Sommerfrische

 

«Zupf dir ein Wölkchen aus dem Wolkenweiß,

Das durch den sonnigen Himmel schreitet.

Und schmücke den Hut, der dich begleitet,

Mit einem grünen Reis.

 

Verstecke dich faul in der Fülle der Gräser.

Weil's wohltut, weil's frommt.

Und bist du ein Mundharmonikabläser

Und hast eine bei dir, dann spiel, was dir kommt.

 

Und lass deine Melodien lenken

Von dem freigegebenen Wolkengezupf.

Vergiss dich. Es soll dein Denken

Nicht weiter reichen als ein Grashüpferhupf.»

Wie schön wäre es, wir könnten dem Dichter Joachim Ringelnatz folgen und alles vergessen, was uns umtreibt und uns Sorgen macht. Und vielmehr darauf achten, was uns trotz aller Anfechtungen und Herausforderungen Schönes und Kostbares begegnet und widerfährt.

Es ist schon so: Oft ist es einfacher, zu beklagen und bedauern, was nicht so ist, wie wir es gerne hätten. Unsere ganze Aufmerksamkeit auf Schwieriges und Unerfülltes zu richten – statt dankbar zu erkennen, was uns im Leben gelingt, wer sich um uns bemüht und was alles, wenn auch langsam, heilt, wächst und gedeiht.

Der Sommer lädt uns ein, das Leben in seiner ganzen üppigen Fülle auszukosten und zu geniessen. Ob in den Bergen beim Wandern, ob am Strand am Meer beim Flanieren, ob am See beim Baden, ob daheim auf dem Balkon beim Sünnelen, ob auf dem Schiff am Gleiten, ob im Garten beim Spazieren oder in der Beiz beim kühlen Bier: Leben wir bewusst und geniessen jeden Augenblick, der uns geschenkt wird, allein oder mit anderen Menschen.

Und wenn es unsere Umstände nicht erlauben, den Sommer draussen zu geniessen, dann lassen Sie uns versuchen, unsere inneren sonnigen Schätze zu entdecken. All das, was wir im Laufe unseres Lebens an guten Erfahrungen und schönen Erlebnissen gesammelt haben.

Ich wünsche Ihnen von Herzen einen gesegneten Sommer!
Ihre Klinikseelsorgerin Katharina Hoby

Katharina Hoby
Katharina Hoby
Pfarrerin