Blasen- und Beckenbodenschwäche gehören zu den am weitesten verbreiteten Krankheiten. Die Beschwerden haben grossen Einfluss auf die Lebensqualität und verursachen einen erheblichen Leidensdruck. Informieren Sie sich über die unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten im Beckenbodenzentrum Hirslanden Klinik Aarau

Durch die moderne Infrastruktur und entsprechende Diagnostik sowie die Zusammenarbeit des interdisziplinären Teams können Störungen des Beckenbodens erkannt und entsprechend behandelt werden. 

Die ärztliche Behandlung der Patientinnen und Patienten wird durch die Pflege und Physiotherapie ergänzt.

Zum Behandlungsspektrum des Zentrums gehören unter anderem Muskeltraining mittels Beckenbodenübungen (Physiotherapie), Nervenstimulationen, weitere schmerztherapeutische Behandlungen und minimal-invasive Operationen.

Unsere Kompetenzen

Blasenentzündungen

Kurzbeschrieb
Sie haben regelmässig Blasenentzündungen, die Sie zum Teil selber behandeln und zum Teil mit Antibiotika behandeln lassen müssen.

Ursachen
Durch Bakterien, die durch die Harnröhre aufsteigen und sich in der Blase vermehren, entstehen Blasenentzündungen. Sowohl Männer als auch Frauen sind von Blasenentzündungen betroffen, wobei solche Entzündungen bei Männern infolge längerer Harnröhre seltener vorkommen. Vermehrter Restharn nach dem Wasserlösen begünstigt Blasenentzündungen zudem. Bei Männern kann dies infolge einer Prostatavergrösserung vorkommen. Aber auch bei Harnsteinen oder Tumoren der Blase oder Niere kommen Blasenentzündungen häufig vor. Wenn Sie an wiederkehrenden Blasenentzündungen leiden, sollte Sie diese durch einen Urologen abklären lassen.  Ein Untersuch des Urins sowie das Anlegen einer Urinkultur dienen dem Nachweis von Bakterien.  

Symptome
Bakterien und die Immunabwehr des Körpers verursachen eine schmerzhafte Reizung der Blasenschleimhaut. Die Folgen sind häufiges Wasserlassen in meist kleinen Portionen, Schmerzen in der Harnröhre sowie gelegentlich sichtbare Blutbeimengungen im Harn und eventuell Fieber.

Behandlung
Eine kurze Antibiotikatherapie und die Erhöhung der Trinkmenge heilt eine einfache Blasenentzündung meist rasch aus. Eine längerdauernde Antibiotikatherapie sowie weitere Untersuchungen sind bei einer komplizierten Blasenentzündung oder wiederkehrender Infektsituationen nötig.

Chronic Pelvic Pain Syndrom (chronischer Beckenbodenschmerz)

Kurzbeschrieb
Das „Chronic Pelvic Pain Syndrom“ (CPPS) oder der chronische Beckenbodenschmerz ist eine der häufigsten Ursachen für Schmerzen im Bereich des kleinen Beckens. Es können verschieden Organsysteme, wie z. B. Blase, Darm, Genitalien oder Prostata betroffen sein.

Ursachen
Dem Krankheitsbild des chronischen Beckenbodenschmerzes können viele Ursachen zugrunde liegen. Eine Ursache ist eine Verspannung der Beckenbodenmuskulatur mit schmerzhaften Triggerpunkten im Ansatzbereich der Muskulatur des knöchernen Beckens. Des Weiteren spielen chronische Blasenentzündungen, chronische Entzündung der Prostata beim Mann und Endometriose bei Frauen eine wichtige Rolle. Häufige Ursache ist auch eine nichtinfektiöse chronische Harnblasenerkrankung (Interstitielle Cystitis). Auch psychosomatische Beschwerden werden mit dem Krankheitsbild in Verbindung gebracht.

Symptome
Der Beckenbodenschmerz äussert sich in Schmerzen im Bereich des Beckens, die bis in die Leistengegend ausstrahlen können. Hauptschmerzbereiche sind Prostata (Vorsteherdrüse), Perineum (Damm zwischen Darmausgang und Hodensack), Penis (bei Männern), weibliche Geschlechtsorgane, Harnröhre, Harnblase, Unterbauch und Rücken. Es können ein erhöhter Harndrang oder eine Pollakisurie (Toilettengänge mit wenig Urin), Harnträufeln oder auch eine Nykturie (vermehrtes nächtliches Wasserlassen) bestehen.

