Die interventionelle Radiologie ist ein Teilgebiet der Radiologie und umfasst die bildgebende Diagnostik und die bildgesteuerte Therapie. Dabei werden krankhafte Veränderungen unter Einsatz von winzigen Instrumenten untersucht und behandelt.
Man spricht deshalb auch von mikroinvasiver Therapie oder Mikrotherapie. In der Regel kommt die interventionelle Radiologie mit einem einzigen, minimalen Einschnitt aus, so dass nur wenig gesundes Gewebe beschädigt wird.
Durch den Einschnitt werden an dünnen Röhrchen (Kathetern) Instrumente in die Blutbahnen eingeschoben, von wo aus sie die zu untersuchenden oder zu behandelnden Organe erreichen. Weil der Arzt die betroffenen Körperstellen nicht direkt sehen kann, stützt er sich bei seinem Eingriff auf bildgebende radiologische Verfahren wie Ultraschall, Röntgen oder Computertomographie (CT). Bei solchen Eingriffen werden die Patientinnen und Patienten nur lokal betäubt und ambulant behandelt, so dass normalerweise kein längerer Spitalaufenthalt nötig ist. Die Risiken sind weit geringer als bei einer «richtigen» Operation. Das Einsatzgebiet der interventionellen Radiologie ist während der letzten 30 Jahre stetig gewachsen. Heute wird sie unter anderem verwendet, um Biopsien zu entnehmen, verengte Blutgefässe aufzuweiten, Schmerzen zu bekämpfen und Krebserkrankungen zu behandeln.
Interventionelle Gefässtherapie
Die interventionelle Gefässtherapie wendet in der Regel das Ballonkatheter Verfahren an. Durch ein winzig kleines Loch in der Leistengegend wird der Katheter in die Blutbahn eingeführt. Der Ballon an der Spitze des Katheters wird sodann an derjenigen Stelle aufgeblasen, wo das verengte oder verschlossene Blutgefäss mit Hilfe eines bildgebenden Verfahrens lokalisiert wird. Oft setzt der Arzt gleichzeitig eine Gefässstütze, einen so genannten Stent, ein. Der Stent verhindert, dass das Blutgefäss wieder einknickt. So kann das Blut wieder frei durch die behandelte Stelle fliessen.
Onkologische Mikrotherapie
Bei der Behandlung von Krebs kommt die Mikrotherapie vor allem bei Lebertumoren und Metastasen, die sich in der Leber angesammelt haben, zum Einsatz. Um schnell zu wachsen, sind die Tumore auf eine gute Durchblutung angewiesen. Das Ziel der onkologischen Mikrotherapie ist deshalb, die Blutversorgung des Tumors zu kappen und ihn gleichsam auszuhungern. Dies geschieht, indem feine Kügelchen durch den Katheter in jene Blutbahn gespritzt werden, die zum Tumor führt. Die Kügelchen bleiben in den immer feineren Verästelungen der Blutbahnen hängen und verstopfen sie. Der Krebs verödet.
Vaskuläre Diagnostik
Vaskulär bedeutet «die Blutgefässe betreffend». Dementsprechend dient die vaskuläre Diagnostik der Abklärung und Therapie von Gefässerkrankungen. Ein gängiges Beispiel ist die Behandlung von Krampfadern in den Armen und Beinen. Regelrecht revolutioniert wurde die vaskuläre Diagnostik durch die Entwicklung des Doppler-Ultraschallgeräts, das nichtinvasiv messen kann, wie schnell das Blut durch Adern oder Venen fliesst. Durch die modernen bildgebenden Verfahren lässt sich heute die Blutversorgung im gesamten Körper abbilden. Von besonderem Interesse ist dabei der Nachweis von Durchblutungsstörungen im Gehirn.
Interventionelle Schmerztherapie
Die interventionelle Schmerztherapie ist vor allem dann die Methode der Wahl, wenn starke Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule auftreten, hervorgerufen beispielsweise durch eine Arthrose oder eine Bandscheibenverletzung. Aber auch Schmerzen an Hüften, der Schulter oder im Kopf können durch die interventionelle Schmerztherapie gelindert werden. Dabei wird mit Hilfe von bildgebenden Verfahren eine Nadel genau bis zur schmerzenden Stelle gestossen. Dort werden empfindungs- oder entzündungshemmende Wirkstoffe hineingespritzt. Eine solche Infiltration des Schmerzherdes richtet sich gezielt auf die Wurzel des Übels. Damit gelingt es oft, den Schmerz punktgenau abklingen zu lassen.
Muskuloskelettale Mikrotherapie
Vielfältig sind die mikrotherapeutischen Eingriffsmöglichkeiten bei Muskeln und Knochen. Im Bereich der Wirbelsäule reichen die Eingriffe von der Knochenmarkentnahme bei Verdacht auf Bakterienbefall oder Krebs über das Einspritzen von künstlichem Knochenmaterial in verletzte Wirbelkörper bis hin zum Wegschmelzen eines kleinen Teils einer gerissenen Bandscheibe oder einer gutartigen Knochengeschwulst (Osteoid-Osteom). Das Wegschmelzen geschieht mit Hilfe von Laserlicht oder Radiofrequenz, die durch einen kleinen Schnitt in der Haut und ein dünnes Glasfaserkabel bis zur betroffenen Stelle geleitet werden, wo sie ihre Energie direkt ins Gewebe entladen.
Wie kann ich mich auf die Untersuchung vorbereiten?
Vorbereitungen zu den Untersuchungen in der Interventionellen Radiologien können stark variieren und sind sehr individuell. Detaillierte Auskunft erhalten sie über die jeweilige Radiologie.
Was geschieht während der Untersuchung?
Während der Untersuchung liegen sie auf einem Untersuchungstisch. Die Stelle des Einschnittes wird lokal betäubt bevor unter sterilen Bedingungen dünne Katheter über den Einschnitt eingeführt werden.
Je nach Art des Eingriffs kann der Schlauch eine Gefässstütze, winzige Pinzetten, Spritzen oder gar ein Glasfaserkabel für Laserlicht mitführen. Die Untersuchung oder Behandlung dauert in der Regel ungefähr eine Stunde. Nachher wird der Katheter entfernt und ein fester Druckverband angelegt, damit keine Nachblutung auftritt.
Braucht es eine Nachbetreuung?
Nach der Untersuchung verschreiben wir bei bestimmten interventionellen Eingriffen vier bis sechs Stunden Bettruhe. Nützen Sie die Zeit im Ambulatorium zur Entspannung. Wenn Sie möglichst ruhig und flach liegen, kann sich die punktierte Stelle schnell wieder schliessen. Sie bekommen eine leichte Mahlzeit serviert und sollten viel trinken, damit der Körper das Kontrastmittel schnell wieder ausscheiden kann. Bitte unternehmen Sie nach dem Austritt keine grösseren körperlichen Anstrengungen.