Die komplexe Speiseröhrenchirurgie und die Chirurgie des Magenkrebses im Bereich der Cardia (Übergang von der Speiseröhre zum Magen) gehört zum Bereich der hochspezialisierten Medizin, da die Sterblichkeit an operativen Eingriffen und die Langzeitprognose von der Erfahrung des Operateurs und der Institution abhängen. So liegt die Sterblichkeit in Kliniken mit grosser Erfahrung an Eingriffen an der Speiseröhre und Cardiaregion bei ≤5%, was dazu führte, dass in vielen Ländern wie auch in der Schweiz diese Eingriffe nur noch an ausgewählten Institutionen durchgeführt werden dürfen.
Nach neuesten Erkenntnissen beruhen diese Unterschiede insbesondere im Management der Komplikationen und wir bieten zu Ihrer Sicherheit diesbezüglich eine 24 Stunden Verfügbarkeit für alle diagnostischen und therapeutischen Behandlungsmöglichkeiten in diesen kritischen Situationen.
Die differenzierte Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen der Speiseröhre und des Magens ist heute interdisziplinär. Wir haben mit unseren Partnern von der Gastroenterologie, Diagnostischen und Interventionellen Radiologie, Nuklearmedizin, Pathologie, Onkologie, Radioonkologie, ORL und Plastische- und Wiederherstellungschirurgie alle diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten zur Verfügung, um komplexe Erkrankungen aber auch Komplikationen nach Eingriffen gemeinsam für Sie zu lösen. Alle Patienten mit Tumoren werden an einem speziellen Tumorboard unter Beteiligung der Radiologen, Gastroenterologen, Onkologen, Radioonkologen und gegebenenfalls zusätzlicher Spezialdisziplinen ausführlich besprochen, um die bestmögliche Behandlung für unsere Patienten zu gewährleisten. Ein eingespieltes Team der Anaesthesie, Intensivmedizin, Physiotherapie und der Pflege auf der Station sichert die Rundumbetreuung auf hohem Niveau und unser spezialisiertes Ernährungsteam sorgt für den nicht immer einfachen Weg zum bestmöglichen Kostaufbau. Die Nachsorge betreiben wir in enger Zusammenarbeit mit unseren geschätzten Zuweisern und wir sind bei allen Problemen jederzeit unkompliziert für Sie erreichbar.
Eingriffe an der Speiseröhre
Speiseröhrenkrebs
Speiseröhrenkrebs
Hierunter fallen zwei unterschiedliche Erkrankungen mit besonderen Risikoprofilen, das Plattenepithelcarcinom und das Adenocarcinom (sogenannte Barrett-Carcinom). Das Adenocarcinom der Speiseröhre ist der Tumor mit der grössten Zunahme aller Krebserkrankungen seit den 70iger Jahren in der westlichen Welt.
Nach intensiver Abklärung u.a. mittels endoskopischem Ultraschall und PET-CT wird das individuell beste Therapiekonzept im interdisziplinären Tumorboard festgelegt. In Zusammenarbeit mit unseren Partnerdisziplinen bieten wir alle hochmodernen Verfahren von der endoskopischen Resektion bei kleinen Tumoren (sogenannte Frühcarcinome) bis zur Vorbehandlung mittels Strahlenchemotherapie und anschliessender radikaler Operation mit systematischer Lymphknotenentfernung an. Speiseröhrenresektionen werden individuell in offener Technik, wann immer aber möglich teilweise (sogenannte Hybrid-Technik) oder komplett in minimal invasiver Technik («Schlüssellochchirurgie») durchgeführt. Nach den Ergebnissen der holländischen Studie führen wir eine standardisierte Lymphknotenentfernung im Bauch und Brustkorb/Mittelfell (sogenannte 2-Feld-Lymphadenektomie), in ausgewählten Fällen zusätzlich am Hals (sogenannte 3-Feld-Lymphadenektomie) durch, um die Prognose zu verbessern.
Wir bevorzugen die Wiederherstellung der Nahrungspassage mit einem Magenschlauch, den wir wann immer möglich hoch im Brustkorb anschliessen (Ivor-Lewis Technik), da hiermit eine sehr gute Schluckfunktion und letztendlich Lebensqualität erzielt werden kann.
Krebs der Übergangregion von Speisenröhre und Magen
Krebs der Übergangregion von Speisenröhre und Magen
Hier führen wir insbesondere im Hinblick auf das Resektionsausmass (Speiseröhre oder Magen oder beides) genaueste Abklärungen durch, um den bestmöglichen Eingriff zu machen. Massgebend sind dabei die international anerkannten Konzepte der Siewert Schule, die diese Tumoren klassifiziert hat und die Therapiestrategien differenziert entwickelt hat.
Gastroösophageale Refluxkrankheit mit und ohne Barrett-Ösophagus
Gastroösophageale Refluxkrankheit mit und ohne Barrett-Ösophagus
Die Refluxkrankheit mit Rückfluss von saurem Magensaft oder Zwölffingerdarmsaft (Galle, Bauchspeicheldrüsenenzyme) mit den Symptomen Sodbrennen und Aufstossen (Regurgitation) ist eine moderne Zivilisationskrankheit.
Bei ausgewählten Patienten, die auf die konservative Behandlung mit Protonenpumpenhemmern (stark säurehemmende Medikamente) nicht adäquat reagieren, diese nicht tolerieren oder keine Langzeitmedikation wünschen, bieten wir nach entsprechender intensiver Abklärung die laparoskopische Fundoplicatio als Ganzmanschette (Fundoplicatio nach Nissen) oder Teilmanschette (Fundoplicatio nach Toupet) an. Bei 90% der Patienten führt dieser Eingriff zu einem langfristig guten Ergebnis.
