Akute Erkrankungen des Herzkreislaufsystems sind ernstzunehmende Notfallsituationen, welche rasch erkannt und zeitverzugslos behandelt werden müssen.
Medizinische Kompetenz, effiziente Alarmierungsstrukturen, unkomplizierte Aufnahmeprozesse und die permanente Verfügbarkeit des gesamten Spektrums der gängigen Notfallinterventionen (von der ambulanten Behandlung, über einen 24 Stunden-Akutinterventionsdienst für Herzinfarkte bis zur herzchirurgischen Versorgung) erlauben eine bestmögliche und moderne Patientenversorgung.
Gemeinsam für eine nachhaltige Behandlung
In der Schweiz kommt es jährlich zu mehreren Tausend Herznotfällen mit einer hohen Frühmortalitätsrate. Mit einer zielgerichteten Diagnostik und umgehenden Erstversorgung im engen Zusammenspiel der medizinischen Partner lässt sich diese reduzieren.
Akute Erkrankungen des Herzkreislaufsystems sind ernstzunehmende Notfallsituationen, die rasch erkannt und zeitverzugslos behandelt werden müssen. Trotz eindrücklichen Fortschritten in den letzten Jahrzehnten sind akute koronare Syndrome/Herzinfarkte, Aortendissektionen, Lungenembolien, neu aufgetretene Rhythmusstörungen, hypertensive Gefahrensituationen/-krisen, Synkopen und die dekompensierte Herzinsuffizienz noch immer Krankheitsbilder, welche substantiell zur Mortalität (und Morbidität) der Schweizerischen Gesamtbevölkerung beitragen*. So weist der durchschnittliche Herzinfarkt auch heute noch eine Frühmortalität (In-hospital) von über 4% auf **.
Um hier eine effiziente langfristige Gesundheitsversorgung sicherzustellen, braucht es ein gut funktionierendes Netzwerk bestehend aus Hausärzten/Grundversorger, Rettungsdiensten und Spitälern für Triage, Erstversorgung und Nachbetreuung der Patienten. Am Beispiel des Myokardinfarkts kann dieser Netzwerkgedanke gut abbildet werden.
*Sterblichkeit und deren Hauptursachen in der Schweiz, Quelle: BFS, 29.4.2013
** Current outcome of acute coronary syndromes, Cardiovascular Medicine 2013;16(4):115–122
Guidelines für die Behandlung
Die Herzinfarktversorgung (siehe Abb. unten) lässt sich in verschiedene Phasen einteilen, wobei jede Phase spezifische Merkmale der medizinischen Versorgung, unterschiedliche Zeitfenster und Kommunikationsschnittstellen aufweist*.
Die Diagnose eines akuten ST-Hebungsinfarktes (STEMI) sollte in der Regel innerhalb der ersten 10 Minuten nach dem medizinischen Erstkontakt (Hausarzt, Rettungsdienst vor Ort, Notfallstation) erfolgen. Eine Akutintervention im nächstgelegenen Herzkatheterlabor mittels einer Direktzuweisung durch den medizinischen Erstkontakt ist innerhalb der ersten 12-24 Stunden nach dem Schmerzereignis sinnvoll. In diesem Zeitfenster zählt jede Minute; der Patient soll so schnell wie möglich einer Akutbehandlung zugeführt werden. Das Ziel einer optimalen Versorgung ist es, einen Eingriff innerhalb der ersten 60-90 Minuten nach dem medizinischen Erstkontakt durchzuführen.
Beim Nicht-ST-Hebungs-Myokardinfarkt (NSTEMI) oder der instabilen Angina pectoris ergibt sich die adäquate Akutbehandlung aus der initialen Risikostratifizierung: So kann ein einmaliges Schmerzereignis mit negativem EKG-Befund und ohne Anstieg von laborchemischen Infarktmarkern durchaus elektiv im Verlauf weiterabgeklärt werden (Belastungstest, Bildgebung, o.a.), während ein Patient mit anhaltenden Schmerzen trotz Erstversorgung auch ohne ST-Hebungen direkt einer kathetertechnischen Akutintervention zugeführt werden sollte.
*ESC Clinical Practice Guidelines, European Heart Journal 2012;33:2569-2619
Medikamentöse Erstversorgung und Nachbehandlung
Die medikamentöse Erstversorgung des STEMI unterscheidet sich nur unwesentlich vom NSTEMI/instabiler Angina pectoris, einzig in der antithrombotischen Therapie gibt es unterschiedliche Protokolle. Durch den Einsatz moderner medikamentöser, interventioneller und logistischer Behandlungsstrategien lässt sich Mortalität und Morbidität in der Frühphase des Herzinfarktes reduzieren.
Für einen nachhaltigen Behandlungserfolg ist allerdings die Nachbehandlung von zentraler Bedeutung: Mit der initialen Intervention wird lediglich das akute Problem (Herzinfarkt) behandelt, die Krankheit (koronare Herzkrankheit/Atherosklerose) wird nicht geheilt. Entsprechend wichtig ist die langfristige konsequente Kontrolle der kardiovaskulären Risikofaktoren nach sekundär-präventiven Zielwerten. Der Einsatz der antithrombotischen Therapie bedarf im Verlauf häufig einer dem Patienten angepasste Medikamentenkombination (je nach Blutungsrisiko, gleichzeitige Indikation für eine orale Antikoagulation, anstehende Operationen, optimale Dauer, etc.) – hier ergibt sich die optimale Lösung meist aus einer direkten Absprache zwischen nachbehandelndem Arzt und dem Spezialarzt/Kardiologen.
Patienten mit Herzinsuffizienz
Patienten, welche eine Herzinsuffizienz entwickeln, bedürfen erhöhter Aufmerksamkeit. Diese Patienten finden nach einem Herzinfarkt besonders schwer in den Alltag zurück, sind in ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit limitiert und haben eine schlechte Prognose (Mortalität/Morbidität). Obschon die heutigen Medikamente wirksam sein können, ist die Installation einer ausgebauten Herzinsuffizienztherapie ein langwieriger Prozess über mehrere Wochen (Auftitrierung ACE-Hemmer/Betablocker, klinische/laborchemische Kontrollen, ev. Aldosteronantagonist implementieren, kurz-/langfristiger Diuretika-Einsatz, etc.). Zudem gilt es, die Patienten zu identifizieren, welche von spezifischen Herzinsuffizienztherapien (z.B. implantierbarer Defibrillator (ICD), kardiale Resynchronisationstherapie (CRT), medikamentöse/mechanische Kreislaufunterstützung, Herztransplantation) profitieren würden.
Wie hier exemplarisch für den Herzinfarkt dargestellt wurde, gilt grundsätzlich für jeden „HerzNotfall“. Zielgerichtete Diagnostik, zeitverzugslose Erstversorgung/Intervention und koordinierte Nachbetreuung sind die Basis für einen nachhaltigen Behandlungserfolg.
HerzNotfall-Nummer
Direktnummer für Notärzte / Grundversorger / Zuweiser / Sanitäter / Partnerspitäler
(Patienten ALLER Versicherungsklassen):
T +41 44 387 35 35