den Chirurgen spielt die initiale Überwachung auf der Intensivstation ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Intensivmediziner der Klinik Im Park Zürich verfügen über eine grosse Fachkompetenz und Erfahrung in der perioperativenBetreuung von Patienten nach Lebereingriffen.

Operationspflichtige Krankheiten der Leber

Primäre Lebertumoren (Leber- und Gallenwegskrebs)

Leberkrebs oder das sog. Hepatozelluläre Karzinom (HCC) entsteht zu 85% in einer vorgeschädigten Leber. Meist ist die Ursache der Vorschädigung eine chronische Infektion (z.B. Hepatitis B oder C), eine sog. Hämochromatose (vermehrte Eisenspeicherung) oder andere zu einer chronischen Entzündung führende Krankheiten. Durch die erhöhte Zellteilungsrate steigt im langfristigen Verlauf das Risiko einer fehlerhaften Zellteilung und damit ist die Ursprungszelle des Leberkrebses entstanden. Eine chronische Gallenwegsentzündung führt zu erhöhtem Risiko eines Gallengangskrebses, Hierzu gehört in erster Linie die sog. Primär sklerosierende Cholangitis (PSC).

Bei allen primären Lebertumoren gilt, dass eine Entfernung des bösartigen Tumors anzustreben ist. Eine Ausnahme bildet das HCC. Jüngere Patienten können hier unter bestimmten Kriterien auch Leber-transplantiert werden. Bei der Leberteilentfernung ist darauf zu achten, dass genügend funktionsfähiges Lebergewebe zurück bleibt und dieses gut durchblutet ist.

Lebermetastasen von Tumoren ausserhalb der Leber

Sehr häufig finden sich in der Leber sog. Metastasen von Tumoren, die ausserhalb der Leber gewachsen sind und von denen sich einzelne Zellen mit dem Blutstrom in die Leber bewegt haben. Diese bilden dann dort Tochtergeschwülste. Wichtig für die Behandlung ist der Ursprungsort des primären Tumors.

Metastasen eines Dickdarm- oder Mastdarmtumors

Metastasen eines Dickdarmtumors können in vielen Fällen immer noch erfolgreich behandelt werden. Oft können die Patienten sogar noch geheilt werden. Dies setzt jedoch ein abgestimmtes Vorgehen der medikamentösen und chirurgischen und manchmal auch der radiologischen Behandlung voraus. Dies wird in sog. Tumorboards zwischen den einzelnen Fachärzten besprochen. Meist wird zunächst der Primärtumor im Darm entfernt. Nach einer Phase einer Chemotherapie kann dann die Leberoperation erfolgen sofern keine anderen Metastasen ausserhalb von Leber und Lunge entstanden sind. Gelegentlich muss auch 2 oder sogar 3 mal operiert werden. Hierbei kann der Chirurg sich die einzigartige Fähigkeit der Leber zunutze nachwachsen zu können.

Seltene andere Metastasen in der Leber

Andere bösartige Tumore, die seltener sind (z.B. sog. Gastrointestinale Stromatumoren, GIST), Nierentumore oder manchmal Sarkome, können im Einzelfall auch operativ entfernt werden.

Metastasen bei Brustkrebs

Auch beim Brustkrebs kann unter bestimmten Umständen eine chirurgische Entfernung von Leberherden sinnvoll sein. Hierzu zählen meist Patientinnen mit längerem Krankheitsverlauf und wenigen Leberherden ohne Manifestationen ausserhalb der Leber. Ob Sie für einen solchen Eingriff in Frage kommen, kann nur im Einzelfall entschieden werden.

Fuchsbandwurm

Bestimmte parasitäre Erkrankungen der Leber wie z.B. der Fuchsbandwurm oder Echinococcus muss manchmal operiert werden. Hierzu zählt z.B. der Ecchinococcus multilocularis, der sich wie ein Krebs ausbreiten kann. Begleitend und vorbereitend muss immer eine medikamentöse Therapie (meist Albendazol) verabreicht werden.

Eingriffe an der Leber

Atypische Leberresektion

Hierbei werden ein oder mehrere kleinere Teile der Leber durch Keilresektionen entfernt. Dies reicht z.B. bei randständig gelegenen Tumoren oft aus. Es verbleibt eine kleiner Defekt im Lebergewebe, der oft wieder durch das Nachwachsen von Lebergewebe geschlossen wird. Der Aufenthalt in der Klinik beträgt meist nur 5-7 Tage.

Hemihepatektomie rechts/links

Bei dieser wesentlich grösseren Operation wird entweder die rechte oder linke Leberhälfte vollständig entfernt. Dieser Eingriff wird z.B. oft bei Vorliegen von Lebermetastasen (z.B. eines Dickdarmkrebses) durchgeführt. Da die Leber zwei grosse Hauptlappen hat (jeder besteht aus 4 Segmenten) kann jeder dieser Lappen entfernt werden. Voraussetzung ist, dass die verbleibende Leber gesund ist. Sie wächst dann rasch wieder auf ca. 85% des Ausgangsvolumens heran (innerhalb weniger Wochen/Monate).

Erweiterte Hemihepatektomie rechts/links

Bei diesem sehr grossen Lebereingriff wird ca. 75% der Leber (6 der 8 Segmente) entfernt. Dieser Eingriff muss z.B. beim sogenannten Klatskintumor, einem bösartigen Tumor der Gallenwege in der Leberpforte durchgeführt werden. Da dabei der rechte oder linke Hauptgallengang mitentfernt wird, muss anschliessend eine Dünndarmschlinge an den verbleibenden Gallengang angenäht werden, damit die in der Leber produzierte Galleflüssigkeit korrekt abfliessen kann. Die Spitalaufenthaltsdauer ist mit ca. 8-12 Tagen anzusetzen.

Swiss Surgery
Prof. Dr. med. Jan Schmidt
Kappelistrasse 7
8002 Zürich

Persönlich durchgeführte Operationen an der Leber

Krebserkrankungen mit Metastasen in der Leber

Unterschiedliche Krebserkrankungen können Metastasen in der Leber bilden. Durch die Fortschritte in der Medizin sind auch bei einer solchen Erkrankung Behandlungen durch verschiedene Therapieansätze möglich. Prof. Dr. med. Jan Schmidt und Dr. med. Daniel Helbling zeigen den Behandlungsablauf unter der Voraussetzung einer interdisziplinären Zusammenarbeit auf. 

Leber- und Pankreaskrebs: Was, wenn Blutgefässe betroffen sind?

Bis vor Kurzem galten in Blutgefässe eingewachsene Tumoren als inoperabel. Neue kombinierte viszeral- und gefässchirurgische Techniken bringen auch bei Tumoren in der Leber oder der Bauchspeicheldrüse Hoffnung für die Betroffenen.

Irreversible Elektroporation

NZZ am Sonntag, 29.09.2013: Mit Stromstössen gegen Krebs

Ein neues Verfahren zerstört schwierig zu operierende Tumoren durch die Haut und schont umliegendes Gewebe.