Vor einer solchen Operation werden im gastroenterologischen Funktionslabor unserer Partner grundsätzlich eine 24Stunden-Impedanz-pH-Metrie (Säuremessung und Mengenmessung des Refluxes vom Magen in die Speiseröhre) und eine High-Resolution Manometrie (Messung des Druckes in der gesamten Speiseröhre und dem unteren Schliessmuskel am Eingang zum Magen) durchgeführt und die Ergebnisse interdisziplinär besprochen. Des Weiteren wird immer eine obere Endoskopie (Speiseröhren- und Magenspiegelung) und ein Breischluck mit radiologischer Darstellung der Speiseröhre und des Magens gemacht. Alle Untersuchungen zusammen erlauben eine kritische Indikationsstellung, insbesondere auch die Identifikation von Patienten, die keinesfalls einen solchen Eingriff erhalten sollten.
Bei einem Anteil der Refluxkranken kommt es zu einem Ersatz der normalen Schleimhaut der Speiseröhre (Plattenepithel) mit einem Zylinderepithel, dem sogenannten Barrett-Epithel. Diese Patienten haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Adenocarcinoms der Speiseröhre (sogenanntes Barrett-Carcinom) und werden bei endoskopischer Entdeckung regelmässig überwacht.
Unsere gastroenterologischen Partner haben neu die Möglichkeit, dieses Epithel mittels einer endoskopischen Sonde (BARRYX-HALO) thermisch zu zerstören, sodass das normale Speiseröhrenepithel wieder aufgebaut wird. Zur Verhinderung des Wiederauftretens des Barrett-Epithels führen wir im Anschluss eine laparoskopische Fundoplicatio durch.
Hiatushernien
Hiatushernien
Kleinere Hiatushernien (sogenannte axiale Hiatushernien), bei denen ein kleiner Teil des Magens oberhalb des Zwerchfelldurchtritts der Speiseröhre zu liegen kommt, sind häufig mit der Refluxkrankheit vergesellschaftet und für sich allein kein Grund für eine Operation. Anders ist es bei den paraösophagealen (neben der Speiseröhre) oder gemischten Hiatushernien bei denen grosse Anteile des Magens (Hiatusriesenhernien bei >50%) oberhalb des Zwerchfelldurchtritts hinter dem Herzen zu liegen kommen. Im Extremfall liegt sogar der ganze Magen dort umgedreht (upside-down Magen) oder es sind noch andere Organe (z.B. Dickdarm) im Bruchsack vorhanden. Bei diesen wird wegen der drohenden Komplikationen (z.B. akute Einklemmungsgefahr) die Operation empfohlen. Wir führen diese Operation laparoskopisch (Schlüsselloch-Technik) analog dem Vorgehen der Gruppe um Professor Luketich an der Universität Pittsburgh, USA, durch, die dieses Verfahren an über 1000 Patienten standardisiert haben.
Achalasie
Achalasie
Es handelt sich um eine seltene Erkrankung der Speiseröhre. Im Allgemeinen wird damit die Unfähigkeit des unteren Ösophagusschliessmuskels (Sphinkter) bezeichnet, sich für den Durchtritt der Speise in den Magen ausreichend zu öffnen. Häufig ist auch die Beweglichkeit (Motilität) der Speiseröhre gestört. Die Erkrankung wird mittels High-Resolution Manometrie (hochspezifische Druckmessung in der Speiseröhre und im unteren Schliessmuskel, dem sogenannten unteren Ösophagussphinkter) eindeutig diagnostiziert und entsprechend der Chicago Klassifikation weiter differenziert (3 Untertypen).
Neben der endoskopischen pneumatischen Ballondilatation ist die laparoskopische Spaltung der Muskulatur der unteren Speiseröhre und der Cardia (sogenannte Heller Myotomie) das Verfahren der Wahl. Diese kombinieren wir immer mit einer 180° Fundoplicatio, um Reflux zu vermeiden. Insbesondere beim jungen Menschen ist die laparoskopische Heller Myotomie mit 180° Fundoplicatio das Verfahren der ersten Wahl.
Divertikel der Speiseröhre
Divertikel der Speiseröhre
Es handelt sich um Ausstülpungen der Speiseröhre, die als Pulsionsdivertikel der Schleimhaut bei erhöhtem Druck oder als Traktionsdivertikel durch Zug von aussen mit Ausstülpung aller Wandschichten vorkommen.
Die Pulsionsdivetikel kommen typischerweise als Zenker Divertikel am Hals oder epiphrenische Divertikel in der unteren Speiseröhre oberhalb des Zwerchfelldurchtritts vor. Während die Pulsionsdivertikel mit zugrundeliegender Motilitätsstörung meist symptomatisch sind z.B. Probleme beim Schlucken (Dysphagie) oder Hochkommen von unverdauter Nahrung (Regurgitation), sind Traktionsdivertikel meist klinisch unauffällig. Zenker Divertikel (Bereich des oberen Schliessmuskels der Speiseröhre) werden heute häufig mittels endoskopischer Spaltung versorgt und müssen nur noch selten offen operiert werden. Epiphrenische Divertikel werden minimal-invasiv (laparoskopisch oder thorakoskopisch) oder offen abgetragen, kombiniert mit einer Spaltung der Muskulatur der Speiseröhre und gegebenenfalls einer 180°-Fundoplicatio zur Verhinderung von Reflux.
Leiomyome der Speiseröhre
Leiomyome der Speiseröhre
Es handelt sich um gutartige Tumore der Speiseröhrenmuskulatur, die wir fast immer minimal-invasiv ausschälen können (sogenannte Enukleation). Eine Entartung dieser Tumoren liegt bei 1/1000 Fällen und ist extrem selten (sogenannte Leiomyosarkome).