Behandlung
Um die Diagnose "chronischer Beckenbodenschmerz" zu stellen, steht an erster Stelle das ausführliche Gespräch mit dem Urologen, Gynäkologen oder Chirurgen. Anhand der geschilderten Krankheitszeichen werden die weiteren Untersuchungsschritte eingeleitet. Ist keine ursächliche Behandlung möglich, kommt eine schmerztherapeutische Behandlung in Frage. Neben der Schmerzreduktion ist die Verbesserung der Lebensqualität ein wichtiges Ziel. Im Rahmen einer multimodalen Schmerztherapie werden neben einer medikamentösen Behandlung verschiedene konservative Massnahmen, wie z.B. Beckenbodentraining, Physiotherapie, Muskelentspannung, lokale Massnahmen, TENS (Transkutane Elektrische Nerven Stimulation) und Patientenedukation eingesetzt.

Senkungsbeschwerden

Kurzbeschrieb
Sie verspüren ein Ziehen mit Druckgefühl oder Fremdkörpergefühl in der Scheide oder im Becken, möglicherweise begleitet von Blasen- und Darmentleerungsstörungen. 

Ursachen
Wenn die Muskulatur im Beckenboden und die «Befestigung» der inneren Organe (Harnblase, Enddarm, Gebärmutter) diese nicht mehr an ihrem Platz halten können, senken sich diese Organe ab. Dies führt zu einem Ziehen mit Druckgefühl oder Fremdkörpergefühl in der Scheide, im Bereich der Hämorrhoiden, des Mastdarms oder im Becken. Gründe dafür können übermässige Belastungen sein, beispielsweise durch vaginale Geburten, schwere körperliche Arbeit, chronischer Husten oder Übergewicht. Aber auch ein Hormonmangel nach der Menopause oder eine angeborene Bindegewebeschwäche können Ursache für eine Beckenbodenschwäche sein. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, an einer Senkung der Beckenorgane zu leiden. Zudem gibt es Hinweise auf eine vererbte Veranlagung zu diesem Krankheitsbild.

Diagnostik
Mittels Ultraschall im Becken beurteilt der behandelnde Arzt die Lage, Form und Struktur der Organe. Eine urodynamische Untersuchung kann die Auswirkungen der Senkung auf die Blasen- und Beckenbodenfunktion aufdecken.

Behandlung
Die Therapie von Senkungsbeschwerden ist sehr breit. Es kommen konservative (ohne chirurgische Therapie) aber auch operative Verfahren zum Zug. Bei der konservativen Therapiemöglichkeiten sehen wir vor allen die Physiotherapie aber auch die Therapie mit Pessaren, welche häufig eine Besserung bringt. Falls die konservative Therapie nicht erwünscht oder nicht zum Ziel führt wäre dann die chirurgische Therapie sinnvoll. Hierbei wird heute in der Regel minimal invasiv operiert und der Vorfall über eine Bauchspiegelung wieder korrigiert. So erholen Sie sich sehr schnell und die Resultate sind vor allem auch gegenüber den vaginalen Eingriffen deutlich besser. 

Stuhlinkontinenz

Kurzbeschrieb
Sie verlieren ungewollt Stuhl, haben keine Kontrolle über Ihre Blähungen oder müssen notfallmässig eine Toilette aufsuchen und verlieren Stuhl, wenn Sie die Toilette nicht rechtzeitig erreichen. Vielleicht haben Sie sich noch nie getraut, diese Probleme in der hausärztlichen Praxis oder im Kreis der Verwandten und Freunde anzusprechen. Das geschieht leider oft, aber Ihnen kann geholfen werden. Sie sind nicht alleine!

Ursachen
Frauen sind häufiger von Stuhlinkontinenz betroffen als Männer, weil Geburten für den Beckenboden eine erhebliche Belastung darstellen. Verletzungen am Schliessmuskel durch einen Dammriss oder einen nicht ganz optimalen Dammschnitt oder eine geschwächte Fixation des Enddarmes sowie eine Schwächung der Trennwand zwischen Mastdarm und Scheide können die Folge sein. Diese Belastung kann sich zu einer späteren Stuhlinkontinenz entwickeln. 

Weitere Gründe können chirurgische Operationen im Analbereich (z.B. Hämorrhoiden-Operationen) oder neurologische Störungen wie Multiple Sklerose oder Querschnittlähmungen oder ein Befall der Nerven im Rahmen eines Diabetes sein.

Diagnostik 
Für die Ursachenforschung einer Stuhlinkontinenz sind neben einer Basisuntersuchung des Enddarmes der anorektale Ultraschall (Endosonographie), die anorektale Druckmessung (Manometrie), sowie die funktionelle Magnetresonanzuntersuchung (MR-Defäkographie) des Beckenbodens unverzichtbar.

