Ein Riss in der Rotatorenmanschette bedeutet, dass eine oder mehrere Sehnen der muskulären Struktur, die das Schultergelenk stabilisiert und bewegt, beschädigt oder gerissen sind. Diese Sehnen umschliessen das Schultergelenk wie eine Kappe und helfen bei der Bewegung und Stabilisierung der Schulter. Ein solcher Riss kann Schmerzen, eingeschränkte Beweglichkeit und Kraftverlust im Arm verursachen.
"Ich (w., 68 Jahre) habe die Diagnose Riss in der Rotatorenmanschette bekommen. Ist eine Operation zwingend?"
"Bei einer solchen Diagnose wird Sie Ihr Hausarzt, Ihre Hausärztin erst in die Physiotherapie überweisen. Wenn diese Therapie längerfristig keine Linderung verspricht, die Schmerzen zunehmen, Sie nicht mehr schlafen können, sollte ein MRI (bildgebendes Verfahren) gemacht werden. Dies kann über die Hausarztpraxis oder über einen Orthopäden veranlasst werden. Die Ergebnisse vom MRI werden dann möglichst differenziert angeschaut. Wenn immer möglich, sollten erst alle konservativen Möglichkeiten wie Physiotherapie, Cortisoninjektionen oder entzündungshemmende Medikamente ausgeschöpft werden. Es gibt Patienten, bei denen sich die Schmerzen durch Physiotherapie oder andere therapeutische Methoden verringern. Wenn der Leidensdruck jedoch sehr hoch ist, ist eine Operation die zuverlässigste Lösung, um eine Schmerzlinderung zu erzielen. Allerdings muss hier betont werden, dass ein Riss in der Rotatorenmanschette nicht zwingend operiert werden muss. Wenn der Patient, die Patientin die Schulter weiter uneingeschränkt bewegen kann und kaum Schmerzen verspürt, kann auf eine OP verzichtet werden. Die Entscheidung liegt schlussendlich bei den Patienten. Sie dürfen sich gerne für eine Zweitmeinung über Ihre Hausarztpraxis an unsere Spezialisten bei der Ortho Aarau in der Hirslanden Klinik Aarau überweisen lassen", sagt Dr. med. Claudio Cerletti, Facharzt für orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparats.
Bei welchen Beschwerden zum Arzt?
Bei anhaltenden, seit Wochen spürbaren Schulterschmerzen sollte man die Hausarztpraxis für erste Abklärungen aufsuchen. Ein Arztbesuch ist auch angezeigt, wenn der Arm in der Funktion eingeschränkt ist und die Kraft fehlt, ihn vollständig zu heben. Oder aber, wenn sich die Schulter instabil anfühlt. All dies kann ein Indikator für einen Sehnenriss sein. Je nachdem, welche und wie viele Sehnen betroffen sind und wie gross der Riss ist, können die Symptome variieren. "Häufig tritt ein Sehnenriss durch einen altersbedingten Verschleiss auf", sagt Dr. Cerletti. Zusätzlich können Verletzungen, eine Überbelastung oder degenerative Veränderungen dafür verantwortlich sein. Für eine vertiefte Abklärung wird der Besuch eines Orthopäden, einer Orthopädin empfohlen.
Rehabilitation braucht Zeit
"Primär muss geklärt werden, wie der Zustand der gerissenen Sehne ist. Wenn sie noch gut erhalten ist, kann sie mittels einer arthroskopischen Operation auf den Knochen fixiert werden", sagt Dr. Cerletti. Nach zwei Nächten im Spital können die Patienten wieder nach Hause. Dann folgt der intensive Teil mit einer Ruhigstellung für sechs Wochen in einem Gilet oder einem Abduktionskissen. "Die Schulter darf in dieser Zeit nicht selbst bewegt werden. Der Sehne muss man Zeit geben, damit sie wieder anwachsen kann", betont der Orthopäde. Danach folgen weitere vier bis sechs Wochen mit leichten Bewegungen, die nur mit eigener Muskelkraft ausgeführt werden dürfen. Erst nach drei Monaten dürfen Gewichte gehoben werden. Autofahren ist nach etwa zwei Monaten möglich. Die gesamte Reha nimmt sechs Monate in Anspruch. Bis zur vollständigen Genesung kann ein Jahr verstreichen. Dieses schultererhaltende Verfahren wird bei Patienten mit reparablen Sehnenrupturen bevorzugt gewählt. Bei Personen mit irreparablen Sehnenrissen kommen Schulterprothesen zum Einsatz.
Was begünstigt Schulterprobleme?
Die wichtigsten Risikofaktoren sind das Alter und grosse Überkopfbelastungen, beispielsweise beim Sport oder der Arbeit. Der Schaden kann aber auch durch einen Unfall entstehen. Zudem haben Raucher, Diabetiker und Menschen mit grossem Übergewicht ein erhöhtes Risiko, eine Rotatorenmanschettenruptur zu bekommen.