Während der anorektale Ultraschall zur Erkennung von Schädigungen am Schliessmuskel dient, kann mittels der anorektalen Druckmessung die Funktion des Schliessmuskels und die Sensibilität des Enddarmes gemessen werden. Die Sensibilität und die adäquate Wahrnehmung des Stuhldranges sind entscheidende Faktoren der Kontinenz.

Bei der Magnetresonanz-Defäkographie werden die Bewegungen des Beckenbodens und der darüberliegenden Beckenorgane während des Stuhlganges aufgezeichnet. Durch diese Aufzeichnung können Veränderungen des Beckenbodens und Funktionseinschränkungen entdeckt werden, die nur während des Stuhlganges auftreten.

Behandlung
Die Stuhlinkontinenz wird primär mit Stuhlregulation behandelt. Mit einer geeigneten Ernährung kann die Stuhlkonsistenz und -frequenz beeinflusst werden. Dabei kann auch ein Stuhltagebuch hilfreich sein, um den Zusammenhang zwischen Nahrungsmitteln und dünnem Stuhl oder Stuhlverlust erkennen zu können.

Häufig kann auch ein Beckenbodentraining unter physiotherapeutischer Anleitung in Kombination mit Biofeedback hilfreich sein.

Wenn die konservativen Therapien nicht ausreichend weiterhelfen, kommen je nach Ursache der Stuhlinkontinenz verschiedene Operationen in Frage.

Ein defekter Schliessmuskel kann unter Umständen genäht werden (Sphinkterrepair), um seine Funktion wiederherzustellen. Des Weiteren kann die Stabilisierung des Beckenbodens (laparoskopische Sakrokolporektopexie) einen positiven Effekt auf die Kontinenz haben.

Bei der sakralen Neuromodulation/Nervenstimulation (SNS) werden die für die Kontinenz wichtigen Beckenbodennerven mit feinen elektrischen Impulsen stimuliert. Dies hat eine verbesserte Empfindlichkeit des Enddarmes zur Folge, so dass der Stuhldrang früher bemerkt wird. Eine solche Stimulation ist nicht mit Schmerzen verbunden, sondern verursacht maximal ein feines Kribbeln im Bereich des Afters. Eine Sonderform der elektrischen Stimulation stellt die PTNS (perifere Tibialis-Nerven Stimulation) dar. Bei dieser Therapieform werden die gleichen Nervenwurzeln wie bei der SNS stimuliert, allerdings eben perifer, d.h. im Bereich des Fusses. SNS und PTNS bieten ausgezeichnete Behandlungsresultate in der Therapie von stuhlinkontinenten Patientinnen und Patienten. 

Urininkontinenz (Blasenschwäche)

Kurzbeschrieb
Unter Urininkontinenz versteht man das Unvermögen, den Urin in der Blase zu halten. Unterschieden wird zwischen Belastungsinkontinenz und Dranginkontinenz, wobei auch eine Mischform vorkommen kann.

Ursachen
Ursache für eine Belastungsinkontinenz ist meist ein zu schwacher Blasenschliessmuskel. Auch können direkte Schädigungen durch Operationen oder Störungen der Nervenversorgungen des Schliessmuskels zu einer Belastungsinkontinenz führen.

Eine Dranginkontinenz wird oft durch einen überaktiven Blasenmuskel verursacht, der gegen den intakten und verschlossenen Schliessmuskel Urin aus der Blase presst. Dann treten typischerweise Drangbeschwerden (häufiger Harndrang) mit Urinverlust als Symptome auf.
  
Beschwerden
Die Belastungsinkontinenz tritt oft bei körperlicher Anstrengung (Pressen, Husten, Laufen, Heben) auf. Dabei kommt es zu tropfen- bis portionenweisem Urinverlust. Bei der Dranginkontinenz tritt ein imperativer Harndrang auf, so dass die Blasenentleerung nicht mehr aufgehalten werden kann und es zu ungewolltem Urinverlust kommt. Bei beiden Inkontinenzformen kann die verlorene Urinmenge von Tropfen bis zur ganzen Blasenfüllung reichen.

Untersuchung und Diagnostik
In der Praxis klären wir in einem Gespräch mögliche Krankheitsfaktoren (Voroperationen, Nervenerkrankungen, Diabetes usw.), darauf folgt die körperliche Untersuchung.  Im Anschluss daran führen Patienten oftmals ein Miktionstagebuch, in welchem sie Blasenentleerung und Urinverlust aufzeichnen. Zur besseren anatomischen Beurteilung nehmen wir auch eine Harnröhren- und eine Blasenspiegelung vor. Bei komplexen Fällen führen wir eine Blasenfüllungs- und Entleerungssimulationstestung (Urodynamik) zur erweiterten Diagnostik durch.

Behandlung
Die Therapie der Urininkontinenz handelt sich nach den Wünschen der Patientin. Hier kommen vor allem bei der Dranginkontinenz medikamentöse, aber auch interventionelle Verfahren zur Anwendung. Viele Medikamente helfen bei Drangbeschwerden, auch Injektionen in die Blasenwand können hier sehr erfolgsversprechend sein.

Bei der sogenannter Stressinkontinenz kommen die Physiotherapie aber auch chirurgische Verfahren zur Anwendung. Bei der Physiotherapie wird die Beckenmuskulatur gestärkt, damit kein Urin mehr verloren geht. Hilft die Physiotherapie nicht oder ist nicht erwünscht, kommen chirurgische Verfahren hier allen voran die TVT-Operation (Bändchen Operation der Harnröhre) zum Einsatz, welche in lokaler Anästhesie (ohne Narkose) durchgeführt werden kann und sehr hohe Erfolgsraten aufweist.

Verstopfung (chronisch)/Probleme bei der Darmentleerung

Kurzbeschrieb
Sie leiden unter hartem, schmerzhaftem oder seltenem Stuhlgang. Sie haben das Gefühl einer unvollständigen Entleerung des Darms, müssen beim Stuhlgang stark pressen oder sogar mit dem Finger nachhelfen. Sie haben weniger als drei Stuhlgänge pro Woche. Ein weicher Stuhlgang ist Ihnen nur mit Abführmitteln möglich und sie finden oftmals hellrote Blutspuren im Wasser der Toilette oder auf dem Papier.

Ursachen

Verstopfungen werden häufig auf eine geringe Flüssigkeitszufuhr, zu wenig Ballaststoffe in der Nahrung oder zu wenig Bewegung zurückgeführt. Die Ursachen für Verstopfungen sind jedoch viel komplexer.

Es gibt Verstopfungen aufgrund einer sogenannten «Darmträgheit», bei der der Darminhalt zu langsam zum Enddarm transportiert wird.

Bei einer funktionellen Verstopfung wird der Inhalt zwar in einer normalen Transportzeit zum Enddarm transportiert, der Körper unterdrückt jedoch die Entleerung zum Beispiel bei Stress.

Als dritte Variante kann eine gestörte Stuhlentleerung aufgrund eines strukturellen Problems des Beckenbodens/Enddarmes vorliegen.

Oftmals tritt Verstopfung als Nebenwirkung einer Dauermedikation auf. Weiter gibt es krankheitsbedingte Ursachen für Verstopfungen bei Darmerkrankungen wie Reizdarmsyndrom, Hämorrhoiden, Analfissuren, Darmkrebs; bei Nervenerkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson, Verletzungen der Wirbelsäule oder bei Stoffwechselerkrankungen/Hormonstörungen wie Diabetes oder bei einer Schilddrüsenfehlfunktion. 

 

Diagnostik
Nebst der Erhebung des Beschwerdebildes können eine Untersuchung des Enddarmes mit dem Finger und eine Spiegelung des Analkanals oder des gesamten Dickdarmes sehr aufschlussreich sein.

Mittels Magnetresonanz-Defäkographie lassen sich Bewegungen des Beckenbodens während des Stuhlganges aufzeichnen. Durch diese Aufzeichnung können Veränderungen des Beckenbodens und Bewegungen der inneren Beckenorgane entdeckt werden, die nur während des Stuhlganges auftreten und so für die Verstopfung verantwortlich sind.

Mit einer anorektalen Druckmessung (Manometrie) können die Funktion des Schliessmuskels und die Sensibilität des Enddarmes gemessen werden.

Eine Transitzeitmessung kann eine verlangsamte Transportkapazität im Dickdarm aufdecken.

Je nach Symptomen kann zudem eine Blutuntersuchung zum Ausschluss von hormonellen Störungen dienen. 

Behandlung
Als Basismassnahme gilt die Umstellung der Lebensgewohnheiten. Dazu gehört häufigeres Trinken, die Einnahme von mehr Ballaststoffen und mehr Bewegung. Daneben werden häufig natürliche Stuhlregulatoren wie Weizenkleie, Leinsamen oder Feigen eingesetzt.

Primär wird stets die Ursache der Verstopfung gesucht und dann entsprechend behandelt. Dies kann eine medikamentöse oder chirurgische Behandlung des Dickdarmes, des Enddarmes oder des Anus bedeuten. Dabei muss stets der Beckenboden als Ganzes betrachtet und gegebenenfalls auch als Ganzes repariert werden.

Als funktionelle Behandlung gelten Beckenbodentraining unter physiotherapeutischer Anleitung ergänzt mit einem Biofeedback und eine Stimulation der Beckenbodennerven.

Beckenbodenzentrum Hirslanden Klinik Aarau
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